Der Frust ist groß unter den Gastronomen. Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr bleiben ihre Tische leer und die Türen geschlossen. Denn seit dem 2. November dürfen Lokale keine Kunden mehr in ihren Räumlichkeiten bewirten. Nichts tun kommt für viele Wirte und Restaurantinhaber im Landkreis Würzburg trotzdem nicht in Frage. Stattdessen setzen sie auf eine Alternative: Essen zum Mitnehmen. Doch wie gut funktioniert das Konzept? Und können Gastronomen so die Umsatzeinbußen auffangen?
Kaum Bestellungen an Werktagen
"Nein", sagt Doris Sinn, Pächterin des Gasthofs "Kauzen" in der Ochsenfurter Altstadt. "Es ist furchtbar zur Zeit." Wie während des ersten Lockdowns im Frühjahr bietet sie auch diesmal Essen zum Mitnehmen an. Doch die Nachfrage sei gering, sagt die Wirtin: "Sonntags geht ein bisschen was, da hatte ich auch schon mal bis zu 14 Bestellungen. Aber unter der Woche ruft manchmal auch gar niemand an." Woran das liege, wisse sie nicht.
Finanzielle Sorgen mache sie sich bisher nicht, allerdings fürchtet Sinn, sie könne ihr Personal verlieren, sollte der "Lockdown light" länger andauern. "Wer auf Minijob-Basis angestellt ist, bekommt kein Kurzarbeitergeld und wird sich irgendwann etwas Neues suchen", sagt sie.
Auch Efthemios Kritsiniotis spricht von "schwierigen Zeiten". Der Inhaber des griechischen Restaurants "Zeus – Zum Bären" in Frickenhausen setzt ebenfalls auf Essen-to-go. Doch es laufe schlecht, sagt er. Zwei Bestellungen verkaufe er aktuell im Schnitt pro Tag. "Der Winter ist für Gastronomen in Franken immer schwierig", sagt er. "Auch ohne Corona." Mit einer so geringen Nachfrage habe er trotzdem nicht gerechnet. Aktuell spiele er deshalb mit dem Gedanken, den Verkauf vorübergehend komplett einzustellen.
"Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass wir im Dezember wieder öffnen dürfen", sagt Kritsiniotis. Ohne finanzielle Unterstützung vom Staat könne er das Lokal langfristig aber nicht weiter betreiben. "Dann bin ich weg", sagt er.
Schließung trotz Hygienemaßnahmen
"Wenns noch ein bisschen so weiter geht, dann gibt es bald vielleicht nicht mehr so viele kleine Wirtschaften", befürchtet Michael Müller. In siebter Generation führt er das Gasthaus "Zur Krone" in Holzkirchen. "Wir haben alles dafür getan, damit sich bei uns möglichst niemand anstecken kann, haben Plexiglasscheiben und Desinfektionsspender aufgestellt und kümmern uns um die Nachverfolgung. Das war jetzt quasi umsonst", sagt Müller.
Auch das Essen zum Mitnehmen sei aktuell keine gute Alternative. "Beim ersten Lockdown konnten die Leute wirklich gar nichts machen. Wer sich etwas gönnen wollte, hat dann eben Essen bestellt. Das ist diesmal anders", sagt er. Um den Familienbetrieb mache er sich bisher zwar noch keine Sorgen: "Wir kommen schon über die Runden." Aber allein mit Essen zum Mitnehmen könne sein Restaurant – trotz vieler Stammkunden – keine Gewinne erzielen.
Mitarbeiter in Kurzarbeit
Ähnliche Erfahrungen hat Marco Chianese in den vergangenen Tagen gemacht. "Wir haben etwa zehn Prozent des normalen Umsatzes", berichtet der Inhaber des italienischen Restaurants "Montemarco" in Kürnach. Aufgrund der geringen Nachfrage bereite er den To-go-Verkauf meist nur mit Unterstützung seiner Frau vor. Seine Mitarbeiter hingegen seien in Kurzarbeit.
"Wir schauen jetzt noch mal, wie diese Woche läuft. Dann entscheiden wir, ob wir das Essen zum Mitnehmen für den Rest des Monats nur noch an den Wochenenden anbieten", sagt Chianese. Das Restaurant betreibt er bereits seit 20 Jahren. Deshalb könne er aktuell auf finanzielle Reserven zurückgreifen, so der Gastronom. Trotzdem hoffe er, dass das Geschäft spätestens im kommenden Jahr wieder besser laufe.
Etwas weniger stark trifft die aktuelle Situation das Asia-Restaurant "Bei Luu" in Ochsenfurt. "Es läuft mal besser, mal schlechter", sagt Inhaber Hai Luu Quoc. Essen-to-go und ein Lieferservice sind für ihn schon seit Jahren ein wichtiger Teil des Geschäfts. Schwierigkeiten bereite ihm die Pandemie trotzdem. Luu spricht von 30 bis 40 Prozent weniger Einnahmen als zuvor. "Es bleibt uns nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass es bald besser wird."
Campingplätze sind geschlossen.