Das Spital ist ein markanter Blickfang auf der Mainseite der Altstadt. Aber lange Zeit war es nur Kulisse mit einem weitgehend verschlossenen Innenleben. Der Förderverein Spital-Ehrenhof holte es aus dem Dornröschenschlaf. Mit Hilfe von Aktiven, Spendern und Sponsoren gelangen ihm wichtige Schritte zur Substanzsicherung, Restaurierung und Öffnung für die Bevölkerung. Nun soll dem Spital durch eine grundlegende Sanierung und ein Nutzungskonzept neues Leben eingehaucht und eine Zukunft beschert werden.
Es gibt Überlegungen, ein überregional bedeutsames Museum einzurichten, gleichzeitig die bisherigen Funktionen mit Kirche, Ehrenmal und als Ort kultureller Veranstaltungen beizubehalten. Ergebnisse der Befunduntersuchung und das mögliche Nutzungskonzept erläuterte Architekt Felix Tannenberg im Bauausschuss des Stadtrats.
Zwischen 400 und 700 Jahre alt
Die Ergebnisse der Befunduntersuchungen fielen nicht ganz so schlecht aus, wie man es von einem Gebäudekomplex mit Alter zwischen 400 und 700 Jahren erwartet hätte. In der Kreuzkirche gebe es punktuell kleinere Schäden, aber der Bau sei tragfähig.. Das Schwesternhaus sei sehr gut erhalten. Schäden im Dachstuhl seien unterdurchschnittlich. niedrige Bau, der den Spitalhof nach Westen hin abschließt, bräuchten ein neues Dach.
Aufwendiger werde die Sanierung des Arkadenbaus, sagt Tannenberg. Das statische System sei zu schwach ausgelegt, der Unterzug, der das Obergeschoss trägt, sei überlastet. Der heftigste Schaden befindet sich um einen Kamin herum in Gebälk und Decke, wo der Hausschwamm seit langer Zeit für Zersetzung sorgt. Mit modernen Methoden sei der Schwamm aber gut bekämpfbar, beruhigte Tannenberg die Zuhörer.
Dass aus dem Spital durch die Sanierung nicht nur etwas Besonders werden soll, sondern werden muss, liegt an der Finanzierung. Das Projekt kostet nach ersten groben Schätzungen rund 1,85 Millionen Euro, die die Stadt als Eigentümerin keineswegs alleine stemmen kann. Es braucht potente Zuschussgeber.
Suche nach Zuschussgebern
Vorgefühlt wurde beim Entschädigungsfond der Denkmalpflege, bei der Städtebauförderung und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Die wären bereit, sogar viel Geld beizusteuern, wie Tannenberg sagte. Voraussetzung sei ein schlüssiges Nutzungskonzept, das dem Spital ein Alleinstellungsmerkmal verleiht.
Das Konzept müsste Interessen der Stadt Ochsenfurt aufnehmen, die Bürgermeister Peter Juks nannte. Das Heimatmuseum soll vom Schlössle ins Spital umgesiedelt werden, womit eine enge räumliche Beziehung zum Trachtenmuseum im Greissinghaus entstünde. Vorteil des Spitals wäre, dass dort ein barrierefreier Zugang möglich ist. Doch es soll nicht irgendein Heimatmusuem werden, so Juks. Ebenso wenig sei an ein reines Spitalmuseum gedacht, weil dieses Thema mit dem Fränkischen Spitalmuseum Aub umfassend abgedeckt ist. Gleichwohl bekäme die Ochsenfurter Spitalgeschichte im Museum ihren Platz.
Die Grundideen für das noch im einzelnen auszuarbeitende Konzept entspringen der Lage. Die Nähe und Blickbeziehung zum Fluss und zur alten Brücke, die einst eine von nur fünf am ganzen Main war, wären einzigartig. Behandelt werden könnten in einem „Main-Museum“ (so der Arbeitstitel) die Rolle des Flusses als Lebensader, Verkehrsweg und Faktor für Alltagsleben und Wirtschaft.
Fenster zur Kirche
Für das Museum nutzbar wären der Arkadenbau und mehrere Geschosse des Schwesternhauses. Vorgesehen ist auch die Öffnung eines vor langer Zeit schon zugemauerten Fensters im Obergeschoss, das früher dazu diente, die alten und kranken Bewohner am Gottesdienst teilhaben zu lassen, und das künftig den Kirchraum aus neuer Perspektive erleben lässt.
Der Aufzug könnte sich in der Nische zwischen Schwesternhaus und Kirche verstecken. Die Beziehung zwischen Spital und Main soll durch eine Öffnung mit barrierefreier Fußwegverbindung über die stillgelegte Mainländebahn hinweg zur Dr.-Martin-Oechsner-Anlage unterstrichen werden. Bürgermeister Juks legt Wert auf die Beibehaltung der bisherigen Funktionen: Die Kirche bleibe Kirche. Der Ehrenhof habe Bestand. Nur müsste man die Gedenktafeln für die Kriegsgefallenen aus dem Arkadenbau an die westliche Wand versetzen.
Im Bauausschuss fand das Nutzungskonzept große Zustimmung. Das letzte Wort darüber hat der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung.