
Mitten in Würzburg ist am Donnerstagmittag das Taylor Swift-Fieber ausgebrochen. An zwei Bänken mitten in der Buchhandlung Hugendubel sitzen mehrere Personen aus ganz verschiedenen Altersgruppen und basteln hoch konzentriert, mit viel Fingerspitzengefühl, bunte Armbändchen. Vor ihnen auf dem Tisch in fein säuberlich sortierten Boxen sind alle Utensilien, die sie dafür benötigen: bunte Perlen, durchsichtige Bastelschnüre und viele verschiedene Buchstaben.
Mitten unter ihnen ist Alexandra Jung. Sie gibt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, zum überwiegenden Teil weiblich, Tipps, wie sie aus all den einzelnen Perlen ihr eigenes Taylor Swift-Armband basteln können. Ein Swiftie, so nennen sich die Fans der Sängerin, ist sie nicht, aber sie bastelt gern. Seit Anfang dieses Jahres veranstalten die Buchhandlungen Hugendubel und Thalia deutschlandweit sogenannte "Taylor Swift-Mitmach-Tage" zum Armbändchen basteln, zu denen überwiegend Mädchen und Frauen im Alter von 13 bis 20 Jahren kommen, sagt Jung.
Mit dem Basteln der Armbänder nahmen die Swifties ihr Vorbild beim Wort
Eine von ihnen ist Katja Saupe. Sie wollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen und sitzt deshalb mit ihrer Schwester Ronja und einer Freundin an einer der Bierbänke. Mit der Veröffentlichung des Albums "Speak Now" im Jahr 2010 wurde sie zum waschechten Swiftie, auf eines ihrer Konzerte haben sie es bisher aber nicht geschafft. "Ich trage aber auch die Armbänder und habe zu Hause eine Etagere, wo ich alle sammele", erzählt die 22-Jährige. Auf ihrem frisch gebastelten grünen Armband steht "Cardigan", ein Song aus dem neusten Album der Sängerin "Folkore".

Im Jahr 2022 veröffentlichte die Amerikanerin ihr Lied "You are on your own, kid" (deutsch: Du bist auf dich allein gestellt, Kind). Darin geht es um eine junge Frau, die unfreiwillig plötzlich auf eigenen Beinen stehen muss. Taylor Swift schrieb in den Liedzeilen eine bestärkende Botschaft an alle jungen Menschen und ermutigte sie, dass sie auch allein alles schaffen können. An einer Stelle singt sie: "Make the friendship bracelets" (deutsch: Mach Freundschaftsarmbänder). Die Swifties nahmen ihr Vorbild beim Wort.
Claudia Stich wird durch ihren Mann zum Taylor Swift-Fan
Seitdem ist das Armbandtauschen fester Bestandteil der Fangemeinschaft. Mit dem Ritual bestärken sich die Swifties gegenseitig und drücken ihre Zusammengehörigkeit aus. Das musste auch Claudia Stich erst lernen. Die 42-Jährige sitzt gemeinsam mit ihrem achtjährigen Sohn Jonas auf der Bank hinter Katja Saupe. "Ich bin erst ganz frisch ein Swiftie, seit mein Mann mich überredet hat zum Konzert in Gelsenkirchen zu gehen", erzählt sie. Dort sei sie dann in der Bahn auf andere Fans gestoßen. "Ich dachte erst, die wollen die Armbänder verkaufen, aber dann haben sie mir das mit dem gemeinsamen basteln und tauschen erklärt", erinnert sie sich.

Und obwohl sie damals kein eigenes Armband dabei hatte, haben ihr die jungen Frauen trotzdem eins geschenkt. "Das wollte ich erst meiner Tochter mitbringen, habe es jetzt aber doch selbst behalten", sagt sie und lacht. Als Andenken an das schöne Konzerterlebnis bastelt sie am Donnerstagmittag gemeinsam mit ihrem Sohn ein Armband – auch, weil er nicht mit auf das Konzert konnte. Die Wahl von Jonas fällt ganz eindeutig auf die Farben weiß und schwarz. Claudia Stich mag es lieber bunter.
Zum Armbandbasteln in Würzburg sind nicht nur Taylor Swift-Fans gekommen
Immer wieder kommen auch neugierige Kundinnen und Kunden mit ihren Kindern an den Tisch. Für Alexandra Jung ist klar: Auch sie dürfen natürlich mitbasteln – ob Taylor Swift-Fan oder nicht. So müssen Emily Hammer und ihre Freundin ein paar Minuten warten, bis sie auf einer der Bänke Platznehmen können. Am Handgelenk der 20-Jährigen hängt bereits ein Taylor Swift-Armband, gleich neben dem Konzertbändchen aus Gelsenkirchen.
Die beiden Frauen wollen sich zur Erinnerung ein Bilderrahmen mit Fotos vom Konzert und eben einem Armband basteln. "Man hört dieselbe Musik und obwohl man aus unterschiedlichen Orten kommt, fühlt man sich schon wie in einer kleinen Gemeinschaft", erklärt sie. Anders als im Hugendubel seien bei den Konzerten auch viele ältere Leute gewesen. Für die Würzburgerin ist die Taylor Swift-Gemeinschaft ein sicherer Ort, an dem sie sich wohlfühlt und sie selbst sein kann.
Umso schlimmer findet sie, dass die Konzerte in Wien wegen des Verdachtes auf einen Terroranschlag abgesagt werden mussten. Dass das Fan-Treffen im Würzburger Hugendubel dennoch stattfinden kann und ein positiver Ort des Austausches ist, freut sie daher umso mehr.