Es ist ein warmer Nachmittag im Spätsommer. Am Himmel sind nur vereinzelt Wolken zu sehen. Das Thermometer misst um die 30 Grad, die dank eines leichten Lüftchens am "terroir f" am Kappellenberg in Frickenhausen aber doch erträglich sind. An besonderen Aussichtspunkten wurden im Fränkischen Weinland sogenannte "terroir f" gestaltet, an denen die Natur mit Landschaftsarchitektur, Kunst und Weinkultur verschmelzen soll.
Jedes "terroir f" widmet sich einem speziellen Weinthema und setzt dieses architektonisch in Szene. Am Kappellenberg in Frickenhausen wurden drei massive Muschelkalkblöcke als Altar errichtet, an dem auch Weinproben stattfinden. Dahinter wurde ein beeindruckender Scherenschnitt aus Cortenstahl mit dem Motiv des letzten Abendmahls von Leonardo da Vinci installiert. Das Thema an diesem Platz ist also unverkennbar: Wein und Bibel.
Das "terroir f" in Frickenhausen widmet sich dem Thema "Wein und Bibel"
Es könnte also keinen besseren Ort geben, um im Rahmen einer Andacht Gottes Segen für die Trauben zu erbitten. Im Mittelpunkt stand der Würzburger Bischof Franz Jung, der die Segnungsfeier unter freiem Himmel abhielt. Links neben dem Altar fanden die Träger der Fahnenabordnungen ihren Platz, rechts neben dem Altar stand der Chor Angelia, der die Andacht gesanglich begleitete. Etwa 100 Besucher, darunter auch viele Weinprinzessinnen, kamen, um die besondere Traubensegnung mitzuerleben.
"Es ist ein Geschenk, wenn man die Früchte der eigenen Arbeit ernten darf" so die Eingangsworte von Bischof Franz Jung, der von der Fränkischen Weinkönigin Eva Brockmann in Form einer Lesung unterstützt wurde. Sie las aus dem 4. Buch Mose "Die Erkundung des Landes Kanaan" vor. Kurz zusammengefasst sollte Moses in dieser Geschichte Abgesandte nach Kanaan schicken, um das Land, das Gott den Israeliten versprochen hatte, zu erkunden.
Die Entsandten berichteten von einem Land, in dem Milch und Honig fließen. Als Beweis brachten sie unter anderem eine Rebe mit einer Weintraube mit, die so groß war, dass sie von zwei Männern auf einer Stange getragen werden musste. Doch in diesem Land würde auch ein starkes Volk wohnen, daher scheuten sie sich, erneut hinaufzuziehen und das Land einzunehmen. So brachten sie unter den Israeliten Gerüchte auf, dass in diesem Land Riesen wohnen würden.
Bischof Jung zieht Parallelen zwischen der Bibel und der heutigen Zeit
Bischof Franz Jung sieht auch heute noch Parallelen zu der Geschichte. Es gehe auch heute um die Abwägung, etwas Neues zu wagen und "von der großen Traube zu träumen" oder sich durch die "Riesen" abschrecken zu lassen. Von Weitem würden die Riesen zunächst groß wirken, doch je näher man ihnen käme, desto kleiner würden sie. Die Riesen gebe es immer noch. Für die Winzer würden sie heutzutage Wassermangel, Inflation und Absatzschwäche heißen. Doch die Winzer hätten immer schon den Mut gehabt, etwas Neues auszuprobieren und Pionier zu sein.
Die Segnung der Trauben soll hierfür für gute Voraussetzungen und eine reiche Ernte sorgen. Artur Steinmann, seit 2009 Weinbaupräsident, ist guter Dinge, sei aber generell "dankbar für das, was wir bekommen". Seine Einladung an alle Gäste zu einem Umtrunk am terroir f nahm ein Besucher dankend an mit den Worten in fränkischer Mundart: "Ich hol a mol a Boggsbeudala" (Ich hole mal einen Bocksbeutel).