
Die sogenannte Bezahlkarte für Geflüchtete soll ab dem Sommer in ganz Bayern eingeführt werden, so auch für zirka 200 der Geflüchteten, die in Würzburg leben. Dies bestätigt Georg Wagenbrenner, Pressesprecher der Stadt Würzburg, auf Nachfrage dieser Redaktion. Ein Stadtratsbeschluss sei hierfür nicht erforderlich, da es sich um ein Geschäft der laufenden Verwaltung handele. Wann genau die Bezahlkarte in Würzburg Kraft trete, steht laut Wagenbrenner noch nicht fest, da zunächst die technischen Voraussetzungen zu schaffen seien.
Auch das Landratsamt verkündete in einer Pressemitteilung vom 14. Mai die "zeitnahe Ausgabe einer Bezahlkarte für Geflüchtete im Landkreis Würzburg". Auf die Geldkarte schreibt die Behörde monatlich den Betrag als Guthaben gut, der einem Asylbewerber nach Asylbewerberleistungsgesetz zusteht. Die Karte kann laut Landratsamt in allen Geschäften und bei allen Dienstleistern, die Mastercard akzeptieren, eingesetzt werden. Von der Bezahlkarte können monatlich bis zu 50 Euro Bargeld abgehoben werden. "Zirka 910 Bezahlkarten werden an ihre neuen Inhaberinnen und Inhaber ausgegeben." heißt es in der Pressemitteilung.
Antrag an den Oberbürgermeister
Der Ausländer - und Integrationsbeirat Würzburg hat nun einen Antrag an Oberbürgermeister Christian Schuchardt gestellt, die Bezahlkarte in der Stadt Würzburg nicht einzuführen. Der Vorsitzende des Beirates, Antonino Pecoraro, erläutert gegenüber der Redaktion die Intention und Erwartungen, die mit dem Antrag verbunden sind und kritisiert, dass die Karte eine Art Ausgrenzung und Bevormundung darstelle. Der Staat gebe vor, wie und wofür die Leistungsempfänger und Leistungsempfängerinnen ihr Geld ausgeben können.
Pecoraro fordert Schuchardt auf, sich mit der Angelegenheit zu befassen: "Der Oberbürgermeister hat sich bisher stets für die Flüchtlingspolitik eingesetzt. Auch dieses Mal erwarten wir von ihm, dass er den Mut zeigt und sich auf die Seite der Menschlichkeit stellt."
Als Vorteil der Bezahlkarte wird häufig genannt, dass sie darauf abziele, die Überweisung von Geldern ins Ausland zu verhindern. "In Anbetracht der Tatsache, dass Asylbewerber mit dem Betrag, der ihnen monatlich zusteht, lediglich ihr Existenzminimum sichern können, ist dies als äußerst gering zu bewerten", so Pecoraro.
Kritik: Bezahlkarte benachteiligt Kinder
Am 14. November 2023 wurde vom bayerischen Kabinett beschlossen, unverzüglich ein bayernweites Zahlkartensystem für Leistungsberechtigte nach dem Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) einzuführen. Nach Auffassung des Ausländer- und Integrationsbeirats handelt es sich dabei um eine Kann-Bestimmung und somit nicht um eine Verpflichtung. "Es wird sich zeigen, ob der Oberbürgermeister dem Druck aus München standhalten kann oder nicht", sagt Pecoraro.
Ein weiteres Argument, das immer wieder für die Bezahlkarte angeführt wird, ist eine Arbeitserleichterung für die Verwaltung. Pecoraro sieht das anders: "In Behörden, die ohnehin schon am Limit arbeiten, bedeutet eine Neuerung mehr Aufwand als Erleichterung."
Die Begrenzung der Bargeldauszahlung auf maximal fünfzig Euro pro Monat, die mit der Bezahlkarte einhergeht, führe außerdem zu einer gravierenden Ausgrenzung von Kindern. Auch das Kinderhilfswerk "terre des hommes" kritisiert dies: Dadurch, dass geflüchtete Familien kaum Zugang zu Bargeld hätten, fehle dies auch den Kindern und Jugendlichen – zum Beispiel für das Pausenbrot am Schulkiosk, Mitgliedsgebühren beim Sportverein oder der Musikschule." Das Empfinden, nicht dazuzugehören, manifestiere sich dadurch bei den Betroffenen, so Pecoraro.
