Das Sturmtief „Fabienne“ hat in der Region eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. In Unterfranken gab es mehrere Verletzte durch herabfallende Äste und umstürzende Bäume. In Ebrach (Oberfranken) forderte das schwere Unwetter ein Todesopfer: Auf einem Campingplatz in Ebrach (Lkr. Bamberg) starb laut Polizei eine Frau auf einem Campingplatz, nachdem ein Baum auf sie gestürzt war.
Für die unterfränkische Polizei zog Pressesprecher Andy Lacke gegen 22.30 Uhr eine erste Bilanz: “Zwischen 16:30 Uhr und 19:30 Uhr gingen in der Einsatzzentrale der Polizei in Würzburg 359 Notrufe ein. “ Innerhalb von drei Stunden mussten die Streifen 297 Einsätze abarbeiten, deren Ursache im Sturmtief ‚Fabienne‘ lag.
Ob zahlreiche Verkehrsunfälle, bei denen insgesamt zwei Verkehrsteilnehmer leicht verletzt wurden, durch umgestürzte Bäume blockierte Fahrbahnen und Bahnstrecken, abgedeckte Häuser oder letztlich zwei verletzte Personen, die durch herabstürzende Äste oder umstürzende Bäume getroffen wurden, “das Einsatzspektrum für die eingesetzten Beamten war breit gefächert,” so Laacke.
Aufräumarbeiten dauern an
Wie in den Prognosen gemeldet, erreichte der Sturm örtlich sogar orkanartige Böen um 110 Kilometer pro Stunde. Die Autofahrer wurden auf den Hauptverkehrsadern, den Autobahnen 3 und 7, zu besonders vorsichtiger Fahrweise aufgefordert. Abgerissene Äste und Wasser auf der Fahrbahn wurden zur Gefahr. Auf den Straßen in Unterfranken war dir Fahrbahn an manchen Stellen völlig mit einem Teppich aus nassem Laub bedeckt. Dies machte die Fahrbahnen zusätzlich rutschig.
Die Aufräumarbeiten werden laut dem Polizeisprecher “teilweise noch mehrere Tage in Anspruch nehmen.” Ab 21 Uhr normalisierte sich das Anrufaufkommen in der Einsatzzentrale der Polizei in Würzburg wieder.
Bahnstrecken gesperrt
Der erste schwerere Sturm im kalendarischen Herbst brachte auch die Reisepläne von Tausenden Menschen in Deutschland gehörig durcheinander. Es gebe zahlreiche Bäume im Gleis oder in Oberleitungen, sagte ein Bahnsprecher in Berlin am Abend. So waren beispielsweise die Strecken Frankfurt/Main-Heidelberg, Mainz-Worms-Mannheim sowie Aschaffenburg-Würzburg und Würzburg-Nürnberg in beiden Richtungen gesperrt. Auch die Strecke Erfurt-Nürnberg war betroffen. Bis Montagmittag fallen danbeben die Bahnstrecken Aschaffenburg - Seckach und Aschaffenburg - Lauda aus, wie die Polizei mitteilte.
Der Flughafen Frankfurt - Deutschlands größter Airport - meldete ebenfalls Probleme. Aufgrund des Wetters kam es zu Verzögerungen und Flugausfällen. Mehrere Flüge konnten am Airport Nürnberg nicht - wie geplant - landen, dafür bescherte der Sturm dem Flughafen drei ungeplante Besucher: Drei Airbusse A321, die eigentlich auf dem Weg nach Frankfurt waren, nutzten Nürnberg zum Zwischenstopp.
Tornado in Schönaich
Besonders brutal traf der Sturm die kleine Gemeinde Schönaich: „Die Menschen stehen vor den Zerstörungen und weinen“, beschrieb ein Augenzeuge die Situation in dem Ortsteil von Oberschwarzach im Landkreis Schweinfurt. Hier zog – von Westen kommend – ein Tornado durch, der zahlreiche Dächer abdeckte und Baumkronen wegriss. Rund 20 Anwesen wurden beschädigt, ein Haus war nach ersten Schätzungen Totalschaden. „Wo früher eine Scheune stand, ist jetzt nur noch ein Berg Holz und Ziegel“, beschrieb der Augenzeuge die Situation. Er berichtete auch von einer weggerissenen Hauswand, eine Küche stand im Freien.
