zurück
OCHSENFURT
Studie: Großes Potenzial für ein anspruchsvolles Museum
In den Arkaden des Spitals könnte ein „Main-Lexikon” untergebracht werden. Archivfoto: Klaus Stäck
Foto: Klaus Staeck | In den Arkaden des Spitals könnte ein „Main-Lexikon” untergebracht werden. Archivfoto: Klaus Stäck
Claudia Schuhmann
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:46 Uhr

Daumen hoch für das Main-Museum im Ochsenfurter Spital: Die von der Stadt in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudieüber die Sinnhaftigkeit einer solchen Einrichtung ist fertig. Das Ergebnis ist ermutigend. Dagmar Stonus und Jochen Ramming vom Würzburger Büro Frankonzept, die die Studie in einer Sondersitzung des Stadtrates vorstellten, sehen „ein großes Potenzial für ein anspruchsvolles kulturhistorisches Museum“, so Dagmar Stonus.

Wie berichtet, soll die Spital-Anlage saniert werden. Darum bemüht sich seit vielen Jahren und mit Erfolg der Förderverein Spital-Ehrenhof. Um reichlich Fördergelder für die rund 1,8 Millionen Euro teure Sanierung akquirieren zu können, bedarf es eines schlüssigen Nutzungskonzepts. Eine Idee war bald gefunden: ein Museum, in dem sich alles um das Leben am Main drehen soll. Doch hätte ein solches Museum Erfolg? Wie müsste es aussehen und was müsste es bieten? Diesen Fragen gingen die beiden Volkskundler von Frankonzept nach.

Hochwertige Sammlungsobjekte sind vorhanden

Mehrere Punkte sprechen demnach für das Museum, das im Moment noch unter dem Arbeitstitel „Main und Mensch. Museum am Fluss, Ochsenfurt“ firmiert. Unter anderem seien das die hochwertigen Sammlungsobjekte, über die Ochsenfurt bereits verfüge, so Dagmar Stonus. Es gebe unter anderem eine gute historische Fotosammlung, eine ausgezeichnete Dokumentation der Schifffahrtsgeschichte, interessante Objekte zur Gewerbegeschichte in den beiden Brauereien sowie das Trachtenmuseum, das in das Konzept integriert werden könnte. Das Heimatmuseum im Schlössle soll komplett in das neue Museum verlagert werden.

Das Museum, so Dagmar Stonus, hätte damit ein Alleinstellungsmerkmal, denn in dieser Breite werde das Thema „Main“ mit kulturhistorischem Schwerpunkt nirgendwo sonst dargestellt. Den Standort Spitalanlage findet Dagmar Stonus ideal. Die repräsentative Anlage am Main, das Altstadtensemble mit Stadtmauer und die Möglichkeit, über den Bahndamm hinweg eine Öffnung zum Fluss zu schaffen, sprächen ebenso für das Spital wie die Nähe zum Mainradweg und zum gegenüberliegenden Trachtenmuseum. Für dieses wäre ein Kombi-Ticket mit dem neuen Museum denkbar.

Ein Main-Lexikon in den Arkaden

Außerdem sollen sogenannte Ankerstellen in der Stadt an das Museum angebunden werden, etwa das Neue Rathaus, die Alte Mainbrücke, die ehemalige Mainmühle sowie die Mainauen und die Brückenstraße. Als Träger des Museums empfiehlt die Studie die Stadt Ochsenfurt.

Die Machbarkeitsstudie hat auch schon Ideen für die Umsetzung ausgearbeitet. So könnte etwa im Arkadenbereich ein „Main-Lexikon“ entstehen, in dem der Main in seiner gesamten Länge dargestellt ist. Auch Bodenvitrinen sind denkbar. Dieser „Appetizer“ wäre auch außerhalb der Museumsöffnungszeiten zugänglich. In der Spitalkirche könnte ein „Main-Orama“ eingerichtet werden, ein virtuelles Raumtheater. Wenn die Kirche als sakraler Raum genutzt wird, kann diese Darstellung ausgeschaltet werden und tritt somit vollkommen in den Hintergrund.

