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WÜRZBURG
Aufräumen nach der stürmischen „Fabienne“
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 02.04.2019 12:18 Uhr
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Der Herbst ist mit Urgewalt über Deutschland hereingebrochen: Die stürmische „Fabienne“ wütete in Unterfranken, Auto-, Bahn- und Flugverkehr waren betroffen, Menschen wurden verletzt. Während die Aufräumarbeiten im Gange sind, ziehen die Behörden erste Bilanz ihres Einsatzes.

Ludwigskai wieder frei befahrbar

In großen Teilen von Mainfranken hinterließ „Fabienne“ ihre Spuren: Stadt und Landkreis Würzburg waren ebenso betroffen wie die Region Schweinfurt und Main-Rhön sowie die Landkreise Main-Spessart, Kitzingen, Hassberge und der Untermain rund um Aschaffenburg. Herabfallende Äste, entwurzelte Bäume, umherfliegende Ziegel und Plakatständer – während die Bilanz meist glimpflich ausfiel, wurden die Gemeinden Stadelschwarzach (Lkr. Kitzingen), Schönaich (Lkr. Schweinfurt) sowie Ebrach (Lkr. Bamberg) besonders schwer vom Sturm getroffen.

Der Würzburger Ludwigskai – eine Hauptverkehrsader entlang des Maines – ist seit der Nacht wieder frei befahrbar. In der von Bäumen dicht gesäumten Allee waren beim Sturm etwa auf Höhe der Kirche Sankt Andreas (kurz vor der Adenauer-Brücke) nicht nur große Äste herabgefallen wie weiter flussabwärts auf Höhe der „Mainkuh“. Dort warf der Sturm Bäume vom Umfang eines Mannes auf die Fahrbahn, die als grüne Barriere den Weg versperrten. Autos wurden umgeleitet, Busse mussten mühsam drehen, Fußgänger näherten sich auch Stunden später der Stelle nur vorsichtig – aus Furcht, weitere Bäume könnten fallen.

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Helfer sägten und räumten

Die Sperre ist inzwischen zersägt und beiseite geräumt. Am Straßenrand im Würzburger Stadtteil Sanderau türmt sich tags darauf ein meterhoher grüner Wall aus Ästen und zersägten Baumstämmen auf. Das lässt erahnen, wie viel Wucht der Sturm in sich trug und wie groß die Aufgabe der Helfer der Feuerwehr war, die sich am Sonntagabend hartnäckig durch das Hindernis auf der Straße hindurchsägen mussten.

Friedhöfe gesperrt

Ähnlich war es an vielen Stellen in Würzburg und Unterfranken am Montag in der Ruhe nach dem Sturm. Wie die Stadt Würzburg mitteilt, mussten am Montag aus Sicherheitsgründen der Ringpark, der Haupt- und Waldfriedhof Würzburg gesperrt bleiben. Die Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung sind mit dem Aufräumen beschäftigt, die geplanten Beisetzungen finden statt. Nach aktuellem Überblick sind keine größeren Schäden entstanden, jedoch viele Äste gebrochen und Bäume beschädigt.

Spaziergänge in Wald und Park meiden

Die Berufsfeuerwehr Würzburg rät weiterhin aufgrund der Gefahr von herabstürzenden Ästen und beschädigten Bäumen dringend, Wege und Straßen unter Bäumen zu meiden, auch in Wäldern und Parks. Am Sonntagabend sprach Polizeisprecher Andy Laacke in einer ersten Bilanz von 359 Notrufen in der Einsatzzentrale in der Kernzeit des Unwetters zwischen 16.30 Uhr und 19.30 Uhr. „Innerhalb von drei Stunden mussten unterfränkische Polizeistreifen 352 Einsätze abarbeiten, deren Ursache im Sturmtief ,Fabienne‘ lag,“ sagte er. Daneben gab es 46 Verkehrsunfälle mit Sachschaden und zwei mit verletzten Personen sowie zwei Verletzte durch herabstürzende Äste. „Die Aufräumarbeiten werden laut dem Polizeisprecher „teilweise noch mehrere Tage in Anspruch nehmen.”

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40 Autos beschädigt

Die Polizei-Inspektion Würzburg sprach am Montag von drei verletzten Personen im Stadtgebiet, „eine hiervon bedauerlicherweise schwer“. Über 40 Fahrzeuge wurden durch umstürzende Bäume, heruntergebrochene Äste oder herabgefallene Dachziegel beschädigt. Man geht aber davon aus, dass da noch weitere Schäden gemeldet werden. Der entstandene Schaden an den Fahrzeugen ist derzeit noch nicht exakt bezifferbar, sollte sich jedoch im sechststelligen Bereich bewegen.

Die Feuerwehren in den Bereichen Würzburg, Schweinfurt und Aschaffenburg notierten in dieser Zeit insgesamt um die 1000 Einsätze.

Zwei Unfälle im Landkreis Schweinfurt

Auf der A 7 wehte das Sturmtief laut Polizei in der Baustelle Schraudenbachbrücke (Lkr. Schweinfurt) Gegenstände der Baustelleneinrichtung und Teile des Bauzauns auf die Fahrbahn. Zwei Fahrer konnten nicht mehr rechtzeitig ausweichen und fuhren über die Hindernisse. Bei einem 36-jährigen Pkw-Fahrer aus dem Landkreis Schweinfurt wurden an seinem Passat unter anderem die Front-, Seiten und Heckscheibe durch den Bauzaun eingeschlagen. Der Schaden an den Fahrzeugen beläuft sich nach Polizeiangaben auf rund 7000 Euro.

