Was macht ein grüner Oberbürgermeister anders? Fritz Kuhn, seit 2013 Oberbürgermeister in Stuttgart, berichtete beim Neujahrsempfang der Würzburger Grünen, was er in den vergangenen sieben Jahren in der baden-württembergischen Landeshauptstadt bei den Themen Wohnen, Verkehr und Klima voran gebracht hat.
Zwei Strategien nannte der ehemalige Partei- und Fraktionsvorsitzende der Grünen, um den auch in Stuttgart explodierenden Mieten zu begegnen. Eine sei, Wohnraum durch Nachverdichtung in der Stadt zu schaffen. "Unsere Weinberge, Wälder und Äcker im Umland wollen wir nicht verlieren, die brauchen wir für gute Luft", betonte Kuhn.
Doch alleine durch Neubauten lasse sich die Mietentwicklung in den Boomstädten nicht bremsen. "München und Frankfurt bebauen sämtliche Wiesen vor der Stadt, dennoch bleiben sie teuer." Als zweite Strategie müsse die Kommune auf die Mietpreise einwirken. In Suttgart sei ein Anteil von 40 Prozent Sozialwohnungen bei Neubauten festgeschrieben. In Würzburg liegt diese Quote bei 30 Prozent. Die städtischen Wohnbaugesellschaften Stuttgarts müssen 80 Prozent Sozialwohnungen bauen.
Eingeleitet wurde von Kuhn der Weg zur autofreien Innenstadt. Der 64-Jährige, der am Ende seiner achtjährigen Amtszeit aus persönlichen Grünen nicht mehr antreten will, erklärte im Shalom Europa, wie man den ÖPNV durch günstigere Tarife, einfacheres Bezahlsystem und Investitionen stärkt. "Ich finde Autos irgendwie gut. Aber nicht, wenn alle gleichzeitig in die Stadt kommen", sagte der OB des feinstaubgeplagten Stuttgarts.
Ein Jobticket habe die Stadt erst für ihre eigenen 1800 Beschäftigten, dann für die der staatlichen Behörden der Landeshauptstadt eingeführt. "Als nächstes haben wir die Autobauer dazu überredet," berichtete Kuhn. Heute würden inklusive Porsche und Daimler rund 600 Firmen ihren Beschäftigten Jobtickets für Bus und Bahn anbieten. Die Vormachtstellung des Autos werde in der Autostadt Stuttgart ganz pragmatisch zurück gedrängt.
Ein Klimaschutzpaket schnürte Stuttgarts Stadtrat im vergangenen Sommer. Mit 200 Millionen Euro werden zum Beispiel erneuerbare Energien, Sanierungen, Müllvermeidung und innerstädtisches Grün gefördert. "Ohne grüne Ideen wird die Wirtschaft in naher Zukunft keine schwarze Zahlen schreiben," sagte der aus Bad Mergentheim stammende Kuhn, dessen Rede immer wieder von Beifall unterbrochen wurde.
Viel Applaus bekam auch Martin Heilig. Der 44-jährige OB-Kandidat hielt eine emotionale, aber keine wahlkämpferische Rede. Es ging ihm um den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Heilig erzählte von "raueren Tönen" und "gesunkenen Hemmschwellen", die er auch persönlich zum Beispiel am Infostand in der Würzburger Fußgängerzone erlebe.
Gegenüber Rechtspopulisten müsse man Kante zeigen und Menschen, die sich von der Demokratie entfernen, zurück gewinnen. "Ich habe keine fertigen Antworten, wie das gelingen kann", bekannte Heilig. Doch der "wertschätzende Umgang, der unsere starke Stadtgesellschaft ausmacht" stimme ihn positiv, dass man gemeinsam eine Antwort finden werde.
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Den wahlkämpferischen Teil der Veranstaltung übernahm dann die Landtagsabgeordnete Kerstin Celina, die an die jüngsten Erfolge der Partei erinnerte. "Bei der Europawahl waren wir mit 31 Prozent stärkste Kraft in Würzburg. Das werden wir am 15. März wiederholen." Landtagsabgeordneter Patrick Friedl erinnerte an die Gründe des aktuellen grünen Erfolgs: "Wir sind mitten im Klimawandel und die Menschen spüren das." Den Grünen trauten die Wähler die Kompetenz und die Leidenschaft zu, wirksam gegen die weitere Erhitzung des Klimas vorherzugehen.
Wer die OB-Kandidaten erleben will: Bei der Main-Post-Wahlarena am Dienstag, 11. Februar, 19 Uhr, im Vogel Convention Center (Max-Planck-Str. 7/9) sind alle gemeinsam auf der Bühne. Kostenlose Eintrittskarten (maximal vier pro Person) gibt es in der Geschäftsstelle der Main-Post in der Plattnerstraße 14 (Öffnungszeiten Montag bis Freitag 9-13 und 14-17 Uhr).
Seit Fritz Kuhn OB in Stuttgart, hat sich nämlich dort der Autoverkehr in keinster Weise verringert, im Gegenteil, er ist immer noch mehr geworden.
Ich bin regelmäßig in Stuttgart unterwegs und kann dies nur bestätigen.
Dass die Innenstadt in einem Kessel liegt, der topographisch noch ungünstiger ist, wie der hier in Würzburg, verrate ich Ihnen jetzt mal nicht.
Während wir hier in Würzburg immer noch eine Art Kamineffekt haben, bedingt durch dass Maintal, wo die Luft "durchziehen" kann, wird je nach Wetterlage die Luft in Stuttgart gegen die Hänge gepresst, so dass sich dort die schlechte Luft staut.
Deshalb kann man Würzburg und Stuttgart nur bedingt miteinander vergleichen.