In den vergangenen 18 Jahren ist das eingerüstete Haus in der Augustinerstraße ein Teil des Stadtbilds geworden: Die meisten Würzburger wissen gar nicht, dass unter Gerüst und grünem Netz ein 1929 gebautes Denkmal steht, geschweige denn, warum dieses abgerissen werden soll.
Die 22 Jahre alte Architekturstudentin Melina Krach war neugierig und hat in ihrer Bachelor-Arbeit an der Technischen Hochschule Würzburg Schweinfurt (THWS) die Architekturgeschichte des Hochhauses recherchiert und die Frage untersucht, warum das Denkmal nicht gerettet wird. Das Haus hat als eines der wenigen in der Altstadt die Bomben am 16. März 1945 überstanden und soll so bald wie möglich abgerissen werden.
Würzburg wollte ein Hochhaus aus Prestigegründen
"In den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts herrschte Hochhausfieber", erklärte Melina Krach bei der Vorstellung ihrer Bachelorarbeit in der THWS am Röntgenring. "Jede deutsche Großstadt wollte eines". Die Stadt Würzburg habe mit dem Bau des neunstöckigen Bürohauses demonstrieren wollen, dass sie modern und bedeutend ist. So ist das zweite Hochhaus Bayerns in Würzburg gebaut worden. Das erste ist die Oberpostdirektion in München, die 2006 für 20 Millionen Euro saniert wurde.
Der Architekt Franz Kleinsteuber hat in Würzburg unter anderem das Sanderauer Hallenbad, den Anbau der Paradepost sowie die Villa Marbe am Judenbühlweg gebaut. Die Gebäude im Stil des "Neuen Bauens" (neue Sachlickeit) zeichnen sich durch eine klare Formensprache, moderne Materialien und Flachdach aus.
Würzburger Stadtverwaltung: modern, aber nicht zu modern
Wie Studentin Krach zeigte, ist dieser Stil beim Ämterhochhaus nicht konsequent umgesetzt. "Die ersten Entwurfsideen Kleinsteubers wurden von der Stadt beschnitten und verändert", weiß Krach. Gebaut wurde ein "Hybrid aus Heimatstil und Neuen Bauen".
Das fast 100 Jahre alte Haus ist also auch ein Stück Stadtgeschichte. Seit 1974 steht es auf der Denkmalliste. Doch als 2004 ein Stein von der Fassade auf die Straße fiel, räumte die Stadt das Haus. Es wurde meistbietend verkauft und sollte abgerissen werden.
"Ohne das Landesamt für Denkmalschutz zu informieren", erklärte Krach. Das Haus wechselte dann von Investor zu Investor. Einige davon wollten es sanieren. "In vier verschiedenen Gutachten wurde in den vergangenen Jahren die Wirtschaftlichkeit der Sanierung nachgewiesen", sagte Krach.
Investor gibt keinen Einblick in Gutachten
Aktuell gehört das Haus der Bona Wohnungsbaugesellschaft und deren Geschäftsführer Frank Barlian hatte kürzlich erklärt, Gutachten zeigten, dass die Sanierung wirtschaftlich nicht umsetzbar sei. Die Untersuchungen anschauen, konnte Architekturstudentin Krach nicht. "Das wollte der Investor nicht", erklärte sie.
Hätte die Stadtverwaltung mehr tun können, um das Haus zu erhalten? Auf diese Fragestellung will Krach mit ihrer Arbeit aufmerksam machen und die Studierenden, Dozenten und Dozentinnen waren sich bei der Antwort einig: Die Stadt wollte ihr Denkmal nie wirklich sanieren, stellten sie in der Diskussion der Ergebnisse Krachs fest. Kritisiert wurde auch, dass ein Denkmal Spekulationsobjekt wird, mit dessen Verfall Geld verdient werden können.
Und dann baut man wieder einen neuen hässlichen Betonklotz dorthin. Grässlich und sehr traurig! Die Stadt hätte sowas garnicht verkaufen dürfen, schon garnicht in der optimalen Lage in der Innenstadt ganz nahe am Rathaus. Sowas verkauft man nicht. Und wenn, dann höchstens an die Universität o. ä.
Aber das ganze passt zur Inkompetenz des städtischen Bauamts und der ganzen versemmelten Projekte über die letzten Jahrzehnte...
Neues Wahrzeichen von Würzburg?
Das Gleiche gilt für die ehemalige Kaserne (der Zweier?) in der Nürnberger Strasse, ein Gebäude, das man sanieren könnte und etwas wirklch ansprechendes draus machen könnte, aber man wartet lieber, bis es zusammenkracht. Schämt euch!!!
Würzburg macht Spaß.
Schade da der momentan Besitzer das Gutachten nicht zugänglich machte, ein Schelm wer böses denkt.
Die Stadt muss ja die Sanierung des Theaters zahlen
Eine Schande und Frechheit, dass in Würzbung denkmalgeschützte Gebäude abgerissen werden.