Veranstaltungen sollen nach wie vor stattfinden

Die Dauerausstellung zum Thema „Main und Mensch“ mit Mainlandschaft und Stadtgeschichte würde im Obergeschoss des Arkadenbaus und des Schweifgiebelbaus untergebracht und multimedial unterstützt. Das Dachgeschoss würde ebenfalls mit eingebunden und könnte als Mainsteg dargestellt werden, der die Landschaftsformung zeigt. Neben der Dauerausstellung sollen regelmäßig Sonderausstellungen gezeigt werden. Aber auch für Veranstaltungen und Museumspädagogik bleibt Raum.

Der Dreiklang der Nutzung sei der Stadt von Anfang an wichtig gewesen, sagte Bürgermeister Peter Juks (UWG). Neben der musealen Nutzung sollen wie bisher Veranstaltungen möglich sein sowie eine Nutzung durch Vereine. Bei der Sanierung ist außerdem die Herstellung der Barrierefreiheit im Spital ein Ziel. Als Zielpublikum stellt sich Dagmar Stonus sowohl Einheimische als auch Gäste vor. Ein Museum, das überregionale Strahlkraft entfalten soll, muss allerdings auch museale Standards einhalten. Unter anderem sei eine professionelle personelle Ausstattung notwendig, so Stonus.

Förderquote bis 70 Prozent ist denkbar

Für das Main-Museum hat Frankonzept Kosten in Höhe von 820 000 Euro errechnet; diese Zahl versteht sich ohne Förderquote. Die Fördermöglichkeiten seien in Unterfranken grundsätzlich gut, beantwortete Dagmar Stonus eine entsprechende Frage von Wolfgang Karl (CSU). Förderungen über das Leader-Programm, die unterfränkische Kulturstiftung und die Landesstelle für nichtstaatliche Museen seien kombinierbar. Insgesamt sei eine Förderquote von 70 Prozent denkbar.

Im laufenden Betrieb des Museums seien die Personalkosten der größte Posten, erklärte Dagmar Stonus. Mit 60 000 bis 70 000 Euro im Jahr sei zu rechnen, wenn eine Teilzeit-, besser noch eine Vollzeitstelle eingerichtet würde. Sonderausstellungen kosten noch einmal 8000 bis 15 000 Euro, über die Eintrittsgelder sei eine Gegenfinanzierung von 10 000 bis 15 000 Euro möglich. „Aber auch wenn das Museum nicht käme, wären die 1,8 Millionen Euro für die Sanierung trotzdem nötig“, sagte Peter Juks.

Zustimmung bei den Stadträten

Insgesamt sehen die Stadtratsmitglieder die Pläne positiv. Solch ein Museum steigere die Anziehungskraft der Stadt Ochsenfurt, sagte Gerold Hohe (UWG). Perspektivisch wichtig und attraktiv für Familien nannte Bert Eitschberger (SPD) das Vorhaben. So etwas spreche sich herum. Josef Meixner (Grüne) hält das Museum für eine einmalige Chance, Ochsenfurt weiterzubringen.

Als nächste Schritte nannte Dagmar Stonus die museale Begleitung bei der Gebäudesanierung sowie die Planung des Depots, das in der ehemaligen Produktionsstätte der Firma Kindermann unterkommen könnte. In ein bis zwei Jahren soll es einen Gestaltungswettbewerb geben, außerdem muss eine wissenschaftliche Rahmenkonzeption erstellt und die Anbindung an die Mainwiesen geplant werden. Der Bauantrag für die Sanierung stehe übrigens kurz bevor, sagte Bürgermeister Juks.

Die repräsentative Spital-Anlage punktete bei der Machbarkeitsstudie. Archivfoto: Klaus Stäck
Foto: Klaus Stäck | Die repräsentative Spital-Anlage punktete bei der Machbarkeitsstudie. Archivfoto: Klaus Stäck
Ungewöhnliche Perspektive: Spital und Schlössle vom Centturm aus gesehen. Archivfoto: Gerhard Meißner
| Ungewöhnliche Perspektive: Spital und Schlössle vom Centturm aus gesehen. Archivfoto: Gerhard Meißner
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Ochsenfurt
Claudia Schuhmann
CSU
Dauerausstellungen
Josef Meixner
Peter Juks
SPD
Stadt Ochsenfurt
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top