Mit einem von der SPD-Fraktion initiierten und von 28 Stadträten unterstützten Dringlichkeitsantrag soll eine Entscheidung des Stadtrats-Not-Ausschusses vom vergangenen Donnerstag gekippt werden, mit der die Nicht-Verlängerung des Vertrags von Mainfranken Theater-Intendant Markus Trabusch beschlossen wurde. Weiteres Ziel des Antrags: eine erneute Abstimmung. Wie berichtet, hatte der Ausschuss mit neun zu acht Stimmen gegen eine Verlängerung des Vertrages gestimmt, der seit 2016 und noch bis Ende August 2021 läuft. Ein Stadtrat habe versehentlich falsch abgestimmt, heißt es in dem Antrag.
Nach einem Bericht dieser Redaktion nahm am Dienstag dazu nun auch das Rathaus Stellung. Wie es in der Antwort auf Fragen dieser Redaktion heißt, entspreche die Begründung des Antrags nicht den Tatsachen: "Ausweislich des Wortprotokolls und der Tonbandaufzeichnung war die Abstimmung beendet und das Ergebnis der Abstimmung bereits bekannt gegeben, als ein anderes Stadtratsmitglied der gleichen Fraktion für den Kollegen, der angeblich ,falsch' abgestimmt hat, reklamiert hat und dessen Abstimmungsergebnis als Irrtum deklarierte." Eine Wiederholung der Abstimmung wäre nur bei einem Zählfehler möglich gewesen, heißt es weiter. Dennoch habe man den Vorgang an die Regierung von Unterfranken zur Prüfung gegeben.
SPD-Fraktionschef Alexander Kolbow sagte dazu gegenüber dieser Redaktion, dass das Stadtratsmitglied sich schon während der Abstimmung bemerkbar gemacht habe. Allerdings könne es sein, dass man das auf den Plätzen der Verwaltung nicht mitbekommen hat: "Das ist eine Frage der Perspektive." Er wolle da auch niemandem einen bösen Willen unterstellen.
Verstoß gegen Verschwiegenheitspflicht?
Weil die Initiatoren den Vorgang öffentlich machten, hätten sie gegen die Verschwiegenheitspflicht verstoßen, heißt es in der Stellungnahme weiter. Zudem werden darin Zweifel geäußert, dass das betreffende Stadtratsmitglied tatsächlich versehentlich falsch abgestimmt hat.
Mit einer erneuten Abstimmung würde der Stadtrat "das Vertrauen in die Qualität seiner Abstimmungen" beschädigen. "Künftig kann dann jede Abstimmung, die mit nur einer Stimme Mehrheit getroffen wurde, neu aufgerollt werden", wird OB Christian Schuchardt zitiert. Er appelliere an den Stadtrat, zu seinen Entscheidungen zu stehen. Außerdem seien bereits Fakten geschaffen: Markus Trabusch sei die Nichtverlängerung am Freitag ausgehändigt worden. "Mithin läuft durch den Vollzug damit eine Aufhebung des Beschlusses ins Leere", so die Schlussfolgerung in der Stellungnahme. Es bestehe deshalb auch Dringlichkeit.
Kritik an Trabusch bekräftigt
Mit Blick auf die Kritik am Führungsstil des Intendanten äußern sich sowohl Kulturreferent Achim Könneke als auch OB Schuchardt. Diese Kritik, "die durch Mitarbeiterbeschwerden im letzten Jahr zu Tage kam, sollte nach dem Willen des Stadtrates im letzten Jahr in einem extern moderierten Klärungsverfahren ausgeräumt werden. Dies ist nicht gelungen. Die gutachterlichen Prognosen für eine gute Zusammenarbeit im Theater sind nicht gut", sagt Schuchardt. Mit einem Anschlussvertrag würde ein Signal in das Haus und in die Gesamtverwaltung getragen, "dass schlechte Führung toleriert wird. Dafür stehe ich nicht zur Verfügung“, so der OB.
Kulturreferent Könneke bescheinigte Markus Trabusch einen "vielfach beanstandeten Führungsstil, der mit den städtischen Führungsleitlinien nicht im Einklang steht". Er könne nur dringend raten, nun "endlich nach vorn zu blicken, den Neuanfang als Chance zu nutzen und das Theater nicht weiter zu beschädigen. Ein weiter so würde die Probleme verschärfen."
Wenn der Intendant ein so guter Schauspieldirektor ist, wird er an anderen Häusern was finden. Genauso wie hervorragende Tänzer aus der florierende Ballettsparte von Anna Vita, die er zerschlagen hatte, in A-Häuser aufgestiegen sind.
Wenn aber ein mit absoluter Mehrheit bis ins Jahr 2026 wiedergewählter OB Schuchardt öffentlich erklärt, dass man schlechte Führung nicht toleriere, und sein Kulturreferent Könneke diese Auffassung unterstreicht, dann ist doch das Vertrauensverhältnis zwischen Führungskräften aus dem Rathaus und dem Mitarbeiter Trabusch nachhaltig zerrüttet. Da bleibt es ein merkwürdiges Rätsel, was die 28 Ratsmitglieder antreibt, überhaupt immer noch für eine Vertragsverlängerung bis 2026 zu streiten. Dr. Hans von Besser