Weggerissener Kirchturm in Prichsenstadt
In Stadelschwarzach, einem Ortsteil von Prichsenstadt (Lkr. Kitzingen) wurde nach Berichten von Einwohnern ein Stück des Kirchturmes weggerissen. „Durch den Sturm ist in Stadelschwarzach Ausnahmezustand“, schrieb ein Einwohner auf Facebook. „Wir hatten über eine Stunde keinen Strom. ... Ziegel sind überall auf der Straße. Das fast komplette Dorf ist betroffen. Und sogar unser Kirchturm ist weg. Wenn es sich vermeiden lässt, umfahrt den Ort.“
Ebenfalls in Prichsenstadt befuhr ein 64-jähriger Autofahrer laut Polizeiangaben am Sonntagnachmittag in Laub die Straße in Richtung Bundesstraße 22. Plötzlich löste sich ein Ast von einem Baum und fiel auf den vorbeifahrenden Opel Corsa. Dabei entstand ein Schaden in Höhe von 5000 Euro.
In Escherndorf bei Volkach wurden laut Polizeibericht 35 Dächer abgedeckt, ein Mann erlitt einen Kollaps aufgrund eines Schocks, zwei weitere Personen wurden leicht verletzt.
In Nordheim am Main hatte ein 56-jähriger Mann seinen landwirtschaftlichen Anhänger am Sonntagnachmittag abgestellt und laut Polizei nicht ausreichend gegen Wegrollen gesichert. Ein heftiger Windstoß setzte den Anhänger in Bewegung und rollte gegen einen geparkten BMW. Durch den Aufprall wurde dieser gegen ein weiteres Auto geschoben. Der Gesamtschaden wird auf 10000 Euro geschätzt.
Die heftigen Regenfälle haben auch in Bad Kissingen und Umgebung zahlreiche Einsätze von Feuerwehr und Polizei nötig gemacht. Die Polizeiinspektion Bad Kissingen registrierte zwar nach eigenen Angaben keine dramatischen Einzelfälle, wohl aber zahlreiche Probleme durch Wasser und Schlamm auf den Straßen. Zu Überflutungen kam es demnach unter anderem an der Straße zwischen Burkardroth und Frauenroth nordwestlich der Kurstadt, sowie unter der Südbrücke in Bad Kissingen. Vereinzelt hätten die Wassermassen in der Kurstadt auch Kanaldeckel abgehoben. In Münnerstadt war die Bahnhofstraße zeitweise durch einen umgestürzten Baum blockiert.
In Würzburg riss der Sturm Äste ab, die auf die Fahrbahn und geparkte Autos fielen. Der Ludwigskai war wegen eines umgestürzten Baumes kurz vor der Konrad-Adenauer Brücke stundenlang voll gesperrt. Ein Baum stürzte auf eine Pizzeria und verletzte ein Frau, auch eine Spaziergängerin wurde durch herabstürzende Äste verletzt. Ein Mann wurde in der Mergentheimer Straße von einem Ast getroffen und musste durch den Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht werden. In der Sanderstraße deckte der Wind acht Quadratmeter eines Daches ab, herabfallende Dachziegel beschädigten hierbei mehrere Fahrzeuge.
Die Polizei warnte am Abend vor dem Betreten der Parks in der Innenstadt. Äste könnten aufgrund der Sturmschäden herunterstürzen. Der Haupt- und der Waldfriedhof bleiben noch den gesamten Montag über aus Sicherheitsgründen gesperrt, die Mitarbeiter sind mit Aufräumarbeiten beschäftigt.
Ab 17:30 Uhr bescherte Sturmtief „Fabienne“ der Feuerwehr Würzburg im kompletten Stadtgebiet viel Arbeit. Die Feuerwehr registrierte im Bereich der gesamten Leitstelle für Würzburg und Umgebung 376 Einsätze.
Um die über 120 Einsätze in Würzburg zu bewältigen, waren sowohl die Berufsfeuerwehr, alle sechs Freiwilligen Feuerwehren sowie die Staatliche Feuerwehrschule mit knapp 130 Kräften im Einsatz. Vom Unwetter waren vor allem die Innenstadt sowie die Stadtteile Frauenland, Sanderau, Heidingsfeld und das Steinbachtal betroffen.
Auch im Landkreis Würzburg kam es laut Polizeibericht zu zahlreichen Zwischenfällen. So stürzte in Seligenstadt ein Baum auf drei darunter parkende Autos, dabei entstand ein Schaden von rund 10.000 Euro. In Randersacker fiel ein Ast auf die Frontscheibe eines fahrenden Pkw, hier entstand ein Schaden von rund 1000 Euro. Ein herumwirbelndes Trampolin beschädigte in Veitshöchheim das Dach eine Hauses sowie zwei Pkw. Bei einem Verkehrsunfall in Rottendorf aufgrund eine umgestürzten Baumes auf der Fahrbahn wurden laut Polizei zwei Personen leicht verletzt, der Schaden beläuft sich auf rund 8000 Euro.
