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Würzburg
Studentin untersucht das Würzburger Ämterhochhauses: Warum kümmert sich die Stadt nicht um ihr Denkmal?
Das Würzburger Ämterhochhaus ist das zweitälteste Hochhaus Bayerns und ein Stück Stadtgeschichte. Seit 18 Jahren soll es abgerissen werden.
Das Ämterhochhaus in der Würzburger Augustinerstraße soll seit 18 Jahren abgerissen werden. Warum eigentlich?
Foto: Thomas Obermeier | Das Ämterhochhaus in der Würzburger Augustinerstraße soll seit 18 Jahren abgerissen werden. Warum eigentlich?
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:19 Uhr

In den vergangenen 18 Jahren ist das eingerüstete Haus in der Augustinerstraße ein Teil des Stadtbilds geworden: Die meisten Würzburger wissen gar nicht, dass unter Gerüst und grünem Netz ein 1929 gebautes Denkmal steht, geschweige denn, warum dieses abgerissen werden soll.

Die 22 Jahre alte Architekturstudentin Melina Krach war neugierig und  hat in ihrer Bachelor-Arbeit an der Technischen Hochschule Würzburg Schweinfurt (THWS) die Architekturgeschichte des Hochhauses recherchiert und die Frage untersucht, warum das Denkmal nicht gerettet wird. Das Haus hat als eines der wenigen in der Altstadt die Bomben am 16. März 1945 überstanden und soll  so bald wie möglich abgerissen werden.

Würzburg wollte ein Hochhaus aus Prestigegründen 

"In den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts herrschte Hochhausfieber", erklärte Melina Krach bei der Vorstellung ihrer Bachelorarbeit in der THWS am Röntgenring. "Jede deutsche Großstadt wollte eines". Die Stadt Würzburg habe mit dem Bau des neunstöckigen Bürohauses demonstrieren wollen, dass sie modern und bedeutend ist. So ist das zweite Hochhaus Bayerns in Würzburg gebaut worden. Das erste ist die Oberpostdirektion in München, die 2006 für 20 Millionen Euro saniert wurde.  

Die Architekturstudentin Melina Krach hat an der Technischen Hochschule Würzburg Schweinfurt (THWS) ihre Bachelorarbeit über die Geschichte des Ämterhochhauses vorgestellt. Das 1929 gebaute Haus soll seit 18 Jahren abgerissen werden.
Foto: Daniel Peter | Die Architekturstudentin Melina Krach hat an der Technischen Hochschule Würzburg Schweinfurt (THWS) ihre Bachelorarbeit über die Geschichte des Ämterhochhauses vorgestellt.

Der Architekt Franz Kleinsteuber hat in Würzburg unter anderem das Sanderauer Hallenbad, den Anbau der Paradepost sowie die Villa Marbe am Judenbühlweg gebaut. Die Gebäude im Stil des "Neuen Bauens" (neue Sachlickeit) zeichnen sich durch eine klare Formensprache, moderne Materialien und Flachdach aus.

Würzburger Stadtverwaltung: modern, aber nicht zu modern

Wie Studentin Krach zeigte, ist dieser Stil beim Ämterhochhaus nicht konsequent umgesetzt. "Die ersten Entwurfsideen Kleinsteubers wurden von der Stadt beschnitten und verändert", weiß Krach. Gebaut wurde  ein "Hybrid aus Heimatstil und Neuen Bauen".  

Fotoserie

Das fast 100 Jahre alte Haus ist also auch ein Stück Stadtgeschichte. Seit 1974 steht es auf der Denkmalliste. Doch als 2004 ein Stein von der Fassade auf die Straße fiel, räumte die Stadt das Haus. Es wurde meistbietend verkauft und sollte abgerissen werden.         

"Ohne das Landesamt für Denkmalschutz zu informieren", erklärte Krach. Das Haus wechselte dann von Investor zu Investor. Einige davon wollten es sanieren. "In vier verschiedenen Gutachten wurde in den vergangenen Jahren die Wirtschaftlichkeit der Sanierung nachgewiesen", sagte Krach. 

Investor gibt keinen Einblick in Gutachten 

Aktuell gehört das Haus der Bona Wohnungsbaugesellschaft und deren Geschäftsführer Frank Barlian hatte kürzlich erklärt, Gutachten zeigten, dass die Sanierung wirtschaftlich nicht umsetzbar sei. Die Untersuchungen anschauen, konnte Architekturstudentin Krach nicht. "Das wollte der Investor nicht", erklärte sie.

Hätte die Stadtverwaltung mehr tun können, um das Haus zu erhalten? Auf diese Fragestellung will Krach mit ihrer Arbeit aufmerksam machen und die Studierenden, Dozenten und Dozentinnen waren sich bei der Antwort einig: Die Stadt wollte ihr Denkmal nie wirklich sanieren, stellten sie in der Diskussion der Ergebnisse Krachs fest. Kritisiert wurde auch, dass ein Denkmal Spekulationsobjekt wird, mit dessen Verfall Geld verdient werden können.              

