Am 26. Februar war in Tauberrettersheim ein Fall von Geflügelpest amtlich bestätigt worden, jetzt ist die Erkrankung auch in Sommerhausen angelangt. Im beliebten Tierpark sei eine Gans an der Virusinfektion gestorben, teilte Tierparkleiter Harald Grünewald auf Nachfrage mit. Das Tier lag tot im Stall und wurde von Mitarbeitern des Veterinäramts abgeholt und einem Test unterzogen, der positiv ausfiel. Die anderen, im selben Stall untergebrachten zehn Gänse sowie ein Schwan hätten deshalb getötet werden müssen.
"Seit ungefähr drei Wochen sind alle unsere Vögel in geschlossenen Ställen untergebracht", sagt Grünewald. Damals sei diese Maßnahme vom Veterinäramt angeordnet worden, um eine weitere Ausbreitung der Seuche möglichst zu unterbinden. Der Tierparkleiter weiß nicht, auf welchem Wege sich die betroffene Gans infiziert hat. "Da kann man nur Vermutungen anstellen. Vielleicht über eine der Wildenten, die manchmal bei uns im Teich sind, oder über einen Greifvogel."
Alle anderen Vögel des Tierparks, darunter Pfaue, Hühner, Fasane und Truthähne, sind Harald Grünewald zufolge glücklicherweise negativ auf das Virus getestet worden und daher von der Tötung verschont geblieben. Jeden einzelnen Vogel hätten Mitarbeiter des Veterinäramts getestet. "Das läuft so ähnlich ab wie beim Corona-Test", erklärt der Tierparkleiter. Dem Vogel wird ein Stäbchen in den Schnabel gesteckt und eine Probe entnommen. Die genaue Anzahl der Tiere weiß Grünewald zwar nicht auswendig, aber der Tierpark beherbergt Exemplare von etwa zehn verschiedenen Vogelarten.
Strenge Hygienemaßnahmen
Mit großem Aufwand haben die Mitarbeiter in den vergangenen Tagen den Stall der verendeten Gans gereinigt und desinfiziert. Der Stall sei komplett ausgeräumt, das darin befindliche Stroh verbrannt worden, zählt Grünewald auf. Im Freigelände wurde Branntkalk ausgebracht, sämtliches Holz, in dem sich das Virus eventuell festgesetzt haben könnte, wurde herausgeholt und kommt als Sondermüll in die Verbrennungsanlage. Das Veterinäramt war Donnerstag vor Ort, um die Maßnahmen zu überprüfen.
Jetzt versuchen die Tierpark-Mitarbeiter, die Ställe mit den nicht infizierten Vögeln so gut als möglich von der Außenwelt abzuschotten und so das Virus fernzuhalten. Überall wurden Harald Grünewald zufolge Netze gespannt, so dass sich nicht etwa frei lebende kleine Vögel wie Spatzen Zutritt verschaffen können. Vor den Ställen wurden Behältnisse mit Desinfektionsmittel aufgestellt. Jeder Mitarbeiter, der den Stall betritt oder verlässt, muss dort hindurch laufen. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass die Mitarbeiter das Virus durch ihre Schuhe weiter tragen. Außerdem ist nur eine Person mit dem Füttern und Saubermachen der Vogel-Behausungen beauftragt.
Wiedereröffnung verschiebt sich um 30 Tage
Für den Tierpark ist der Ausbruch der Geflügelpest ein herber Rückschlag. Seit Ende Oktober 2020 war das beliebte Ausflugsziel wegen der Corona-Pandemie geschlossen, für den 22. März war nun eigentlich die Wiedereröffnung geplant gewesen. Am Donnerstag aber erfuhr Harald Grünewald beim Besuch des Veterinäramts, dass der Tierpark nun weitere 30 Tage lang geschlossen bleiben muss. "Uns fehlen natürlich die Einnahmen", sagt der Leiter. "Und viele Leute rufen an und fragen, wann wir wieder aufmachen."
Einmal pro Woche werde in den kommenden 30 Tagen nun ein Mitarbeiter des Veterinäramts im Tierpark vorbeikommen und sowohl die Hygienemaßnahmen als auch den Zustand des Geflügels überprüfen, so Grünewald, der sich eine frühere Öffnung gewünscht hätte. "Das ist heftig, aber wir können es nicht ändern und hoffen, dass uns die Besucher die Treue halten", sagt er am Telefon. Im Hintergrund kräht ein Hahn. Ein lebensfrohes Geräusch, das Hoffnung macht.