
Seit 37 Jahren wiegt sich der Mörder der jungen Eveline Höbler aus Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) in dem Glauben, mit dem Verbrechen ungeschoren davongekommen zu sein. Denn bis heute weiß die Kripo nicht, wer er ist. Aber jetzt dürfte der Unbekannte unruhiger schlafen.
Seit einem Jahr sind die Ermittlungen zum Mord wieder im Gang
Denn das Mordermittlungs-Team in Würzburg macht einen neuen Anlauf, den Mann zu fassen, der die 24-Jährige am 23. Januar 1986 ermordete und an einer einsamen Stelle am Waldrand hinter der Veitshöchheimer Bundeswehr-Kaserne zurückließ. Was ihnen Mut macht: Zuletzt hatten ihre unterfränkischen Kolleginnen und Kollegen in Schweinfurt und Aschaffenburg lange zurück liegende Tötungsdelikte nach vielen Jahren noch aufklären können. Ihr Credo bleibt: "Mord verjährt nie!"
Seit einem Jahr arbeiten die Ermittlerinnen und Ermittler erneut an dem Cold Case. Sie haben in aller Stille Akten gesichtet, Personen unter die Lupe genommen, Zusammenhänge geprüft, die für den Mord relevant wären. Die Indizien sprechen für einen männlich Täter. Nun bestätigt im Polizeipräsidium Pressesprecher Martin Kuhn: Deutschlands erfolgreichste Fahndungssendung wurde eingeschaltet. Möglicherweise ist unter den vier bis fünf Millionen Zuschauern der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" jemand, der helfen kann.

Die Filmaufnahmen vor Ort sind abgeschlossen. Eine Würzburger Kriminalbeamtin wird Moderator Rudi Cerne in der Sendung vom 29. November Rede und Antwort stehen. Die Erfolgsquote spricht für XY. Rund 40 Prozent der dort behandelten etwa 5000 Fälle konnten aufgeklärt werden. Die Ermittler hoffen auch jetzt, dass sich dann Zeugen melden, die bisher geschwiegen haben - und ihre Hinweise im besten Fall zu dem Mörder führen.
Vom Kino mit dem Bus nach Hause - und dann unerwartet nochmal aus dem Haus?
Die 24-Jährige Eveline Höbler aus Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) war an jenem 23. Januar 1986 mit einer Freundin in Würzburg im Kino. Sie fuhr um 20.40 Uhr mit dem 19-er Bus nach Hause, der über Veitshöchheim nach Güntersleben fährt. Danach muss sie spontan und arglos noch einmal ihre Wohnung in der Stifterstraße (damals hinter dem Ulsamer-Markt) verlassen haben - und traf ihren Mörder.
Am Freitagmorgen wurde Eveline Höbler an ihrem Arbeitsplatz in einer Schokoladenfabrik zunächst nicht vermisst. Ihre Arbeitskollegen gingen davon aus, dass sie einen Zahnarzt aufgesucht hatte. Doch zu der Zeit lag sie wohl schon tot an einer schwer einsehbaren Stelle im Wald hinter der Kaserne, von der ein Weg hinunter nach Oberdürrbach führt. Der ungeteerte Feldweg ist drei Kilometer entfernt von der Stifterstraße und eigentlich eher Ortskundigen bekannt.

An diesem so genannten "Promillepfädle" war am Tag danach, einem Freitag gegen 16.45 Uhr ein Spaziergänger mit seinem Hund unterwegs. Er entdeckte die Leiche von Eveline Höbler.
Wer holte Eveline Höbler aus ihrer Wohnung?
Die Ermittlungen zeigten: Sie war nach dem Kino zuhause gewesen, hatte sich umgezogen - und dann ihre Wohnung wieder verlassen, ohne Geldbeutel oder Handtasche mitzunehmen. Hatte jemand bei ihr angerufen oder geklingelt, der sie kannte?
Sicher ist für die Kripo: Die junge Frau wurde nicht in ihrer Wohnung ermordet. Dass der Fundort am Kasernenzaun auch Tatort war, wird nicht ausgeschlossen. Vieles spricht dafür, dass Eveline Höbler sich arglos in einer Situation befand, in der sie nicht mit einem Angriff rechnete. Die Untersuchung der Rechtsmedizin ergab: Der Mörder hatte sie zunächst zu ersticken versucht und ihr dann 30 Stiche in den Rücken versetzt.
Im Auto am Kasernenzaun abgeladen
Dann brachte er die Leiche vermutlich mit einem Auto an den Fundort an die hintere Ecke des Kasernenzauns am Waldrand. Die Ermittler gehen inzwischen davon aus, dass sich Eveline Höbler vorher in einem Auto befand, in dem sie zuvor von ihrer Wohnung weiter unten im Ort abgeholt wurde.
Ihr Wohnungsschlüssel, die in einem weinroten Mäppchen steckten, fehlten. Die Kripo hoffte auch auf Zeugen, die mit der allein lebenden Arbeiterin von Würzburg nach Veitshöchheim im 19er Bus gefahren sein könnten - vergeblich.
Hinweise auch anonym
Das Landeskriminalamt setzte jetzt 10.000 Euro Belohnung für Hinweise zur Ermittlung des Täters aus und setzt auf eine DNA-Spur des damaligen Täters. Die Polizei fand heraus, dass die junge Frau eine neue Wohnung gesucht hatte. Doch das ergab genauso wenig einen Hinweis auf den Täter wie die 150 anderen Hinweise, denen 20 Kripobeamte einer Sonderkommission nachgingen.
Ob nach vielen Jahren nun ein Mitwisser sein Schweigen bricht? Nun sitzen am Abend der XY-Sendung am 29. November im Studio in München und in Würzburg Kriminalbeamte am Telefon und hoffen auf den entscheidenden Tipp. Anrufe werden auch Tage später noch entgegen genommen, betont die Pressestelle des Polizeipräsidiums: Wer kann zur Aufklärung beitragen - im Notfall auch anonym? Hinweise nimmt die Kriminalpolizei Würzburg unter (09 31) 4 57 17 32 entgegen.