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Würzburg
Schöppeln am Stein: Wie Sternekoch Reiser mit Kritikern umgeht
Bratwürste und Glühwein verkaufte Bernhard Reiser vergangenen Samstag am Würzburger Stein. In den sozialen Medien hagelte es Kritik. Wie der Sternekoch jetzt damit umgeht.
Sternekoch Bernhard Reise wollte am Samstag mit seinen Kritikern diskutieren. Aber niemand ist gekommen. 
Foto: Silvia Gralla | Sternekoch Bernhard Reise wollte am Samstag mit seinen Kritikern diskutieren. Aber niemand ist gekommen. 
Jörg Rieger
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:24 Uhr

Sternekoch Bernhard Reiser hört aus der Ferne noch das Mittagsgeläut der Würzburger Glocken. Gegen zwölf Uhr steht er am Samstag in der Tür zum Hof des Weinguts am Stein und wartet. Er will mit seinen Kritikern diskutieren. Mit jenen, die in sozialen Medien scharf mit ihm ins Gericht gegangen sind. Der Grund: Reiser hatte am vergangenen Samstag am Stein Bratwürste und Glühwein verkauft. Bei schönstem Herbstwetter nutzten viele Spaziergänger das Angebot. Das Geschehen erinnerte teilweise an die bekannten Brückenschoppen-Szenen auf der Alten Würzburger Mainbrücke: Abstände wurden nicht eingehalten, Masken nicht getragen und viele standen in größeren Gruppen beieinander. Bilder davon machten vor allem auf facebook die Runde. Und die Frage: Ist es richtig in Zeiten eines Lockdowns, wo sich nur Personen aus zwei Hausständen treffen sollen, Cafés, Bars, Restaurants geschlossen sind, trotzdem Alkohol auszuschenken und Bratwürste zu verkaufen?

Reiser hat seinen Außenverkauf erst einmal eingestellt

"Die Polizei ist ja gekommen. In Würzburg gibt es viele Studenten, die in WGs leben. So kann es auch erlaubt sein, dass sieben oder acht erwachsene Personen aus zwei Haushalten nahe zusammenstehen", erklärt Reise eine Woche später. Er wirkt aufgerärumt, gar nicht geladen. Und er räumt ein, dass er nicht mit so vielen Leuten gerechnet habe. Er sagt aber auch, dass es am Stein an der frischen Luft locker genügend Plätze mit Abstand für jeden geben würde.

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Wieder ist es ein sonniger Herbsttag am Samstag. Doch dieses Mal ist nichts los am Stein. Reiser hat sich entschlossen, keine Bratwürste und keinen Glühwein mehr zu verkaufen, obwohl "er sich nichts zu schulden hat kommen lassen", wie er sagt. "Bei uns auf dem Gelände sind alle Hygienevorschriften eingehalten worden." Was im Weinberg passiere, könne er nicht kontrollieren. 

"Beleidigungen, Hetze und üble Nachrede sind in jedem Fall ein No Go!"
Bernhard Reiser, Sternekoch

Warum also hat er den Außenverkauf an diesem Wochenende nicht fortgesetzt? "Ich bin kein Krawallmacher und will auch nicht zum öffentlichen Ärgernis werden. Das liegt mir fern", erwidert Reiser. In seinem Post hat der gebürtige Allgäuer am Abend zuvor geschrieben: "Beleidigungen, Hetze und üble Nachrede sind in jedem Fall ein ‚No Go‘. Das toleriere ich nicht! Das bin ich schon meinen 60 Mitarbeitern sowie meinen Freunden und Gästen schuldig!" Dann rief Reiser dazu auf, sich am Samstag von 12 bis 13 Uhr mit ihm auf dem Hof von Angesicht zu Angesicht argumentativ auseinanderzusetzen.

Reiser kritisiert geschäftsschädigende Bewertung

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Sein Post, der vielfach positiv gelikt, kommentiert und geteilt worden ist, schließt mit den Worten: "Ich habe einen Namen, ein Gesicht und vor allem einen Arsch in der Hose." Ein Beispiel für eine persönliche Beleidigung konnte Reiser auf Nachfrage nicht nennen. Auf wen er es nach eigenen Worten vor allem absah, waren die anonymen Kritiker. Einer von ihnen habe ihm unter anderem eine bleibende, schlechte Google-Bewertung verpasst. Das sei geschäftsschädigend, so der Koch.

