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Erbshausen
Naturnah und ausgezeichnet: 20 Touren durch unterfränkische Naturgärten
In der Region öffnen die Besitzer von 20 zertifizierten Naturgärten ihre Tore für Besucher. Den Auftakt macht ein Firmengarten in Erbshausen. Was es dort zu sehen gibt.
Im Gewerbegebiet von Erbshausen (Lkr. Würzburg) hat Barbara Voll rund um ihr Firmengebäude ein Naturparadies geschaffen. In den Hochbeeten baut sie Tomaten, Gurken und Paprika an. 
Foto: Silvia Gralla | Im Gewerbegebiet von Erbshausen (Lkr. Würzburg) hat Barbara Voll rund um ihr Firmengebäude ein Naturparadies geschaffen. In den Hochbeeten baut sie Tomaten, Gurken und Paprika an. 
Redaktion
 |  aktualisiert: 08.02.2024 22:07 Uhr

Umgeben von Industriebauten summen hier Wildbienen an seltenen Wiesenblumen, wachsen Tomaten, Paprika und Kräuter in Hochbeeten und flattern rar gewordene Schmetterlinge: Willkommen im Naturgarten von Clemens und Barbara Voll in Erbshausen bei Würzburg. Während anderswo Steingärten immer beliebter werden, worunter die Artenvielfalt leidet, sieht man hier mitten im Gewerbegebiet Lebensräume und Natur pur.

Um die Biodiversität in den Gärten zu fördern hat das Bayerische Landwirtschaftsministerium die Zertifizierung von Naturgärten ins Leben gerufen. 50 Gartenbesitzer in Unterfranken haben im vergangenen Jahr die Auszeichnung mit der Plakette "Bayern blüht – Naturgarten" erhalten - so wie die Volls. Mit der Zertifizierung als Naturgarten setzen die Besitzer ein Zeichen für die nachhaltige und ökologische Bewirtschaftung und vielfältige Gestaltung ihres Gartens.

Rundgang durch 20 verschiedene Gärten

20 der ausgezeichneten Naturgärten sollen in den kommenden Wochen nun zu besichtigen sein: Zusammen mit den Gartenbesitzern hat Christine Bender, Geschäftsführerin vom Bezirksverband für Gartenbau und Landespflege, Rundgängeerarbeitet. Die Naturgarten-Touren bietet Gartenfreunden die Möglichkeit die Gartenbesitzer und Naturgärten kennenzulernen, sich auszutauschen und von den Erfahrungen zu profitieren. "Größe und Stilrichtung der Gärten sind dabei so unterschiedlich und individuell wie ihre Besitzer", sagt Bender. 

Hortus Muu: Ein Firmengarten voller Artenvielfalt

Der Gartenteich im Hortus Muu in Erbshausen bei Würzburg ist jetzt schon voller Leben und hat sich zum Mittelpunkt des Gartens entwickelt.
Foto: Silvia Gralla | Der Gartenteich im Hortus Muu in Erbshausen bei Würzburg ist jetzt schon voller Leben und hat sich zum Mittelpunkt des Gartens entwickelt.

Der erste Naturgarten, der sich für Besucher öffnet, ist der von Barbara und Clemens Voll. Das Ehepaar betreibt im Gewerbegebiet von Erbshausen eine Kuchenmanufaktur. Inspiriert durch einen Vortrag von Markus Gastl, Autor und Gründer des "Hortus-Netzwerks", haben die Volls ihre 2000 Quadratmeter große Fläche seit 2017 zu einem naturnahen Garten entwickelt. Abgeleitet vom Firmennamen, Muu-Kuchen, haben sie ihn "Hortus Muu" genannt.

"Unser Ziel ist es, nachhaltig und umweltschonend zu wirtschaften, dabei möglichst keine Flächen dauerhaft zu versiegeln und die Freiflächen mit einheimischen Pflanzen zu begrünen",  sagt Barbara Voll. Die Unternehmerin hat vorher als Gartenbauingenieurin gearbeitet und weiß, wovon sie spricht: "Mittlerweile blüht, summt und brummt es überall."

