
"Das Schöne am Frühling ist, dass er immer gerade dann kommt, wenn man ihn am dringendsten braucht", das erkannte schon der deutsche Schriftsteller Jean Paul. Die Freizeitgärtner in der Region stehen auf jeden Fall schon in den Startlöchern und können es kaum erwarten, dass die Gartensaison beginnt. Durch die Corona-Pandemie ist die Bedeutung des eigenen Gartens und des Gärtnerns noch weiter gestiegen. Und selbst in einer Stadtwohnung ohne Balkon kann man Kräuter, Salat, Obst und Gemüse kultivieren. Umso mehr stellt sich jetzt die Frage: Was kann ich aktuell anpflanzen? Was sieht schön aus und schmeckt? Und was funktioniert auch auf Balkon, Terrasse oder auf der Fensterbank?
Gärtnermeister Marcus Späth von der Gärtnerei Hupp in Höchberg (Lkr. Würzburg) und Claudia Taeger, Gartenexpertin am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kitzingen, zeigen, welche Genusspflanzen und Kräuter jetzt schon auf dem Balkon oder der Terrasse gedeihen. Regional einkaufen macht hier besonders Sinn: "Die Baumschulen und Gärtnereien haben jahrelange Erfahrung mit bewährten Sorten für unser Klima hier in Unterfranken", so Taeger.
Gesund und lecker: Heidelbeeren

Beeren sind das beste Naschobst überhaupt: "Besonders Heidelbeeren werden immer beliebter", sagt Gärtnermeister Marcus Späth. In Unterfranken müssen die Sträucher ohnehin in saurer Erde im Kübel kultiviert werden. "Da lohnt es sich, gleich mehrere Pflanzen zu kaufen, denn Blaubeeren setzen in Gesellschaft mehr Früchte an." Wie fast alle Blüten der Obstgehölze ist auch die Heidelbeerblüte sehr wertvoll für Bestäuberinsekten. Die blauen Beeren brauchen ausreichend Platz im Kübel und regelmäßig Wasser. "Wir Gärtner haben Sorten, die bei richtiger Pflege ertragreich und robust gegenüber Schädlingen und Krankheiten und in Unterfranken auch winterhart sind."
Sorten-Tipp: Bluecrop, Bluetta, Patriot, Brazelberry
Der Klassiker: Erdbeeren

Erdbeeren sind das erste frische Obst im Jahr und gerade bei Kindern heiß begehrt. Auch hier ist kein Garten kein Grund, um auf die Naschfrucht zu verzichten: "Der Anbau im Kasten oder der Ampel ist durchaus sinnvoll, denn im Garten sollen Erdbeeren auch alle drei Jahre in ein neues Beet gepflanzt werden", sagt Gartenexpertin Claudia Taeger. Sie empfiehlt eine Mischung aus frühen, mittleren und späten Sorten in den Beeten. Erdbeersorten, die das ganze Jahr über Früchte ansetzen, eigenen sich für Balkonkästen und Ampeln. "Das sorgt für frischen Genuss von Juni bis September", sagt sie.
Sorten-Tipp: Wohlschmeckende und einfach zu kultivierende Erdbeersorten sind zum Beispiel Elianny, Sonata oder Amandine.
Pflegeleicht: Der Feigenbaum