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Eine Stunde steht Reiser vor seinem Lokal. Doch ein Gegner kommt nicht. Dafür ein paar Unterstützer. Eine davon ist Sabine Seufert. Sie ist auch Unternehmerin. Ihr Messebetrieb in Giebelstadt liegt seit Ausbruch der Corona-Pandemie darnieder – und wird sich nach ihrer Einschätzung auch so schnell nicht erholen. "Wir haben keine Lobby, es ist echt bitter", sagt Seufert, die aber an den Stein gekommen ist, um Reiser für seine Aktion zu loben – sowohl für den Außenverkauf als solchen als auch für seine Reaktion auf die vielen kritischen Kommentare dazu. Sie sei in der Gastronomie aufgewachsen, ihr Großvater habe den Sophienbäck in der Sanderau eröffnet. Die aus Schweinfurt angereisten Heike und Reiner Rohde, beide beruflich für ein Pharmaunternehmen aktiv, können sich ebenso gut in Reisers Lage hineinversetzen – und hätten genauso gehandelt, sagen sie. 

Reiser wartet auf ein Zeichen von der Stadt Würzburg

Um kurz nach halb eins laufen zwei ältere Paare auf den Hof. Gegner? Nein, sie fragen nach einer Bratwurst. Reiser schüttelt mit dem Kopf. Ob und wann er den Außenverkauf wieder öffnet, weiß er noch nicht. "Ich selbst werde da erstmal nicht mehr die Initiative ergreifen. Aber wenn man mich von Seiten der Stadt bittet, den Menschen während des Lockdowns weiterhin etwas Ablenkung zu bieten, bin ich gerne dazu bereit."

 
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  • H. F.
    Ich bitte die Denunzianten darum, sich auch in der restlichen Stadt umzusehen, vor jeder Bäckerei, Metzgerei, Fastfood . Vielleicht steht auch jemand an der Bushaltestelle, den man Zurechtweisen kann
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  • J. L.
    Selektive Wahrnehmung und Neidgesellschaft at its best! Es gibt eine liebgewonnene Berufsbezeichnung, die viele Deutsche ganz ohne Ausbildung per se verinnerlicht haben: den Blockwart.

    In der Stadt schnell noch was „To go“ zu essen geholt um dann später mit vollem Magen bei den Kommentaren einen Gastronom denunzieren.

    Herr Reiser hat ein Angebot auf die Beine gestellt, dass sich an Spaziergänger richtet, die etwas frische Luft schnappen und Sonne tanken wollen. Wir haben das beim ersten Lockdown auch genutzt – wie viele andere auch. Mit viel Abstand. Im übrigen wurde schon auf dem Hof auf die geltenden Bestimmungen hingewiesen. Herr Reiser hat weder die Verantwortung noch das Recht mündige Bürger außerhalb seines Geländes überhaupt zur Einhaltung von Regeln aufzufordern.

    Es liegt in der ureigensten Verantwortung jedes einzelnen sich an bestehende Regeln zu halten. Das es unverantwortliche Zeitgenossen gibt, die dazu nicht in der Lage sind ist nicht Herrn Reiser anzulasten!
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  • J. Z.
    Der springende Punkt ist doch der mit dem Weinverkauf verbundene Weinglasverleih. Es ist scheinheilig sich dann hinzustellen und zu sagen "Bei uns auf dem Gelände sind alle Hygienevorschriften eingehalten worden." Was im Weinberg passiere, könne er nicht kontrollieren.

    Hätte er den Weinglasverleih nicht angeboten, dann hätte er auch keinen oder deutlich weniger Wein verkauft.
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  • J. L.
    Es ist geradezu peinlich wie manche Menschen die Verantwortung immer bei anderen suchen. Wir sind doch nicht im Kindergarten. Wir sind schon alle selbst gefordert vernunftsorientiertes Verhalten an den Tag zu legen. Oder ist auch der Messerhersteller schuld, wenn Sie sich in den Finger schneiden?
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  • J. Z.
    Ganz schlechter Vergleich @jlattke

    Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass die Leute am Wochenende zum Weineinkauf für zu Hause alle zu Herrn Reiser gefahren sind ! Für 15 Euro die Flasche Frankenwein, die es im Lebensmittelmarkt wahrscheinlich für die Hälfte gibt. Und dann leiht man sich auch noch für zu Hause bei Herrn Reiser gleich die Weingläser, oder wie?

    Ja natürlich hat Herr Reiser mit seinem Verkauf auf seinem Gelände die Corona-Regeln eingehalten. Aber er hat billigend in Kauf genommen, dass die Leute dann außerhalb seines Areals gegen jede Abstands-Regel beim Verzehr von seinem verkauften Wein in seinen Gläsern verstoßen.

    Frage? Wäre es nach ihrer Meinung auch zu so geselligen Menschenansammlungen angekommen, wenn es keinen Weinverkauf mit Leihgläsern gegeben hätte?

