Wer bauen oder sanieren möchte, hat derzeit grundsätzlich schlechte Karten: Die Preise sind hoch, die Darlehenszinsen auch. Und dann ist da noch die Suche nach einer geeigneten Immobilie in der Region. Gerade für junge Familien sind das große Hürden. So ergeben sich viele Fragen.
Schon deshalb stieß eine Telefonaktion dieser Redaktion auf großes Interesse. Finanzierungsexpertin Magdalena Unger von der Sparkasse Mainfranken in Würzburg, Baustoff-Fachmann Matthias Herdeg von der BayWa AG und Marcus Vogel, stellvertretender Vorsitzender des Immobilienverbandes Deutschland Süd und Immobilienmakler in Würzburg, hatten fundierten Rat für die Anruferinnen und Anrufer. Ein Überblick über die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wir sind eine junge Familie und wollen in unserem Ort ein Haus bauen oder kaufen. Wie gehen wir jetzt am besten vor?
Gehen Sie zuerst zur Bank Ihres Vertrauens und führen Sie ein Erstgespräch, um grob die weiteren Schritte und die Finanzierung zu klären. Dabei ist wichtig, wie viel Eigenkapital Sie für Bau oder Kauf eines Hauses einbringen können. Das sollten Sie vorab ausrechnen. Ermitteln Sie dabei auch, wie viele Einnahmen und Ausgaben Sie als Haushalt pro Monat haben. Kalkulieren Sie dann, wie viel Geld Sie künftig für Zinsen und Tilgung monatlich ausgeben wollen. All diese Zahlen sollten Sie zum Erstgespräch mit der Bank mitbringen.
Wir sind ein junges Paar, haben schon ein Grundstück und wollen darauf nun ein sogenanntes Energieeffizienzhaus 40 bauen. Welche Bauweise ist zu empfehlen und wie sieht es mit der Förderung aus?
Es ist sowohl eine Massiv- als auch eine Holzbauweise möglich. Machen Sie im Vorfeld eine Prioritätenliste, in der Sie ehrlich auflisten, was Ihr Haus unbedingt haben sollte. Also zum Beispiel: Muss es wirklich ein Swimmingpool oder eine Sauna sein? Gehen Sie dann zu Ihrer Hausbank, um in einem Erstgespräch die weiteren Schritte abzustimmen. Die Förderung kommt von der Förderbank KfW, doch ist auch hierfür Ihre Hausbank die erste Ansprechstation. Von Bedeutung ist insbesondere das staatliche Förderprogramm für klimafreundlichen Neubau (KFN).
Wir sind eine junge Familie und haben in der Rhön ein Baugrundstück ins Auge gefasst. Auch ein gebrauchtes Haus würde uns interessieren. Wie können wir einschätzen, ob die Angebotspreise realistisch sind?
Das hängt von vielen Faktoren ab. Beim Haus etwa kann wichtig sein, ob der nicht für Wohnzwecke genutzte Dachausbau im Angebot genannt wird, obwohl er gar nicht zum Wohnen zur Verfügung steht. Die gängigen Bodenpreise pro Quadratmeter können Sie über die Gemeinde erfragen, in der die Immobilie liegt. Um alle Fragen erschöpfend zu klären, sollten Sie über den Immobilienverband Deutschland Süd einen Experten oder eine Expertin zu Rate ziehen.
Ich möchte im September 2024 in mein neu gebautes Haus umziehen. Wann sollte ich den Verkauf meines jetzigen Hauses anbahnen?
Erfahrungsgemäß möchten Käufer eines Hauses drei bis vier Monate nach Unterzeichnung des notariellen Kaufvertrags einziehen. Zudem braucht das von Ihnen beauftragte Maklerbüro ungefähr weitere drei Monate für die Vermarktung der Immobilie. Das bedeutet: Sie sollten spätestens im kommenden Februar den Verkauf Ihres Hauses auf den Weg bringen.
Ich bin Hausbesitzer und möchte meine oberste Geschossdecke in Eigenarbeit dämmen. Worauf sollte ich auf jeden Fall achten?
Auf die Dampfsperre. Diese Folien verhindern, dass warme und feuchte Raumluft in die Dämmung eindringt. Wird die Dampfsperre weggelassen, kann die Dämmung beschädigt werden, was einen erheblichen Bauschaden darstellt.
Ich bin Hausbesitzerin und will meine alten Fenster im Keller austauschen lassen, um Energie zu sparen. Wie gehe ich am besten vor?
Sie sollten überlegen, ob es bei Ihrem Haus allein mit den Kellerfenstern getan ist oder ob eine energetische Sanierung nicht noch mehr Maßnahmen erfordert. Ein erster Schritt kann sein, dass Sie ein Fensterbauunternehmen zu Rate ziehen. Die Fachleute können Ihnen zeigen, welche Fensterart in Frage kommt, welche staatliche Förderung es gibt – und ob nicht doch auch noch Weiteres am Haus saniert werden sollte.
Ich bin Angestellter, will bauen und werde dafür ein Darlehen aufnehmen müssen. Wie werden sich die Zinsen bis Ende 2024 entwickeln?
Seit einigen Wochen sinken die Darlehenszinsen und liegen jetzt bei etwa 4 Prozent. Der Rückgang wird sich nach einhelliger Expertenmeinung bis Ende 2024 wohl nicht ändern. Sie können damit rechnen, dass die Darlehenszinsen dann zwischen 2,5 und 3,5 Prozent liegen – vorausgesetzt, es brechen nicht weitere weltpolitischen Krisen aus, die die Zinsentwicklung meistens beeinträchtigen.
Wo sind in Mainfranken grundsätzlich die günstigsten Immobilien zu bekommen?
Richten Sie Ihren Blick nicht nur auf große Städte wie Würzburg oder Schweinfurt, sondern auf jeden Fall auch auf kleinere Gemeinden im Umkreis. Und dort dann durchaus auf leerstehende Wohnhäuser in den Ortskernen. Sie müssen dann wahrscheinlich erst einmal umfangreich sanieren. Doch wegen der im Vergleich zur Stadt niedrigeren Boden- und Kaufpreise kommen Sie am Ende in der Regel günstiger raus, als würden Sie ein vergleichbares Haus am Stadtrand kaufen.