Garten, Terrasse und Balkon werden wohl bis in den Sommer hinein unsere Lieblingsurlaubsorte ersetzen müssen. Da kann der Anbau exotischer Pflanzen zumindest ein wenig das Fernweh stoppen. Unterfranken mit seinem milden Klima erlaubt exotische Gaumenfreuden, die in anderen Teilen Bayerns kaum möglich sind. "Feigen gedeihen sehr gut als Kübelpflanze oder an einem geschützten Ort im Garten", sagt Späth. "Es gibt mittlerweile eine Auswahl an weniger frostempfindlichen und sehr wohlschmeckenden Sorten, die zuverlässig fruchten", bestätigt auch Taeger.
Feigen fühlen sich während der warmen Sommermonate im Freien ausgesprochen wohl und belohnen gute Pflege mit zahlreichen wohlschmeckenden Früchten. Ideal sind windgeschützte Südlagen, die ganztägig von der Sonne beschienen werden. "An luftigen und kühlen Standorten gedeihen Feigen hingegen schlecht und setzen auch keine Früchte an", sagt Späth. Sobald keine Bodenfröste mehr zu erwarten sind, darf der Feigenbaum im Kübel nach draußen. In den Gefäßen braucht es ein strukturstabiles Substrat, sodass die Pflanze einige Jahre ohne Umtopfen auskommt. Viele Feigen blühen im August ein zweites Mal und die Früchte können je nach Sorte im späten Herbst oder im darauffolgenden Frühjahr geerntet werden.
Sorten-Tipp: Violetta Bayernfeige, Brown Turkey, Pastillerie, Firoma
Typisch fränkisch: Tafeltrauben

Tafeltrauben werden auf Balkonen und in den Gärten der Region immer beliebter. Im Unterschied zu Weintrauben sind sie nicht für die Weinherstellung gedacht, sondern können wie anderes Obst direkt vom Strauch genascht werden. "Tafeltrauben sind in der Regel auch deutlich größer als die Trauben im Weinberg", sagt Claudia Taeger. Die Rebstöcke wachsen gut in offenem Boden. Steht ein ausreichend großes Pflanzgefäß (größer als 150 Liter) zur Verfügung, funktioniert auch der Anbau von Tafeltrauben im Kübel.
Die Pflanzen brauchen regelmäßig Wasser: Auf Balkon oder Dachterrasse rät Gärtnermeister Späth deshalb zur automatischen Bewässerung aller Obstgehölze, um Trockenschäden zu vermeiden. Alle Trauben brauchen zudem eine Möglichkeit, sich mit Ranken nach oben oder seitlich auszubreiten. Drahtseile sind dazu am besten geeignet. Süß sind reife Trauben immer. Bei der Sortenwahl geht es daher meist um die Frage: mit oder ohne Kerne? Dabei gilt es auch zu beachten: Kernlose Sorten haben meist kleinere Einzelfrüchte.
Sorten-Tipp: Bewährt haben sich Romulus und New York in Weiß und Venus in Blau und Suffolk Red. Vanessa sind rosé-farben und kernarm.
Beliebt auch bei Insekten: Thymian

Was wäre ein Garten oder ein Balkon ohne Kräuter? Allein vom Thymian gibt es viele verschiedene Sorten: Die Thymiankultur auf dem Balkon und auf dem Fensterbrett funktioniert problemlos, sagt Gärtnermeister Marcus Späth. Voraussetzung sei eine sonnige Lage und gut durchlässige Erde, wie zum Beispiel Kräutererde. Thymian braucht so viel Sonne wie möglich. An einer Hauswand in der vollen Sonne ist er sehr gut aufgehoben. Der große Vorteil: Thymian übersteht auch längere Phasen ohne gießen gut.
Thymian kann das ganze Jahr hindurch geerntet werden, so der Gartenexperte aus Höchberg. Ab September sollte die Ernte nicht mehr zu üppig ausfallen, da für die anstehende Überwinterung auch reife Triebe wichtig sind. Thymiantriebe verholzen mit der Zeit. Daher gehört ein Rückschnitt im späten Frühjahr zur Pflanzenpflege. "Die Zweige werden getrocknet und sind ein guter Vorrat im Kräuterregal", sagt Taeger. Übrigens bietet der Thymian mit seinen Blüten ein reiches Angebot an Nektar und Pollen für Bienen und Schmetterlinge.
Sorten-Tipp: Es gibt neben dem klassischen Thymian noch Zitronen-Thymian und Kümmelthymian, die in der Küche verwendet werden. Als Bodendecker und für Mauern und Fugen gibt es im Handel flachwachsende Sorten, die aber in der Küche keine Rolle spielen.
Aromatisch und pflegeleicht: Minze