Nicht angepasste Geschwindigkeit während des Durchzugs des Sturmtiefs „Fabienne“ zu einem Unfall auf der Autobahnen A 70 geführt. Am Sonntagabend verlor ein 33-jähriger Pkw-Fahrer laut Polizei bei Starkregen die Kontrolle über seinen VW-Golf und krachte in einen vor ihm fahrenden Audi. Verletzt wurde niemand. Beide Fahrzeuge waren nicht mehr fahrbereit und mussten abgeschleppt werden. Es entstand ein Schaden von etwa 14 000 Euro.

Wind weht Flugzeug um

Auch im Raum Aschaffenburg tobte sich „Fabienne“ kräftig. In Großostheim wehte der Wind ein Sportflugzeug um, in dem zum Glück niemand saß. Nach einem Erdrutsch stürzte eine Hauswand ein. Der Schwimmbagger eines Kieswerks hielt dem Sturm nicht Stand und wurde umgeweht. Allein im Landkreis Aschaffenburg waren rund 400 Einsatzkräfte unterwegs, die Feuerwehr meldet dort über 300 Einsatzstellen. In zwei Gemeinden fiel der Strom aus.

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In Bad Windsheim sorgt eine Störung am Umspannwerk dafür, dass zahlreiche Orte im Landkreis Neustadt-Aisch/Bad Windsheim im Dunkeln saßen. Im Umspannwerk Hartenstein kam es ebenfalls zu einer Störung in der Stromversorgung, 40 Orte im Landkreis Nürnberger Land sind betroffen.

Bahnverkehr eingeschränkt

Der Herbststurm brachte auch die Reisepläne von Tausenden Menschen in Deutschland gehörig durcheinander. Es gebe zahlreiche Bäume im Gleis oder in Oberleitungen, sagte ein Bahnsprecher in Berlin am Abend. So waren beispielsweise die Strecken Aschaffenburg-Würzburg und Würzburg-Nürnberg in beiden Richtungen gesperrt.

Notlandungen

Der Flughafen Frankfurt – Deutschlands größter Airport – meldete ebenfalls Probleme. Aufgrund des Wetters kam es zu Verzögerungen und Zugausfällen. Mehrere Flüge konnten am Airport Nürnberg nicht – wie geplant – landen, dafür bescherte der Sturm dem Flughafen drei ungeplante Besucher: Drei Airbusse A321, die eigentlich auf dem Weg nach Frankfurt waren, nutzten Nürnberg zum Zwischenstopp.

Schlossgärten zerzaust

Wie die Bayerische Schlösserverwaltung mitteilt, hat der Sturm auch Schäden in den Schlossgärten in Ansbach, Aschaffenburg, Ellingen, Rödental, Veitshöchheim und Würzburg verursacht. Die Hofgärten Ansbach, Würzburg und Veitshöchheim sowie der Schlossgarten Aschaffenburg müssen zur Aufarbeitung der Sturmschäden (umgefallene Bäume und Kübelpflanzen, abgebrochene Äste) sowie zur Kontrolle der Bäume auf noch nicht heruntergefallene abgebrochene Äste bis auf Weiteres aus Sicherheitsgründen geschlossen bleiben.

Bahn räumte Strecken

Nach Durchzug des Sturmtiefs „Fabienne“ hat die Deutsche Bahn (DB) „in der Nacht intensiv daran gearbeitet, betroffene Strecken zu räumen und entstandene Schäden zu reparieren. Die Strecke von Würzburg nach Nürnberg war am Morgen wieder befahrbar. Reisende, die ihre bereits gebuchte Reise aufgrund des Sturmtiefs „Fabienne“ im Fernverkehr in den betroffenen Regionen Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Thüringen nicht antreten konnten, können ihre Tickets gebührenfrei zurückgeben oder bis eine Woche nach Störungsende flexibel nutzen. Sitzplatzreservierungen können kostenlos umgetauscht werden.

Im Landkreis Main-Spessart hatte vor allem die Lohrer Feuerwehr viel zu tun: Zu insgesamt 19 Einsätzen im Stadtgebiet wurde die Wehr gerufen. Der Wind deckte unter anderem das Dach einer Grundschule in Teilen ab und ließ eine Baumkrone auf das Dach des Jugendzentrums herabstürzen. In Marktheidenfeld und Gemünden beseitigten die Wehren umgestürzte Bäume, in Karlstadt gab es keine Einsätze. Auch in den Forstrevieren sei der Sturmschaden „überschaubar", so Wolfgang Netsch, Abteilungsleiter des Amts für Ernährung, Forsten und Landwirtschaft in Lohr.

In Schönaich im Landkreis Schweinfurt waren rund 20 Häuser mehr oder weniger stark beschädigt worden. Am Tag danach machte sich Landrat Florian Töpper vor Ort ein Bild: „Wir hatten Glück im Unglück“, sagte er angesichts der „teilweise immensen Schäden“. Aufgrund eines Schadens bei der Unterfränkischen Überlandzentrale Lülsfeld war es auch zu Stromausfällen in mehreren Orten gekommen.

 
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