An diesem Donnerstag wird sich der Notausschuss des Würzburger Stadtrat erneut mit der Personalie Markus Trabusch beschäftigen, seit 2016 Intendant des Mainfranken Theaters. Worum geht es?
Im Sommer 2019 hätte eigentlich die Entscheidung über eine Verlängerung des Intendanten-Vertrages angestanden, den Trabusch mit der Stadt 2016 geschlossen hatte und der bis Ende August 2021 läuft. Kurz davor aber war Kritik am Führungsstil des Intendanten öffentlich geworden. Trabusch selbst hatte daraufhin Fehler, so beim Umgangston, eingeräumt. Der Stadtrat verschob schließlich den Beschluss aufs Ende der Legislaturperiode in diesem April. Die Zwischenzeit sollte genutzt werden, um "eine Begleitung durch einen Coach und eine Mediation durchzuführen", hieß es damals in einer Presseerklärung der Stadt.
Dass es in der vergangenen Woche, als die Entscheidung anstand, nun unterschiedliche Abstimmungsergebnisse im Theater-Werkausschuss und tags darauf im Notausschuss des Stadtrates gab, wäre allein schon bemerkenswert gewesen. Im Werkausschuss stimmten elf Mitglieder für eine Vertragsverlängerung, nur fünf waren dagegen. Im Notausschuss dann die Wende: neun Stimmen gegen einen neuen Vertrag, nur acht dafür. Und dann hatte sich offenbar auch noch ein Stadtratsmitglied bei der namentlichen Abstimmung geirrt – und so letztlich die Entscheidung herbei geführt.
Wie gravierend sind die Vorwürfe eigentlich?
Vier Tage später kam ein interfraktioneller, von 28 Stadtratsmitgliedern unterzeichneter Dringlichkeitsantrag zustande, der aufgrund der Abstimmungspanne eine Revision der Entscheidung und eine neue Abstimmung fordert. Im Hintergrund steht jedoch immer noch die Frage, die schon im vergangenen Sommer unbeantwortet blieb: Wie gravierend sind die Vorwürfe gegen Markus Trabusch wirklich?
Geht es nach einer dieser Redaktion am Dienstag übermittelten Erklärung, dann ist für Kulturreferent Achim Könneke und OB Christian Schuchardt der Fall klar. Könneke sprach darin von "vielfach beanstandetem Führungsstil", Schuchardt hält die "schlechte Führung" nicht für tolerierbar: "Dafür stehe ich nicht zu Verfügung."
Kritik am Gutachter-Bericht
Stadträte, die in der vergangenen Woche in einem oder beiden Ausschüssen saßen, sehen die Sache anders – und zwar quer durch die Fraktionen. Werkausschuss-Mitglied Ingo Klünder (WL) sagt, der Bericht des externen Gutachters sei "nicht detailliert" gewesen. Eine Meinung, die andere Ausschussmitglieder teilen. "Null eindeutig" sei der Bericht gewesen, sagt die stellvertretende CSU-Fraktionsvorsitzende Judith Jörg, es habe "keine klaren Aussagen" gegeben. Die Probleme am Theater seien "strukturbedingt" und hingen nicht nur an einer Person.
Linken-Stadtrat Sebastian Roth vermisst nach der Mediation "eindeutige Antworten". So sei nicht klar geworden, wie groß die Gruppe am Theater sei, die mit Trabusch nicht mehr zusammenarbeiten wolle. Roth kritisierte zudem die Art des Umgangs mit dem Intendanten in der Sache: "Das ist demontierend." Ähnlich sieht dies FWG-Fraktionsvorsitzender Josef Hofmann. Er übt Kritik am Umgang von OB Schuchardt mit Trabusch: "Ich vermisse da den Führungsstil, den man selbst für sich beansprucht."
Anders die Meinung von FDP-Fraktionschef Joachim Spatz. Er könne auch nicht akzeptieren, dass in einem Theater ein autoritärer Führungsstil herrschen dürfe: "Da könnte man ja fast meinen, dass die Theater die letzten Biotope wilhelminischer Führungskultur sind." Auch glaube er nicht, dass eine "Kabale" gegen Trabusch laufe.
Schauspielensemble meldet sich zu Wort
Unterdessen hat sich am Mittwoch nun auch das Schauspielensemble mit einer Erklärung zu Wort gemeldet. "Die Position des Oberbürgermeisters scheint so verhärtet, dass man sich fragen muss, ob Trabusch je eine Chance hatte", heißt es darin. In Würzburg habe sich "ein Konflikt verselbstständigt, der nun auf den Rücken der Stadtbevölkerung und der Mitarbeitenden des Mainfranken Theaters ausgetragen wird".
Wie der Stadtrat am Donnerstag - wohl in nicht öffentlicher Sitzung - mit dem Dringlichkeitsantrag umgeht, ist völlig offen. Eine Frage wird sein, ob die Abstimmungspanne gravierend genug ist, um den Beschluss zu kippen. Derzeit liegt die Angelegenheit auch der Regierung von Unterfranken zur Prüfung vor.
Vor allem aber wird es darum gehen, wie man mit einer öffentlichen Willensbekundung von 28 Stadtratsmitgliedern verfährt. Im regulären, mit OB 51-köpfigen Stadtrat wäre das die Mehrheit. Für Grünen-Stadtrat Patrick Friedl zumindest ist der Fall klar: "Wenn die Mehrheit zu erkennen gibt, dass sie mit dem Ausgang der Entscheidung nicht einverstanden ist, dann ist schlicht noch mal abzustimmen."