Wenn man an Minze denkt, kommen einem sofort bekannte Sorten wie Pfefferminze oder Marokkanische Minze in den Sinn. Allerdings hat die Gattung der Minzen einige Arten zu bieten, wie zum Beispiel Mojito-Minze, Schoko-Minze, Orangen-Minze oder englische Teeminze. "Alle Minze-Arten gedeihen im Topf prächtig", sagt Gärtnermeister Späth. "Manche sind vollkommen winterhart, während andere einen Winterschutz benötigen." Optisch ansprechend lassen sie sich in schönen Kübeln oder anderen Pflanzgefäßen auf dem Balkon oder der Terrasse anpflanzen. Minzen sind relativ pflegeleicht und sie haben tolle Blüten, die gerne von Bienen und Schmetterlingen besucht werden.
Minze ist eine Pflanze, die stark wuchert und über die Wurzeln Ausläufer bildet. Deshalb benötigt sie in der Regel viel Platz. Ist dies nicht möglich, können Wurzelsperren, auch Rhizomsperren genannt, eingesetzt werden, empfiehlt der Gärtnermeister.
Sorten-Tipp: Klassische Pfefferminze, Ananas-Minze (sehr mild), Schoko-Minze, Marokkanische Minze, Bergamotta, Hugo-Cocktail-Minze
Für den mediterranen Flair: Rosmarin

Ein beliebtes Gewürz der mediterranen Küche ist der Rosmarin. Auch von dieser Pflanze gibt es zahlreiche Kreuzungen und Züchtungen, die sich in Blütenfarbe, Wuchsform und Frosthärte unterscheiden. Der würzig riechende, immergrüne Strauch kann in unseren Breiten im Winter draußen Schaden nehmen. Im Mai blühen Rosmarinsträucher im Freiland. Je nach Sorte können sie blau, rosa, weiß oder violett blühen. "Die zarten Blüten ziehen viele Insekten an", sagt Taeger.
Rosmarinpflanzen brauchen reichlich Sonne und der Boden sollte nicht zu viel Humus enthalten. Beim Gießen ist Zurückhaltung angesagt: "Die Pflanze mag es eher trocken als feucht, Staunässe ist Gift für den Rosmarin", sagt Gärtnermeister Späth. Wächst der Rosmarin im Topf, muss Wasser aus dem Untersetzer gleich weggeschüttet werden, falls zu viel gegossen wurde.
Sorten-Tipp: "Arp" und "Veitshöchheim" sind zwei Sorten, die als weniger frostempfindlich gelten, daneben gibt es eine hängende Sorte.
Die Kräuter-Diva: Basilikum

Kauft man frischen Basilikum, sehen die Pflanzen gesund und kräftig aus. Meist ändert sich das aber recht schnell, wenn man sie zu Hause pflegt. Die Blätter verlieren ihren Glanz und hängen schlaff herab – auf der Fensterbank und auf dem Balkon ebenso wie im Garten. "Basilikum ist eine Diva", sagt Claudia Taeger. "Wer auf das klassische Gewürz im Sommer nicht verzichten will, holt sich am besten regelmäßig Nachschub im Topf." Für den Garten rät Gärtnermeister Späth zu Strauchbasilikum, weil es robuster ist und mit weniger Pflege auskommt.
Die Pflanzen benötigen einen warmen, sonnigen und geschützten Standort sowie eher humosen Boden im Garten oder klassische Pflanzerde als Substrat für den Kübel. Strauchbasilikum schmeckt etwas intensiver und blüht je nach Sorte violett oder weiß. Die Blüten sind den ganzen Sommer über ein Leckerbissen für Bienen, Schmetterlinge und andere Bestäuberinsekten. Wer dagegen Wert auf das Aroma legt, sollte die Pflanze regelmäßig "ernten" und eine Blüte vermeiden. Übrigens eignet sich Basilikum weniger zum Trocknen, dafür wird es als Pesto oder verquirrlt mit Öl länger haltbar.
Sorten-Tipp: Neben dem Klassiker "Typ Genoveser" gibt es noch Thai-Basilikum und Zitronen-Basilikum, beim Strauchbasilikum wird meist die Sorte "African Blue" angeboten.