 
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Kommentare
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  • holle4es
    Unter dem grünen Gerüst steckt kein Denkmal, sondern ein altes, baufälliges Haus. Warum wird da so ein Aufhebens gemacht? Hier wird ja so getan, als wollte man das Falkenhaus abreißen...Wird Zeit, dass da endlich was Neues hinkommt.
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  • alhambra
    Das hätte man wunderbar sanieren und wieder ein Schmuckstück daraus machen können. Aber originalgetreu und nicht als überdimensionierten hässlichen Klotz, wie das Theater. Statt dessen läßt man es absichtlich jahrelang verfallen. Nur seltsam, dass es noch steht, wenn es angeblich vor 18 Jahren schon einsturzgefährdet war… Warum wird das vom Denkmalschutz genehmigt???
    Und dann baut man wieder einen neuen hässlichen Betonklotz dorthin. Grässlich und sehr traurig! Die Stadt hätte sowas garnicht verkaufen dürfen, schon garnicht in der optimalen Lage in der Innenstadt ganz nahe am Rathaus. Sowas verkauft man nicht. Und wenn, dann höchstens an die Universität o. ä.
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  • jolu
    Die größte Lachnummer an der Sache ist, dass in diesem Gebäude das Tief- und Hochbauamt unter Hr. Christian Baumgart residierte und die Damen und Herren nicht mitbekommen haben, dass Ihnen das eigene Gebäude unterm Hintern verfällt und zuvor noch ordentlich investiert (neues Kasino lt. meinen Infos)
    Aber das ganze passt zur Inkompetenz des städtischen Bauamts und der ganzen versemmelten Projekte über die letzten Jahrzehnte...
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  • rasputin32
    Da ist bestimmt auch Söder Schuld!
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  • evenbye2@gmx.de
    Immerhin schafft es die bayerische Regierung nicht den Denkmalschutz so stark Zu machen, wie in den Nachbarländer Baden-Würtemberg, Thüringen, Österreich oder Tschechien. Im Gegenteil, die CSU Regierungen haben das Denkmalschutzgesetz in den letzten Jahrzehnten Immer mehr ausgehöhlt und das auch unter Herrn Söder. Stattdessen schenkt uns die CSU ein Heimatministerium, das niemand braucht
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  • k.a.braun@web.de
    Dass der Investor der Forscherin keine Einsicht in das Gutachten gewährt, ist ebenso eine Schande wie die Tatsache, dass die Stadt Würzburg den Abbriss eines der wenigen Gebäude zulässt, die den Feuersturm am 16. März 1945 überstanden haben. Diejenigen, denen diese Entscheidung zu verdanken ist, sollten sich schämen!
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  • Mainheini
    warum sollte der Besitzer einer Aufsatzschreiberin (keine Forscherin) Einblick in seine Unterlagen gewähren? Der 2. Weltkrig ist seit mehr als 75 Jahren vorbei. Ein Wunder, dass die Bruchbude noch steht. Es gibt bereits genug schöne Pläne für einen Neubau. Aber es fehlt der, der sagt, reißt endlich ein.
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  • fuchs-josef@t-online.de
    Wenn nichts mit dem Haus passiert warum steht dann der Baukran?
    Neues Wahrzeichen von Würzburg?
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  • 1958kosb
    Am Neuen Kranen grinsen
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  • to-mu@gmx.net
    Weg mit dem Ding! Jetzt ist es fast 20 Jahre nicht benutzbar und "sehbar"...hat offensichtlich nicht wirklich gestört. Also weg damit um Raum für Neues zu schaffen...z.B. eine kleine grüne Oase mitten in der Stadt.
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  • kej0018@aol.com
    Eine ziemlich miese Tour um sich aus der Verantwortung zu ziehen...

    Das Gleiche gilt für die ehemalige Kaserne (der Zweier?) in der Nürnberger Strasse, ein Gebäude, das man sanieren könnte und etwas wirklch ansprechendes draus machen könnte, aber man wartet lieber, bis es zusammenkracht. Schämt euch!!!
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  • Mainheini
    Das Haus gehört schon lange nicht mehr der Stadt. Der Umgang damit ist Sache der Denkmalschutzbehörde beim Innenministerium. Würzburg leistet sich einen Denkmalschutzbeauftragten (Steidle). Warum?
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  • gilchrist@gmx.de
    Wie lange stand die ehem. Augenklinik leer?
    Würzburg macht Spaß.
    Schade da der momentan Besitzer das Gutachten nicht zugänglich machte, ein Schelm wer böses denkt.
    Die Stadt muss ja die Sanierung des Theaters zahlen zwinkern
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  • Barbara
    fast 20 Jahre Leerstand, unglaublich !
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  • PWUE
    Tolle Arbeit!
    Eine Schande und Frechheit, dass in Würzbung denkmalgeschützte Gebäude abgerissen werden.
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