Zahlreiche Einsätze im Landkreis Main-Spessart
Im Bereich Lohr (Lkr. Main-Spessart) meldete die Feuerwehr etwa zwei Dutzend Einsätze, vor allem durch umgestürzte Bäume. Im Raum Marktheidenfeld war es ähnlich. In Wiesthal im Landkreis Main-Spessart fiel zwei Stunden der Strom aus. Stromausfälle wurden auch im Steigerwald zwischen Rauhenebrach und Burgebrach gemeldet. Sie waren am Sonntagabend noch nicht behoben.
Um Karlstadt gab es einige wenige Einsätze ebenso im Bereich Gemünden, wo Bäume umfielen und einzelne Dachziegel wegflogen. Am Sportplatz Adelsberg rannten vier Hunde der Rasse Sorte Golden Retriever im Sturm davon und konnten zunächst nicht weder eingefangen werden.
In Rauhenebrach im Lkr. Hassberge sorgte der Sturm für einen großflächigen Stromausfall: Mit Beginn des Gewitters gegen 18 Uhr gingen die Lichter aus, bis 20 Uhr war die Stromversorgung noch nicht wiederhergestellt.
Zwei Unfälle im Landkreis Schweinfurt
Auf der A 7 wehte das Sturmtief laut Poliziei in der Baustelle Schraudenbachbrücke (Lkr. Schweinfurt) Gegenstände der Baustelleneinrichtung und Teile des Bauzauns auf die Fahrbahn. Zwei Fahrzeuglenker konnten nicht mehr rechtzeitig ausweichen und fuhren über die Hindernisse. Bei einem 36-jährigen Pkw-Fahrer aus dem Landkreis Schweinfurt wurden an seinem Passat u.a. die Front-, Seiten und Heckscheibe durch den Bauzaun eingeschlagen. Der Schaden an den Fahrzeugen beläuft sich nach Polizeiangaben auf rund 7000 Euro.
Nicht angepasste Geschwindigkeit hat beim Durchzug des Sturmtiefs Fabienne zu einem Unfall auf der Autobahnen A 70 geführt. Am Sonntagabend verlor ein 33-jähriger Pkw-Fahrer laut Polizei bei Starkregen die Kontrolle über seinen VW-Golf und krachte in einen vor ihm fahrenden Audi. Verletzt wurde niemand. Beide Fahrzeuge waren nicht mehr fahrbereit und mussten abgeschleppt werden. Es entstand ein Schaden von ca. 14000 Euro.
Auch im Raum Aschaffenburg tobte sich „Fabienne“ kräftig aus. In Großostheim wehte der Wind ein Sportflugzeug um, in dem zum Glück niemand saß. Nach einem Erdrutsch stürzte eine Hauswand ein. Der Schwimmbagger eines Kieswerks hielt dem Sturm nicht Stand und wurde umgeweht. Allein im Landkreis Aschaffenburg waren rund 400 Einsatzkräfte unterwegs, die Feuerwehr meldet dort über 300 Einsatzstellen. In zwei Gemeinden fiel der Strom aus.
In Bad Windsheim sorgt eine Störung am Umspannwerk dafür, dass zahlreiche Orte im Landkreis Neustadt-Aisch/Bad Windsheim im Dunkeln saßen . Im Umspannwerk Hartenstein kam es ebenfalls zu einer Störung in der Stromversorgung, 40 Orte im Landkreis Nürnberger Land sind betroffen.
Todesopfer in Oberfranken
In Oberfranken forderte das schwere Unwetter ein Todesopfer: Auf einem Campingplatz in Ebrach (Lkr. Bamberg) starb laut Polizei eine Frau auf einem Campingplatz, nachdem ein Baum auf sie gestürzt war.
Beeinträchtigungen im Zugverkehr
Bei allem Ernst der Lage mussten am Nürnberger Hauptbahnhof doch manche Wartenden Reisenden schmunzeln. Da hatte ein DB-Mitarbeiter auf die elektronische Anzeigentafel auf gut Fränkisch geschrieben: Es käme aktuell “zu großen Einschrängungen”
Nach Durchzug des Sturmtiefs „Fabienne“ hat die Deutsche Bahn (DB) “in der Nacht intensiv daran gearbeitet, betroffene Strecken zu räumen und entstandene Schäden zu reparieren. “ So ist beispielsweise die Strecke zwischen Würzburg Hauptbahnhof und Nürnberg wieder befahrbar.
