Erneute Überraschung im Eisenheim-Fall um den Unfalltod der 20-jährigen Theresa Stahl. Das Gericht ließ den am Vortag festgenommenen Fahrer des Unfallwagens, Niclas H., wieder frei – im Gegensatz zu seinem Beifahrer Marius H., der in Untersuchungshaft sitzt. "Es besteht kein dringender Tatverdacht des Mordes", betonte Verteidiger Hanjo Schrepfer. "Für mich bleiben erhebliche Zweifel." Es gelte nun, "die fragwürdige Zeugenaussage", die zur Festnahme geführt habe, am nächsten Verhandlungstag aufzuklären.
Gericht sieht keine Verdunklungsgefahr
Laut Rainer Volkert, Pressesprecher des Landgerichts Würzburg, wurde gegen den Fahrer zwar Haftbefehl wegen Mordes erlassen. Der wurde aber "gegen Auflagen" außer Vollzug gesetzt. "Bei dem Fahrer wird insbesondere kein Verdunklungsgefahr gesehen", betonte der Pressesprecher am Freitag. Philipp Schulz-Merkel, Anwalt von Theresas Vater Ronald Stahl, nannte die Freilassung im Gespräch mit der Redaktion bei Mordverdacht "ungewöhnlich".
Der Prozess wird am 24. September fortgesetzt. In der Zelle sitzt weiter Marius H., der sich 2017 als Beifahrer mit im Wagen befand. Er soll den Fahrer angestachelt haben, gezielt auf die Fußgängerin zuzufahren. Inzwischen wurden weitere Einzelheiten der überraschenden Wende in dem Berufungsprozess bekannt, in dem es zunächst um den Vorwurf der fahrlässigen Tötung gegangen war. Am Tag nach Prozessbeginn am 9. September hatte sich eine Zeugin gemeldet, die meinte, sie könne nicht länger schweigen. Auf einer Party habe einer der vier Insassen des Unfallwagens von 2017 einer anderen Person erzählt: Der Beifahrer habe den Fahrer aufgefordert, gezielt auf die Fußgängerin zu zufahren.
Ermittler versuchten in Vernehmungen der Beteiligten, diese Aussage auf ihren Wahrheitsgehalt abzuklopfen. Nun blicken die Beteiligten gespannt dem nächsten Prozesstag entgegen. Dort müsste die Frau als Zeugin aussagen. Ob und wie der Prozess dann weitergeht, ist noch unklar. "Sie wird sich einige Fragen gefallen lassen müssen", kündigte Verteidiger Schrepfer an.
Theresas Vater hofft auf weitere Zeugen
Auch der festgenommene Beifahrer muss sich nun wohl neue Fragen gefallen lassen. Er und die anderen Mitfahrer hatten vor Gericht eingeräumt, sich teilweise zu falschen Aussagen über das Tatgeschehen verabredet zu haben, um die Polizei zu täuschen. Hatte er die Wahrheit gesagt, als er sich im ersten Prozess vor dem Amtsgericht reuig gab? Damals sagte er: "Es ist schon schrecklich, was da passiert ist. Wir haben menschlich versagt. Ich würde definitiv nicht mehr in so einem Zustand unterwegs sein und ich würde Hilfestellung leisten. Ich denke jeden Tag drüber nach, ich kann nicht erklären, warum wir so gehandelt haben."
Theresas Vater Ronald Stahl, der vor allem will, dass alle Fragen zu dem Fall geklärt werden, machen die jüngsten Entwicklungen Hoffnung. "Vielleicht gibt es ja noch mehr Zeugen, die etwas beitragen können und sich nun trauen, sich zu melden", sagte er am Freitagmorgen im Gespräch mit der Redaktion. Sollte die bisherige Version der Angeklagten nicht stimmen, könnte so "ihr Kartenhaus zusammenbrechen".
Für seinen Anwalt Schulz-Merkel wären weitere Zeugen keine Überraschung: "Wenn aus einem Verfahren wegen eines Trunkenheitsdelikts ein Verfahren wegen eines Tötungsdelikts wird", sei ein Schweigen für potenzielle Zeugen, "deutlich schwieriger mit dem Gewissen vereinbar".
Da wünsche ich mir eine deutlich bessere Aufklärung. Ich denke nicht, dass das Gericht dazu in der Lage ist.
Fahren unter Alkoholeinfluss muss deutlich härter bestraft werden. Die Kontrollen müssen intensiviert werden. Die Führerscheine müssen bei fehlender Eignung schneller entzogen werden.
Wie will man den Beteiligten da noch in irgendeiner Art und Weise "Reue für die Tat" abnehmen? Die lachen sich doch kaputt wenn ihnen das jemand ernsthaft glaubt? Mir scheint, selbst fachlich ausgebildete, intelligente Menschen könnten sich vielleicht die Skrupellosigkeit und "Vergesslichkeit" charakterloser Personen gar nicht wirklich vorstellen?
Da gebe ich Ihnen recht, das ruft den Fall in Erlabrunn wieder auf den Plan, wo auch alles versucht wurde sich rauszureden.