Ab Montag wird es im Landkreis Würzburg Probebohrungen zur Festlegung der SuedLink-Trasse geben. Das Projekt soll erneuerbaren Strom in den Süden Deutschlands transportieren. Ein grober Korridor wurde in den vergangenen Monaten von der Bundesnetzagentur bereits festgelegt – er ist 1000 Meter breit und betrifft unter anderem die Gemeinden Thüngersheim, Leinach, Uettingen, Greußenheim und Altertheim. Nun wird Netzbetreiber TransnetBW seine Planungen auf Basis der Bohrungen konkretisieren.
SuedLink-Verlauf bei Thüngersheim
Die Gemeinde Thüngersheim ist stark von SuedLink betroffen. Von Retzstadt kommend, geht der Korridor dort durch ein speziell geschütztes Fauna-Flora-Habitat. "Dieser Bereich wird unterbohrt", sagt Christopher Göpfert, Referent für Bürgerbeteiligung bei SuedLink in einem extra angefertigten Video. Anschließend quert die Trasse die Weinberge und kreuzt dann die B27 und den Main.
Er erwarte, "dass zu allen Zeiten der Arbeiten die Winzer ihre Weinberge erreichen", schreibt Michael Röhm, Bürgermeister von Thüngersheim auf Anfrage an diese Redaktion. Und: "Das Wegenetz darf nicht über Gebühr beansprucht werden." Zudem müssten die Untersuchungen Gefahren wie den kürzlich erfolgten Felssturz berücksichtigen, Baugrundbesitzer müssten rechtzeitig über den Zeitpunkt von Untersuchungen informiert werden.
SuedLink-Verlauf bei Leinach
Nach der Unterquerung des Mains kreuzt die SuedLink-Route nördlich von Leinach sogenannte Ökokonto-Flächen, die dem Naturschutz dienen. Anschließend wird die ICE-Bahnfläche auf Höhe der ICE-Brücke gequert. Im nahegelegenen Schrannengraben führt die Route an geschützten Biotopen vorbei. Eingriffe werden laut TransnetBW dabei "größtenteils" vermieden. Westlich von Leinach wird der Hägholz-Wald durchquert, dies ist laut TransnetBW "unvermeidbar".
Die angekündigten Probebohrungen seien mit Flurschäden verbunden, die jedoch zu beseitigen und zu entschädigen sind, schreibt Leinachs Bürgermeister Arno Mager an die Redaktion. "Aus meiner Sicht handelt es sich nicht um irreparable Schäden, so dass ich die Beeinträchtigung der Gemeinde Leinach bei den Baugrunduntersuchungen als geringfügig erachte." Als ehemaliger Netzbetreiber sehe er dem Ausbau ohnehin entspannt entgegen.
SuedLink-Verlauf bei Greußenheim, Uettingen und Helmstadt
Nördlich von Greußenheim umgeht die SuedLink-Trasse zunächst ein geschütztes Biotop sowie ein Vorbehaltsgebiet für Windkraftanlagen und weicht dann westlich der Gemeinde einem Bodendenkmal aus. Östlich von Uettingen hält der vorgeschlagene Verlauf laut Betreiber "den größtmöglichen Abstand" zum Siedlungsgebiet und passiert anschließend geschützte Biotope und Weiler. Östlich von Helmstadt passiert die Trasse ein geschütztes Biotop und umgeht ein Gewerbegebiet.
Sorgen machte die Gemeinde Greußenheim sich zunächst um die nordwestlich angedachten Windkraftanlagen, die von einem vorangegangenen Trassenvorschlag beeinträchtigt worden wären. Da der vorgeschlagene Verlauf daraufhin abgeändert wurde, schreibt Bürgermeisterin Karin Kuhn nun in einer Mail an die Redaktion: "Unsere Forderungen zu einer veränderten Trassenführung (...) wurden in den Planungen berücksichtigt."
Uettingens Bürgermeister Edgar Schüttler zeigt sich in Hinblick auf den Trassenverlauf entspannt und schreibt: "Der Gemeinde Uettingen sind Einschränkungen von betroffenen Bürgern, Befürchtungen oder Besonderheiten nicht bekannt." Tobias Klembt, Bürgermeister von Helmstadt hebt am Telefon private Grundstücke östlich der Gemeinde hervor, die von der Trasse gequert werden sollen. Nicht alle Besitzer seien damit einverstanden. "Hier muss vor den Bauarbeiten eine gute Einigung mit den Besitzern getroffen werden."
SuedLink-Verlauf bei Altertheim
Nördlich von Altertheim tangiert der von TransnetBW vorgeschlagene Trassenverlauf einen Windpark sowie ein Vorbehaltsgebiet für weitere Windkraftanlagen und umrundet dann die Gemeinde auf östlicher Seite auf dem Weg zur Landesgrenze nach Baden-Württemberg. Die von TransnetBW vorgeschlagene Trasse führt dabei nur knapp am Siedlungsgebiet von Altertheim vorbei.
"Auch wenn wir grundsätzlich mit dem Trassenverlauf nicht einverstanden sind, lief der Austausch mit SuedLink konstruktiv", sagt Altertheims Bürgermeister Bernd Korbmann. Sorge bereite ihm jedoch der sehr nah am Siedlungsgebiet vorbeigehende Vorschlag. "Die Gemeinde Altertheim erwartet, dass die Trasse so weit wie irgendwie möglich von den Wohnhäusern entfernt verlaufen wird."
Bund Naturschutz ist gegen SuedLink in Landkreis Würzburg
In einer schriftlichen Stellungnahme an die Bundesnetzagentur, die der Redaktion vorliegt, positioniert sich der Bund Naturschutz Bayern (Bund) gegen den Ausbau der SuedLink-Trasse im Landkreis Würzburg: "Der BUND Naturschutz fordert ein generelles Aussetzen des gesamten Verfahrens." Kritisiert wird in dem Positionspapier fehlender Bedarf für das Vorhaben sowie Belastung von Mensch, Tierwelt und Natur.
In einem nächsten Schritt wird TransnetBW der Bundesnetzagentur die gewonnen Erkenntnisse und konkrete Pläne mitteilen. Anschließend können Gemeinden und Privatpersonen in einem Anhörungsverfahren Einwände und Bedenken vorbringen.