In Mainfranken finden sich mehrere „magische Orte des Frankenweins“. Das sind besondere Aussichtspunkte, auf die im Rahmen des Projekts „Terroir F“ durch auffällige Kunstobjekte oder Landmarken aufmerksam gemacht werden soll. Jeder dieser Orte stellt die Verbindung vom Wein zu einem bestimmten Thema dar. Die Idee zu dem Projekt kam von Hermann Kolesch, dem Präsidenten der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau.
Nun steht ein neuer „magischer Ort“ am Kapellenberg im Weindorf Frickenhausen (Lkr. Würzburg) kurz vor der Fertigstellung. Dort bietet es sich an, die Beziehung zwischen Wein und Glauben zum Thema zu nehmen: Entlang der historischen Kapellensteige, die durch die Frickenhäuser Weinberge zum „Terroir F“ führt, ist seit 1987 ein Kreuzweg dargestellt. Dieser endet an der 1699 nach einer Wunderheilung erbauten Valentinuskapelle. Oberhalb der Kapelle ist nun seit Neuestem der Schattenriss einer biblischen Szene zu sehen: das letzte Abendmahl.
Sechs Meter breit und 2,5 Meter hoch ist das aus Cortenstahl geschnittene Werk des Reichenberger Designers Michael Ehlers. „Das Abendmahl im Weinberg“ steht auf Blöcken aus heimischem Muschelkalk, die den Bezug zur Umgebung noch verstärken sollen. Im Hintergrund erstrecken sich die Weinberge, das Maintal und die Hügel des südlichen Steigerwalds.
Da Vincis Abendmahl lässt grüßen
Den Grundstein für das Kunstwerk, also den ersten Steinblock, haben die Frickenhäuser alle gemeinsam gelegt: Dafür haben mehr als 100 Helfer den 3,5 Tonnen schweren Findling mit Seilen und reiner Muskelkraft die Kapellensteige hinaufgezogen. Die Aktion des Winzervereins Frickenhausen hatte schon damals großes Aufsehen erregt.
Das Werk ist eine Neuinterpretation von Leonardo da Vincis „Abendmahl“, das der Künstler von 1494 bis 1498 an die Wand des Speisesaals im Kloster Santa Maria delle Grazie in Mailand gemalt hat. Es gilt heute als eines der berühmtesten Wandgemälde der Welt. Zu sehen sind Jesus und die zwölf Apostel, unmittelbar nachdem Jesus ihnen beim Abendmahl vor seiner Kreuzigung sagte: „Einer von euch wird mich verraten.
“ Bei diesem Essen teilte Jesus Brot und einen Kelch Wein mit den Aposteln und machte damit das gemeinsame Mahl zum Zeichen seiner bleibenden Gegenwart nach dem bevorstehenden Tod. Am Gründonnerstag gedenkt die Christenheit dieses letzten Abendmahls besonders.
Bei der Vorstellung des Entwurfs sagte Künstler Michael Ehlers, sein Werk solle zwar Spiritualität vermitteln, aber auch ganz profanen Interessen dienen. Das Kunstwerk ist begehbar, das heißt der Betrachter kann sich mit an den Tisch der Abendmahlszene setzen. So kann „Das Abendmahl im Weinberg“ als Kulisse für Gottesdienste – etwa der alljährlichen Traubensegnung zum Erntedankfest – genutzt werden, aber auch als Rastplatz für vorbeikommende Wanderer oder einfach als interessantes Fotomotiv.
Die offizielle Eröffnung des „magischen Ortes des Frankenweins“ in Frickenhausen findet am 28. Mai 2017 statt. Um 10 Uhr wird es einen Festgottesdienst am Kunstwerk mit anschließender Feierstunde geben.