
An der Theaterstraße liegt ein neuer Grundstein, genauer: ein bisschen rein in die Ludwig- und dann ein paar Schritt Richtung Oeggstraße. Beim jährlichen Theaterfest am Sonntag wurde der Stein verspachtelt. Gleichfalls Glockenschlag 12 öffneten die Theatertüren, die bis zum vorletzten Jahr auf die Theaterstraße hinaus wiesen, in dunklem Metall und streng genommen gar nicht so einladend. Nun, dank Umbau und Sanierung geht es zwar nicht mehr durch solch wertige Pforten, aber durch hellere. Und zwar in Massen. Schon eine halbe Stunde vor dem ersten Programmpunkt – der Präsentation der Ballettschulen im Großen Haus – war das Theaterfest in vollem Gang.
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Das Foyer mit der Theaterkasse im Erdgeschoss hat sich im Wesentlichen auf einen schmalen Gang zusammengezogen. Dessen Außenwand markiert den früheren Glasvorbau mit seinem funktionslosen, aber gern gesehenen begrünten Höfchen. Nach innen hin wurde sie seit dem letzten Jahr in freundlichem Weiß verputzt.
Open-Air-Bühne in der Oeggstraße
Der Publikumsliebling Theaterfest fand an diesem Sonntag zum zweiten Mal unter Baustellenbedingungen statt. Anders als bei der Premiere 2018 fehlte zum Glück eins: eine Unwetterwarnung. Eine solche hatte letztes Jahr die Musikbühne in den Orchesterprobesaal unterm Dach des Oeggstraßen-Nebengebäudes gescheucht. Diesmal konnte die Open-Air-Bühne mitten auf dieses Seitensträßchen gesetzt werden und das Festareal Richtung Osten abschließen. Freilich um einen kleinen Preis: Die Sängerinnen und Sänger mussten wieder zum Mikrofon greifen und ihre klassisch ausgebildeten Stimmen leicht verstärken lassen.
Electrovoice aus Chicago, Sennheiser aus Wedemark-Wennebostel: An Tontechnik-Zeug wirkt hinter den Kulissen allerfeinste Technik. Das konnte man bei dem nicht alljährlichen Flohmarkt studieren, bei dem ausgemusterte Sound-Elektronik feilgeboten wurden. Zum Beispiel ein Mischpult für Kopfhörer – alles eher etwas für Spezialisten. Die Markttische standen im Malsaal, und die Theatermaler hatten auch das Gros der Waren im Angebot. Die Großformate starteten mit Angeboten zu zehn Euro pro Quadratmeter und stiegen im Preis mit der Feinheit der Ausführung und der Eigenständigkeit des Werks. So waren für eine mittelformatige Geburt der Venus bereits 180 Euro fällig.
Kostümverkauf besonders beliebt
Die höchste Besucherfrequenz verzeichnete auch heuer wieder der Kostümverkauf, den man schon 2018 ebenfalls in die Oeggstraße ausgelagert hatte. Dabei sorgten die Textilien nicht nur als Augenschmaus für Gedrängel. Anders als mancher glaubt, sind Theaterkleider meist sehr reißfest vernäht. Da lief der Maskenverkauf vergleichsweise nebenher mit.

Es gab ein Wiederhören mit der Black-Rider Band, die im Sommer das gleichnamige Tom-Waits-Musical an einer tauglichen Zwischenspielstätte begleitet hatte – im früheren Efeuhof des Rathauses, der jetzigen Bürgermeister-Behr-Halle. Vier Kinderworkshops – und eine "Führung ohne Eltern" hinter den Kulissen – betrieben Nachwuchsförderung: ob Förderung eines künftigen Publikums oder von Schauspielern, das wird sich in den kommenden Jahren herausstellen.