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WÜRZBURG
Sturmtief „Fabienne“: War es ein Tornado?
Sturmtief „Fabienne“: War es ein Tornado?       -  Der Tag nach „Fabienne“: Aufräumarbeiten im Würzburger Ringpark.
Foto: Thomas Obermeier | Der Tag nach „Fabienne“: Aufräumarbeiten im Würzburger Ringpark.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:01 Uhr

Das Sturmtief „Fabienne“ ist am Sonntag durch Unterfranken gezogen und hat zahlreiche Schäden verursacht. Einige Leser wollen sogar einen Tornado gesehen haben. Tornados sind auch in Deutschland möglich. Sie werden weltweit überall da beobachtet, wo es Gewitter gibt. Konkrete Hinweise oder Augenzeugenberichte, dass „Fabienne“ auch Tornados im Gepäck hatte, gebe es bislang nicht, sagt Andreas Friedrich, Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. „Fabienne war verbunden mit einer Kaltfront an der örtlich Orkanböen auftraten.“

Böen weit über Orkanstärke

Das Tief war Tage zuvor schon in den Vorhersagekarten der Modelle erkennbar und lag am Samstag als flaches Wellentief vor den Britischen Inseln. Auf dem Weg ostwärts konnte es sich im Zusammenspiel mit einem kräftigen Höhentrog am Sonntag rasch intensivieren und zog als Sturmtief „Fabienne“ von West nach Ost über die Mitte Deutschlands hinweg. In Würzburg wurden laut DWD Windegeschwindigkeiten von 138 Kilometer pro Stunde gemessen, auf der Wasserkuppe 121 Kilometer pro Stunde. „Das sind Böen weit über Orkanstärke“, sagt Friedrich. Allerdings war der Wind „eher geradlinig, was nicht für einen Tornado spricht“.

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Augenzeugen der Gemeinde Schönaich, einem Ortsteil von Oberschwarzach (Lkr. Schweinfurt), berichten, dass ein Tornado durch den Ort gezogen sei. Über 35 Gebäude wurden dort schwer beschädigt. Laut dem Deutschen Wetterdienst treten Tornados gerne an Kaltfronten von Sturm- oder Orkantiefs auf, die sehr viel Dynamik mitbringen.

Und das deshalb, weil genau an diesen Sturm-Kaltfronten viele Bedingungen für Tornados günstig sind. Das zeige unter anderem das Beispiel des Orkans „Kyrill“, der am 18./19. Januar 2007 das öffentliche Leben in weiten Teilen Europas beeinträchtigt hat. Damals wurden allerdings Böen mit einer Geschwindigkeit von 225 Stundenkilometer erreicht.

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„Alles drehte sich im Kreis“

Ein Tornado ist laut dem DWD eine Luftsäule mit Bodenkontakt, die um eine mehr oder weniger senkrecht orientierte Achse rotiert. „Es dreht sich alles im Kreis“, erklärt Friedrich. Ein Tornado kann immer dann entstehen, wenn starke Temperaturgegensätze herrschen und Luft aufsteigt beziehungsweise gehoben wird. Durch frei werdende Kondensationswärme und starke vertikale Windscherung wird dabei ein rotierender Aufwindschlauch erzeugt. Dieser kann einen Durchmesser bis über einen Kilometer erreichen, wobei Windgeschwindigkeiten von mehreren hundert Kilometern pro Stunde auftreten können.

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Die Stärke der Tornados wird anhand der Fujita-Skala (F-Scale) gemessen. Das durch Tornados am meisten bekannt gewordene Gebiet ist die sogenannte Tornado-Alley im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten von Amerika. Dort trifft häufig trocken-kalte Luft aus dem Norden mit feucht-warmer Luft aus der Region des Golfes von Mexiko zusammen. In Mitteleuropa sind solch extreme Luftmassenunterschiede seltener. Deswegen treten hier auch deutlich weniger Tornados auf als in den USA.

 
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