Nach dem Prinzip Drei-Zonen-Garten

So findet sie inzwischen relativ selten gewordene Schmetterlingsarten wie den Aurorafalter oder Bläulinge in ihrem Garten: "Wir haben mit heimischem Wildsaatgut und Wildgehölzen versucht, Lebensräume nachzubauen", sagt Voll. Davon möchte sie an diesem Samstag den Besuchern der Naturgartentour erzählen. Schwerpunkt des Rundgangs das Prinzip des Drei-Zonen-Gartens, das auf Markus Gastl zurückgeht.

Pufferzone, Hot-Spot-Zone, Ertragszone

Da ist zuerst die Pufferzone: "Das ist der Bereich, der den Garten nach außen abgrenzt. Wir haben eine Hecke aus heimischen Wildrosen und Wildgehölzen angelegt", sagt Voll. Die Hot-Spot-Zone ist dann der Bereich, in dem der Garten "abgemagert" wird und bleibt, um die Artenvielfalt der Pflanzen zu fördern. "Bei uns blühen jetzt Margeriten, Flockenblumen oder Karthäusernelken", sagt die Gartenexpertin. Diese Blumen finde man in einer normalen Wiese nur noch selten: "Die meisten Böden sind überdüngt." Auf mageren Böden würden sich dagegen Pflanzen entwickeln, die Wildbienen und viele andere Insekten anziehen. "Gerade in Gewerbegebieten besteht dafür auf ungenutzten Flächen viel Potenzial", sagt Voll.

Die dritte Zone in einem Garten des Hortus-Netzwerks ist die Ertragszone, die für den Anbau von Gemüse, Obst und Kräutern genutzt wird. Die Volls haben dafür vier Hochbeete gebaut, in denen Tomaten, Gurken und Paprika wachsen. "In der Mittagspause kommen wir gerne zum Ausruhen und Naschen in den Garten", sagt Voll. Und alles anfallende Grüngut werde kompostiert: "Aus dem Drei-Zonen-Garten wird nichts entfernt, man kann alles, was in den anderen Zonen abfällt, verwerten."

Naturgarten-Touren

  • Touren durch 20 zertifizierte Gärten in Unterfranken gibt es bis September. Auf der Homepage des Bezirksverbandes sind alle Termine zu finden: www.bv-gartenbauvereine-ufr.de/naturgartentour. Eine schriftliche Anmeldung vorab ist erforderlich, direkt bei den Gartenbesitzern oder per Mail an Christine.bender@aelf-kt.bayern.de.
  • Der Firmengarten Hortus Muu von Barbara und Clemens Voll im Gewerbegebiet von Erbshausen (Lkr. Würzburg) kann am Samstag, 29. Mai, um 14 Uhr besichtigt werden. Die Teilnehmerzahl ist coronabedingt auf zwölf Personen begrenzt. 
  • Eine Gartenoase unter alten Obstbäumen zeigt Familie Max in Büchold (Lkr. Main-Spessart) am Samstag, 5. Juni, um 14 Uhr. Zu sehen gibt es dort über 90 Jahre alte Obstbäume, einen Schwimmteich, ein Sandarium und eine große Bühne vollen Staudenflächen.
  • Einen Haus- und Naturgarten zeigt Martina Felsmann in Thüngersheim (Lkr. Würzburg) am Samstag, 5. Juni, um 14 Uhr. 
  • Kompost, das schwarze Gold des Gartens heißt die Tour von Wibke Salomon-Karl in Giebelstadt (LKr. Würzburg) am Samstag, 5. Juni, um 14 Uhr. Sie zeigt, wie sich in einem Naturgarten ein geschlossener Nährstoffkreislauf realisieren lässt: Alle Pflanzenreste werden  kompostiert und als Dünger dem Boden und den Pflanzen wieder zugefügt.
  • Artenvielfalt in den Mainauen von Volkach (Lkr. Kitzingen) präsentiert Agnes Ebert am Samstag, 13. Juni, um 14 Uhr. Ihre Magerbeete, Wiesen, Totholzhecken und Käferkeller sind  Lebensräume, Nahrungsquelle sowie Brutstätten. Auch in alten Weinfässern, Kästen und Zinkwannen baut sie auf kleinsten Raum Gemüse an.
Quelle: clk
 
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