Allerdings die Beschränkung auf 50 € Bargeldauszahlung pro Monat verkennt wohl tatsächlich die Realität und ist durchaus ein unangebrachter Eingriff in die Rechte von mündigen Menschen.
Abgesehen davon:
Der Bäcker wird sich freuen, wenn er den Preis für ein Hörnchen per Kartenzahlung erhält.
Oder die Eisbude für ein Eis auf die Hand.
Und wie oft liest man heute noch an den verschiedensten Kassen "Kartenzahlung ab 10 €".
Für eine Einzelperson mögen diese 50 € für Kleineinkäufe wohl noch irgendwie hinkommen. Aber nicht für Familien mit Kindern (auch Stichwort "Materialgeld in der Schule" - da kommt nämlich schon ganz schön was zusammen...)
"Bayerns Ministerpräsident hat eine strenge Bezahlkarte versprochen. In der Realität ist nun doch manches lockerer. Asylbewerber dürfen immer öfter überweisen und teils außerhalb des Landkreises einkaufen. Flüchtlingshelfer spötteln über Söder.".....
Quelle: Süddeutsche Zeitung, 27.05.2024
Mal wieder eine bayerische Luftnummer, nur damit manche ein warmes Gefühl haben....
Anstatt sich mit dem Verbot von diversen Liedern zu befassen sollte man endlich mal politisch auch in Bayern anfangen, Flüchtlinge anständig zu behandeln und nicht ständig der AfD und ihren Geisterdebatten hinterherlaufen.
"Bayern will Bargeldzahlungen an Asylbewerber rascher und umfassender einschränken als andere Bundesländer. Der Freistaat werde Geldzahlungen früher als andere durch Sachleistungen mithilfe einer Bezahlkarte ersetzen, sagte Ministerpräsident Markus Söder der "Bild am Sonntag". "Unsere Bezahlkarte kommt schneller und ist härter", sagte der CSU-Chef. ...
Die "Bayern-Karte" soll deutlich weniger Bargeldabhebungen ermöglichen, als es in anderen Bundesländern vorgesehen sei. Sie solle nur in der Nähe der Unterkunft genutzt werden können und für ein stark eingeschränktes Warensortiment gelten. "Es können nur noch Waren in Geschäften des täglichen Gebrauchs gekauft werden", sagte Söder. "Wir stoppen Online-Shopping, Glücksspiel und Überweisungen ins Ausland. Bargeld gibt es nur noch als kleines Taschengeld bis 50 Euro."....
Quelle: Süddeutsche Zeitung/Reuters, 04.02.2024
Wer ein solches Schicksal ertragen muss wie die meisten Flüchtlinge hat vor allem eines verdient: Respekt!
...."unendliche Dankbarkeit" einfordern ist weitaus mehr als "gute Manieren" (?) erwarten. (Manieren lassen momentan eher Ur-Deutsche vermissen....).
Und nein: Respekt- und Würde - stehen grundsätzlich jedem Menschen zu, ohne "Vorleistung".
Ja, natürlich, in der "proasyl Blase", ein gemeinnütziger Verein mit Steuervergünstigungen, der sich offensichtlich gegen das Bestreben des Staates stellt, diese immensen Summen, sprich Ausgaben, für zu uns Flüchtende etwas einzudämmen.
Fragen Sie sich, Herr Pecoraro, eigentlich nicht selbst, weshalb der Zuzug nach Deutschland, sehr oft nicht legal, am höchsten in Europa ist?
Oder sehen Sie vielleicht in einer Minderung des Zuzugs Ihr Geschäftsmodell schwinden?
Warum schaffen wir nicht einfach das Bargeld ab, wenn es doch so viel praktischer ist. Stichworte Hygienischer, keine Taschendiebe, keine Bargeldautomaten, keine Fälschungen, Umweltfreundlichkeit, uvm.