Auto-Kino war gestern, Traktor-Kino ist angesagt, zumindest am kommenden Samstag in Ochsenfurt. Die Idee aus den Hochzeiten der Pandemie scheint sich zu einem massentauglichen Phänomen zu entwickeln. Über 200 Traktoren - vom schmalbrüstigen Oldtimer bis zum PS-strotzenden Hochleistungs-Schlepper - werden auf dem Acker nahe dem Ochsenfurter Landturm erwartet. Aber man muss kein Landwirt sein, um den neuen Eberhofer-Krimi "Guglhupfgeschwader" kurz nach dem bundesweiten Filmstart in der freien Natur sehen zu können.
"Es ist Wahnsinn, wie viele Leute sich schon angemeldet haben", sagt Christian Halbig. Der Landtechnik-Unternehmer hatte vor zwei Jahren gemeinsam mit dem Team des Ochsenfurter Casablanca-Kinos das erste Traktor-Kino, damals in Hopferstadt, eingefädelt. Es war zu Zeiten, als Kinosäle wegen Corona noch geschlossen bleiben mussten. "Damals war völliger Stillstand, es war deprimierend, und wir mussten etwas machen, was zumindest etwas Stimmung bringt", erinnert sich Casa-Chef Gert Dobner.
Die Idee stammt aus Norddeutschland
Gemeinsam mit seinem Partner Hannes Tietze besann sich Dobner auf ein Traktor-Kino-Event in Norddeutschland, von dem er Jahre zuvor schon gehört hatte. "Wir haben schon vorher drüber nachgedacht, ob wir so etwas mal machen sollten, aber nie geglaubt, dass wir das hinkriegen", so Dobner. Schließlich sei der organisatorische Aufwand riesig. Erst mal muss ein geeigneter Acker gefunden werden, der bereits abgeerntet ist und dessen Besitzer ihn zur Verfügung stellt. Die Beziehungen, die Christian Halbig zu den Landwirten der Region hat, waren da Gold wert.
Der Premieren-Erfolg übertraf alle Erwartungen und erwies sich in der zweiten Auflage, diesmal nahe dem Landturm an der Straße nach Hopferstadt, sogar als steigerungsfähig. 65 Traktoren und knapp 200 zahlende Zuschauer konnten Halbig und das Casa letztes Jahr auf dem Getreideacker willkommen heißen. "Es ist ein echter sozialen Treffpunkt für den Ochsenfurter Gau geworden", sagt Dobner. Da waren die, die bereitwillig ihre motorisierten Kraftpakete bestaunen ließen, jene, die angesichts der alten Deutz- und Eicher-Veteranen in ländlicher Nostalgie schwelgten, und die, die einfach nur einen Film vor ungewohnter Kulisse sehen wollten. Und natürlich bot sich reichlich Gelegenheit zum Fachsimpeln.
Für Christian Halbig stand fest, dass es weiterhin Traktor-Kino geben muss. Und auch Gert Dobner ist überzeugt: "Wir machen das zu einer dauerhaften Einrichtung." Das dritte August-Wochenende habe sich dabei als geeigneter Termin erwiesen. Die Getreidefelder sind zu diesem Zeitpunkt abgeerntet und noch nicht wieder neu bestellt, sagt Halbig. Der Boden ist trocken, so dass die Fahrzeuge keinen Schaden hinterlassen.
Der logistische Aufwand ist hoch
Was bleibt, ist der logistische hohe Aufwand, sagt Christian Halbig. Die Feuerwehr aus Hohestadt übernimmt die schwierige Einweisung der Fahrzeuge - schließlich müssen die Goßen nach hinten - und sorgt für die Bewirtung. Außerdem ist die Feuerwehr für den Brandschutz zuständig. 20.000 Liter Löschwasser stehen für alle Fälle bereit, so Halbig. Wer keinen Traktor hat mit Logenplatz im Fahrersitz, für den stehen Stühle bereit. Aber auch mitgebrachte Picknick-Decken sind erlaubt.
Verbunden ist das Kino-Event diesmal sogar mit einem Feldtag. Ab 11 Uhr stellt der Maschinenring Maindreieck seinen Mietmaschinen-Park vor und demonstriert Geräte für die Zwischenfrucht-Saat. Verschiedene Hersteller präsentierten ihre landwirtschaftlichen Maschinen und Traktoren.
Einlass für das Traktor-Kino ist ab 20 Uhr. Über 300 Anmeldungen, ob mit oder ohne Traktor, hat Christian Halbig inzwischen entgegengenommen. Traktoren werden aus dem gesamten Gau sowie unter anderem aus Binsfeld bei Arnstein und Vilchband bei Wittighausen erwartet. Nach Einbruch der Dämmerung flimmert der Eberhofer-Krimi dann über die riesige, aufblasbare Kino-Leinwand.
Traktor-Kino in Ochsenfurt nahe Landturm, Samstag, 20. August, Einlass ab 20 Uhr. Die Zufahrt über die Straße Richtung Hopferstadt ist beschildert. Anmeldung erwünscht unter Tel. (0 93 31) 13 28.
