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Ochsenfurt
Teil-Lockdown: Hilft Essen-to-go den Gastronomen aus der Krise?
Seit zwei Wochen müssen Restaurants nun geschlossen bleiben. Viele Gastronomen setzen deshalb auf Essen zum Mitnehmen. Doch geht das Konzept auf? Ein Stimmungsbild.
Schwierige Zeiten für Gastronomen: Doris Sinn, Pächterin des Gasthof  'Kauzen' in Ochsenfurt, bietet ihr Essen zum Mitnehmen an. Doch Bestellungen sind selten.
Foto: Silvia Gralla | Schwierige Zeiten für Gastronomen: Doris Sinn, Pächterin des Gasthof  "Kauzen" in Ochsenfurt, bietet ihr Essen zum Mitnehmen an. Doch Bestellungen sind selten.
Anna-Lena Behnke
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:24 Uhr

Der Frust ist groß unter den Gastronomen. Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr bleiben ihre Tische leer und die Türen geschlossen. Denn seit dem 2. November dürfen Lokale keine Kunden mehr in ihren Räumlichkeiten bewirten. Nichts tun kommt für viele Wirte und Restaurantinhaber im Landkreis Würzburg trotzdem nicht in Frage. Stattdessen setzen sie auf eine Alternative: Essen zum Mitnehmen. Doch wie gut funktioniert das Konzept? Und können Gastronomen so die Umsatzeinbußen auffangen?

Kaum Bestellungen an Werktagen

"Nein", sagt Doris Sinn, Pächterin des Gasthofs "Kauzen" in der Ochsenfurter Altstadt. "Es ist furchtbar zur Zeit." Wie während des ersten Lockdowns im Frühjahr bietet sie auch diesmal Essen zum Mitnehmen an. Doch die Nachfrage sei gering, sagt die Wirtin: "Sonntags geht ein bisschen was, da hatte ich auch schon mal bis zu 14 Bestellungen. Aber unter der Woche ruft manchmal auch gar niemand an." Woran das liege, wisse sie nicht.

Finanzielle Sorgen mache sie sich bisher nicht, allerdings fürchtet Sinn, sie könne ihr Personal verlieren, sollte der "Lockdown light" länger andauern. "Wer auf Minijob-Basis angestellt ist, bekommt kein Kurzarbeitergeld und wird sich irgendwann etwas Neues suchen", sagt sie.

Auch Efthemios Kritsiniotis spricht von "schwierigen Zeiten". Der Inhaber des griechischen Restaurants "Zeus – Zum Bären" in Frickenhausen setzt ebenfalls auf Essen-to-go. Doch es laufe schlecht, sagt er. Zwei Bestellungen verkaufe er aktuell im Schnitt pro Tag. "Der Winter ist für Gastronomen in Franken immer schwierig", sagt er. "Auch ohne Corona." Mit einer so geringen Nachfrage habe er trotzdem nicht gerechnet. Aktuell spiele er deshalb mit dem Gedanken, den Verkauf vorübergehend komplett einzustellen.

"Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass wir im Dezember wieder öffnen dürfen", sagt Kritsiniotis. Ohne finanzielle Unterstützung vom Staat könne er das Lokal langfristig aber nicht weiter betreiben. "Dann bin ich weg", sagt er.

Schließung trotz Hygienemaßnahmen

"Wenns noch ein bisschen so weiter geht, dann gibt es bald vielleicht nicht mehr so viele kleine Wirtschaften", befürchtet Michael Müller. In siebter Generation führt er das Gasthaus "Zur Krone" in Holzkirchen. "Wir haben alles dafür getan, damit sich bei uns möglichst niemand anstecken kann, haben Plexiglasscheiben und Desinfektionsspender aufgestellt und kümmern uns um die Nachverfolgung. Das war jetzt quasi umsonst", sagt Müller.