    Und noch eine Frage? Warum wurden nach ihrer Meinung Weingläser zum Verleih angeboten?
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  • H. F.
    Vor einem Jahr haben wir noch mit Greta über Einweggeschirr geweint, und jetzt?
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  • T. H.
    Ich unterstütze gerne die hiesige Gastronomie, aber mit welcher Gleichgültigkeit und Arroganz Hr. Reiser hier Auftritt ist echt schön eine Frechheit. Keine Einsicht zeigen, stattdessen trotzig reagieren.

    Sorry, aber am Stein wird mich niemand mehr sehen. Es gibt in Würzburg und Umgebung noch viele andere gute und auch günstigere Restaurants, die nun besuchen bzw unterstützen werde.
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  • H. F.
    Noch, gibt es andere Gastronomen. Wenn Corona herum ist ,ist die Auswahl vielleicht nur noch bei Döner und McDonald
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  • D. E.
    Sie haben recht, die Allermeisten Gastronomen halten sich an die Regeln und suchen nicht den kurzfristigen Gewinn.
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  • W. H.
    Auch Gastwirte haben durch die Pantemie mit erheblichen Problemen und Existenzängsten zu kämpfen. Herr Reiser versucht, sich und seinem Personal zu helfen. Wer sich Wein und Bratwurst bei ihm holt und dann bei dem schönen Wetter wandern geht, macht alles richtig. Die Deppen, die sich im Weinberg zu Gruppen treffen, würden das auch anderswo tun. Reiser will diese Gruppenbildung nicht. Zeitungslesers Zorn sollte sich gegen die richtigen Personen richten. Ich trinke gerne ein Weissbier und schätze Reisers Essen. Meine Meinung: Unterstützt die Gastwirte, aber haltet euch an die Hygienevorschriften.
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  • D. E.
    Verantwortung endet nicht an der Grundstücksgrenze. Die Käufer müssen ja schließlich irgendwie zum Würzburger Stein hin und auch wieder zurück. Verantwortung gilt auch für alkoholisierte Gäste.
    Wenn alles richtig gewesen wäre hätte sonst heute ja wieder eine "Veranstaltung" stattfinden müssen, Wetter hat ja super gepasst.

    Zb. Zufahrt zu Würzburger Stein sperren, mehrere (Elektro-)Shuttlebusse organisieren und einen regelmäßigen Transfer zu einigen Park&Ride einrichten. Gäste können ihren Wein auswählen, erhalten Gutschein, können noch im Weinberg wandern, werden dann zum Parkplatz zurückgefahren und erhalten dort Ihr Weinpaket und wer will noch dazu jeder gratis eine Bratwurst. Natürlich kein Gläserverleih.
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  • P. K.
    Einfach mal www.der-reiser.de eintippen und man weiss wie es um den Herrn Reiser bestellt ist.
    Kein anderer Koch mit einem Michelin Stern gibt so peinlich damit an.
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  • Veraltete Benutzerkennung
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  • J. R.
    eine ganz normale webseite, sonst nichts
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  • M. R.
    Würzburg ist echt eine Stadt in der Neider und Missmacher am lautesten schreien!
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  • R. Ö.
    Was hat jetzt Unvernunft und Profitgier mit Neid und Miesmacherei zu tun???👎🙈
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  • R. R.
    Sicherlich ist Herr Reiser ein fleißiger Unternehmer jedoch muss er nicht den schwarzen Peter an den scharfen Kritikern weiter geben, eine Einladung zur Diskussion der Kritiker finde ich den absoluten Gipfel. Wenn man so mit der Gesundheit anderen spielt, sich noch bereichert und das als gefallen in der corona Zeit an den Menschen verkauft is ganz schön frech.
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  • H. A.
    Bei dem Begriff "Sternekoch" bekomm ich jedes mal Magenschmerzen denn offiziell gibt es keinen Sternekoch sondern nur einen Koch der für ein Sterne Restaurant arbeitet. Michelin Sterne werden nämlich nur für das Lokal vergeben und bleiben dort auch auch wenn der Koch dort aufhört. das die Kritiker kein Interesse haben mit ihm zu diskutieren ist nachvollziehbar, geht es Herrn Reiser doch grundsätzlich um eine findige Geschäftsidee, nicht mehr und nicht weniger. Diese Idee finden aber auch auch wird in Zeiten von Corona völlig indiskutabel um es mal vornehm auszudrücken.
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  • D. Z.
    Das ist in Teilen richtig. Der Koch nimmt den Stern nicht mit wenn er geht, der Stern erlischt jedoch, sobald der Koch das Restaurant verlässt.
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  • C. P.
    Also kein To-Go Geschäft für alle... interessante Einstellung zu einer gesamten Branche.
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