Auf der Strecke Würzburg -Ansbach kommt es (Stand 6 Uhr) derzeit noch zu Beeinträchtigungen.
Der Sturm hat Oberleitungen beschädigt. Regionale Schwerpunkte der Beeinträchtigungen waren Frankfurt, Darmstadt, Würzburg und Nürnberg. Vorsorglich hatte die DB unter anderem in München, Nürnberg und Stuttgart Aufenthaltszüge für die Reisenden bereitgestellt.
Da wegen des Sturmtiefs Züge und Personal in den betroffenen Regionen auch am Morgen nicht in vollem Umfang an ihren vorgesehenen Standorten sind, kann es insbesondere zu Betriebsbeginn weiterhin zu Beeinträchtigungen kommen. Die DB bittet ihre Fahrgäste, “sich auch heute vor Antritt der Fahrt über ihre Verbindungen zu informieren”, beispielsweise in der DB Navigator-App und bei www.bahn.de/reiseauskunft. Verkehrsmeldungen werden unter bahn.de/aktuell angezeigt.
Reisende, die ihre bereits gebuchte Reise aufgrund des Sturmtiefs „Fabienne“ im Fernverkehr in den betroffenen Regionen Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Thüringen nicht antreten konnten, können ihre Tickets gebührenfrei zurückgeben oder bis eine Woche nach Störungsende flexibel nutzen. Sitzplatzreservierungen können kostenlos umgetauscht werden. Für die entstandenen Unannehmlichkeiten bittet die DB um Entschuldigung.
Sturmtief ist nach Süden weitergezogen
Das Sturmtief ist nach Süden weitergezogen. Zwar warnte der Deutsche Wetterdienst für große Teile Frankens und der Oberpfalz auch für die Nacht vor Wind- und Sturmböen, allerdings erreichten diese mit maximal 80 Kilometer pro Stunde nicht mehr solch eine verheerende Wucht wie am Abend. Unwetterzentrale.de warnte trotzdem noch vor einzelnen Gewittern in der Nacht. Der Montag bleibt windig, bei rund 15 Grad und bedecktem Himmel beruhigt sich die Wetterlage aber aller Voraussicht nach im Laufe des Tages.
So wird das Wetter am Montag
In der Nacht zum Montag besteht im Südosten anfangs noch Sturmgefahr mit Sturm- und Orkanböen. Anschließend weht im Norden und Osten ein frischer Nordwestwind mit stürmischen Böen, auf den Bergen und an der See ein starker bis stürmischer Nordwestwind mit Sturmböen. Dabei zieht über Sachsen und Südostbayern kräftiger und teils mit Gewittern durchsetzter Regen ab. Dahinter ist es wechselnd wolkig, teils klart es zeitweise auf und gebietsweise fallen noch Schauer, vor allem in den Mittelgebirgen, dabei sinkt die Schneefallgrenze zum Teil unter 1000 Meter. Tiefstwerte 9 bis 4 Grad, auf dem Brocken bis 0 Grad, nur an einigen Küstenabschnitten noch um 10 Grad.
Am Montag ist es wechselnd bewölkt und besonders im Norden und Osten fallen noch Regenschauer. Nach Südwesten gibt es seltener Schauer und es sind heitere Abschnitte möglich. Die Höchstwerte liegen nur noch bei maximal 11 bis 17 Grad, in den Kammlagen der Mittelgebirge bleiben die Werte bei unter 10 Grad. Besonders nach Norden und Osten hin noch frischer bis starker Nordwestwind mit stürmischen Böen, nach Südwesten hin sich abschwächender Wind.
Hier sehen Sie Videos und Bilder vom Sturmtief "Fabienne":
Sturmtief über Würzburg:
Seid froh, dass ihr hier alle wieder weg seid. In #Würzburg ging gerade die Welt unter ? pic.twitter.com/e8ANfJswAg
— Phillip Groschup (@PhillipGroschup) 23. September 2018
Marktheidenfeld:
Aufräumen nach dem #Unwetter. Hier ein Bild der Feuerwehr Marktheidenfeld. Ein großes Danke an alle Einsatzkräfte, die auch nach Einbruch der Dunkelheit überall im Land unterwegs sind. pic.twitter.com/Pq2EfyFlAA
— Eberhard Schellenberger (@ESchellenb) 23. September 2018