Er hat wie wenige andere in Deutschland die Belange von Natur und Umwelt in den Mittelpunkt seines beruflichen und ehrenamtlichen Wirkens gestellt und das Jahrzehnte vor vielen Parteien und Bürgerbewegungen: Prof. Dr. Gerhard Kneitz. Am Montag ist der Mitbegründer des BUND im Alter von 85 Jahren in Remlingen (Lkr. Würzburg) gestorben.
Schon 1967 übernahm der gebürtige Aschaffenburger Kneitz in Würzburg den Vorsitz des naturwissenschaftlichen Vereins, den er beispiellose 51 Jahre innehaben sollte. Als 1975 im Marktheidenfelder Hotel "Zur Schönen Aussicht" der Bund Naturschutz Deutschland (BUND) gegründet wurde, war er dabei und anschließend 14 Jahre Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats. Die Gründung von rund 30 Ortsgruppen hat der Remlinger in den Folgejahren angestoßen, wobei er schon 1973 die Kreisgruppe Würzburg des Bunds Naturschutz in Bayern (BN) ins Leben gerufen hatte. 20 Jahre war er deren Vorsitzender.
Von 1974 bis 1999 lehrte Gerhard Kneitz am Institut für Angewandte Zoologie der Universität Bonn. Natürlich nutzte er als Berufspendler die Bahn. Als Naturschützer hatte er die Heimat im Blick, initiierte beispielsweise vor rund 35 Jahre das Rhönschafprojekt oder engagierte sich jahrzehntelang beim Kampf gegen den Hafenlohrtalspeicher, blickte aber auch weit über den engeren Horizont hinaus. So war er 1986 Mitorganisator des bislang einzigen Deutschen Umweltschutztages oder nahm 1992 für Deutschland an der UNO-Weltklimakonferenz in Rio de Janeiro teil.
45 Jahre lang gehörte der Wissenschaftler dem Naturschutzbeirat der Regierung von Unterfranken an. Für seine Verdienste erhielt er zahlreiche Ehrungen, darunter auch das Bundesverdienstkreuz am Bande und 1. Klasse. Neben der Natur zählte das Zeichnen zu den Leidenschaften von Kneitz. Zehntausende Skizzen dokumentieren seine genaue Beobachtung von Landschaft, Mensch und Natur und seinen feinen Humor, den er in Karikaturen deutlich werden ließ.
Der emeritierte Zoologie-Professor wird an diesem Freitag um 14.30 Uhr in seinem Heimatort beigesetzt.