"Wir haben etwa zehn Prozent des normales Umsatzes."
Marco Chianese, Inhaber des Restaurants "Montemarco"

Auch das Essen zum Mitnehmen sei aktuell keine gute Alternative. "Beim ersten Lockdown konnten die Leute wirklich gar nichts machen. Wer sich etwas gönnen wollte, hat dann eben Essen bestellt. Das ist diesmal anders", sagt er. Um den Familienbetrieb mache er sich bisher zwar noch keine Sorgen: "Wir kommen schon über die Runden." Aber allein mit Essen zum Mitnehmen könne sein Restaurant – trotz vieler Stammkunden – keine Gewinne erzielen.

Mitarbeiter in Kurzarbeit

Ähnliche Erfahrungen hat Marco Chianese in den vergangenen Tagen gemacht. "Wir haben etwa zehn Prozent des normalen Umsatzes", berichtet der Inhaber des italienischen Restaurants "Montemarco" in Kürnach. Aufgrund der geringen Nachfrage bereite er den To-go-Verkauf meist nur mit Unterstützung seiner Frau vor. Seine Mitarbeiter hingegen seien in Kurzarbeit.

"Wir schauen jetzt noch mal, wie diese Woche läuft. Dann entscheiden wir, ob wir das Essen zum Mitnehmen für den Rest des Monats nur noch an den Wochenenden anbieten", sagt Chianese. Das Restaurant betreibt er bereits seit 20 Jahren. Deshalb könne er aktuell auf finanzielle Reserven zurückgreifen, so der Gastronom. Trotzdem hoffe er, dass das Geschäft spätestens im kommenden Jahr wieder besser laufe.

Etwas weniger stark trifft die aktuelle Situation das Asia-Restaurant "Bei Luu" in Ochsenfurt. "Es läuft mal besser, mal schlechter", sagt Inhaber Hai Luu Quoc. Essen-to-go und ein Lieferservice sind für ihn schon seit Jahren ein wichtiger Teil des Geschäfts. Schwierigkeiten bereite ihm die Pandemie trotzdem. Luu spricht von 30 bis 40 Prozent weniger Einnahmen als zuvor. "Es bleibt uns nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass es bald besser wird."

 
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Kommentare
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  • A. M.
    Wir sind normalerweise echt gute Wirtshausgänger - zweimal in der Woche ist die Regel. Aber selbst in unseren Stammrestaurants holen wir nur eher selten was. Dies liegt zum einen an der Qualität der Speisen bis sie bei uns auf dem Teller sind (aufwärmen usw.) und zum anderen daran, dass der "Eventcharakter" des Essen-gehens verloren geht. Unterm Strich lassen wir also deutlich weniger Geld in der Gastronomie.
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  • U. S.
    Der neueste Trend nennt sich Wohnmobildinner. Man fährt mit dem Wohnmobil zum weit entfernten Gasthaus, bekommt dort sein Essen das man im Wohnmobil einnimmt. Da man dann satt, zufrieden und Dank dem Wein zum leckeren Essen fahruntüchtig ist darf man sogar widerrechtlich auf dem Gelände des Gasthauses übernachten. Somit wird die Auflage das touristische Reisen, das auch Tagestouren beinhaltet, zu unterlassen zur Farce. Dazu kommt das umgehen des touristischen Übernachtungsverbotes.
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  • K. K.
    Was bitte ist dabei wiederrechtlich? Man darf mit dem Auto eine Nacht auf einen Parkplatz übernachten.
    Campingplätze sind geschlossen.
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  • J. G.
    Essen-to-go ist schön und gut, aber die Leute haben teilweise auch weniger Geld zur Verfügung oder legen es beiseite. Man weiß ja nicht, was noch in Sachen Corona kommt. Vielleicht sind ja noch manche 2021 in Kurzarbeit oder arbeitslos. In meinem Bekanntenkreis, die teilweise gute Wirtshausgänger sind, hat man nun wieder mehr das Kochen entdeckt. Es ist halt so, dass man Essen-to-go teilweise nochmals in die Mikrowelle tun muss und dann schmeckt es halt aufgewärmt. Nicht wenige sagen sich auch: "Daheim schmeckt es doch am besten!"
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