Wie kommen wir mit Augenmaß durch die zweite Welle? Brauchen wir mehr zielgerichtete Maßnahmen und weniger Aktionismus? Darüber haben jetzt der Bonner Virologe Prof. Hendrik Streeck und der Würzburger Infektiologe und FDP-Gesundheitspolitiker Prof. Andrew Ullmann auf Einladung der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung diskutiert. Sie waren sich oft einig - aber nicht in allem.
Vor allem Hendrik Streeck hatte zuletzt keine Probleme damit, auch mal zwischen die Fronten zu geraten. Der Virologe sieht sich als Brückenbauer zwischen Befürwortern und Kritikern der Corona-Maßnahmen - und er gibt auch Fehleinschätzungen zu. Verschwörungstheoretiker will Streeck mit Transparenz und Offenheit bekämpfen.
Und so sparte der Bonner Wissenschaftler auch beim Online-Diskurs mit Andrew Ullmann nicht an mutigen Thesen. Die Nachverfolgung der Infektionsketten sei zusammengebrochen, so der Virologe. "Warum stellen wir sie dann nicht ganz ein und nutzen das freiwerdende Personal, um die Risikogruppen besser schützen?" Er empfehle, vor jedem Alten- und Pflegeheim und vor jedem Krankenhaus eine Schleuse zu errichten, in der jeder Besucher durch einen Antigen-Schnelltest nachweisen müsse, dass er aktuell nicht hochinfektiös ist.
Zudem müssten alle Mitarbeiter solcher Einrichtungen bis hin zur Reinigungskraft zweimal pro Woche getestet werden. Für die Pflege zuhause müssten ausreichend FFP-2-Masken und Hilfsangebote wie Fahrdienste angeboten werden, so Streecks Forderung. Es könne nicht sein, dass Risikogruppen auf überfüllte öffentliche Verkehrsmittel angewiesen seien.
Streeck: Lieber kleine Dämme bei Risikogruppen statt großem Staudamm für alle
Solche Strategien würde er dem "stotternden Wellenbrecher-Motor" der Bundesregierung vorziehen, sagt der Virologe. Das ständige Hoch- und Runterfahren der Maßnahmen je nach Infektionslage verhindere nicht die Ausbreitung quer durch alle Bevölkerungsteile. Statt eines großen Staudamms, den man mal auf und mal abbaue, solle man kleine Dämme bei den besonders gefährdeten Bevölkerungsschichten errichten. Der Übergang zu einer Risikogruppe sei fließend. Doch gebe es inzwischen Studien, mit Hilfe derer man ziemlich genau vorhersagen könne, wer ein erhöhtes Risiko einer schweren Erkrankung trage.
Auch der Würzburger FDP-Bundestagsabgeordnete Andrew Ullmann fordert Langzeitstrategien statt Aktionismus in der Pandemie-Bekämpfung. Es sei ihm lieber, Menschen würden sich in einem Lokal mit Hygieneregeln treffen als ohne jegliche Hygienemaßnahmen zu Hause. Spreader-Ereignisse in der Gastronomie habe es nur gegeben, wenn Auflagen missachtet worden seien. Er würde die Gastronomie mit strengen Hygieneregeln wieder öffnen und deren Wirksamkeit wissenschaftlich begleiten, so die Vorstellung des Infektiologen.
Optimismus über Impfstoff begrenzt
Begrenzt optimistisch reagierten Streeck wie Ullmann auf die Meldungen über einen Impfstoff der Firmen Biontech und Pfizer. 90 Prozent Wirksamkeit - so viel erreiche die Grippeimpfung mit gut 60 Prozent nicht, so Ullmann. Streeck gab zu bedenken, dass es noch keine Zahlen gebe, ob diese hohe Wirksamkeit auch in der Gruppe der Risikopatienten gelte. Man wisse auch noch nicht, ob der Impfstoff nur vor Symptomen oder einem schweren Verlauf schütze - oder generell vor Infektion. Für die Verbreitung des Virus mache diese einen großen Unterschied. " Auch mit einer Impfung, ist das Virus nicht weg", sagt der Bonner Wissenschaftler. Nach den derzeit vorliegenden Informationen würden für Deutschland im Jahr 2021 Impfdosen für rund ein Drittel der Bevölkerung zur Verfügung stehen, so Ullmann.
Die Situation bleibe also ernst, so der FDP-Politiker, zumal "zu wenig Widerstand gegen die zweite Welle" aufgebaut worden sei. Dies betreffe das Gesundheitssystem wie auch die Schulen und die Wirtschaft. Zehn Prozent der Infizierten würden so schwer erkranken, dass ein Krankenhausaufenthalt nötig werden könne.
Die aktuellen Infektionszahlen, so Streeck, seien nicht mit denen von März und April vergleichbar, wo es eine deutlich höhere Dunkelziffer gegeben habe. Er geht für das Frühjahr von tatsächlich 20.000 bis 60.000 Neuinfektionen pro Tag in Deutschland aus.
Mehr Intensivbetten freihalten - und dafür planbare Eingriffe verschieben?
Er hätte sich gewünscht, mit Blick auf die zweite Welle mehr Intensivbetten in den Krankenhäusern freizuhalten, so der Bonner Virologe. Ullmann dagegen warnt vor "hohen Kollateralschäden": Bei den planbaren Operationen gehe es schließlich nicht nur um Schönheits-OPs, sondern um Eingriffe am Herzen oder Gehirn sowie bei Krebserkrankungen. Zwei Wochen könne man mal damit warten - aber keinen ganzen Winter.
"Wir können diese Pandemie nur mit der ganzen Bevölkerung stemmen", so das Fazit von Streeck, Dazu brauche es mehr Gebote statt Verbote. Und mehr Ruhe statt aggressive Rhetorik.
Das verschieben von etwa 10.000 bis 15.000 Mitarbeitern der Gesundheitsämter zu den etwa 12.000 Alters- und Pflegeheimen klappt vermutlich einfach auch nur in der Welt der Virologen?
Von dem Fahrdienst für die Risikogruppen der"Alten" - etwa 10-15 Millionen über 65-jährige - habe ich noch gar nicht angefangen. Den machen dann vermutlich 🤔 die Studenten mit ihren E-Rollern.
Wenn sich ein Student um eine ältere Nachbarin kümmert- abgesehen davon, dass das noch nie verboten war - gegen welche Corona-Regel sollte er damit verstoßen? Zwei Haushalte, die sich treffen - no problem, alles Safe!
sie malen hier Schreckensszenarien an die Wand, die gar keine sind!
"Alles safe" ? - Soviel zur Sinnhaftigkeit der mancher Corona-Regeln.
Und jeder fährt mit seinem Auto oder einen Fahrdienst - das jedesmal danach gereinigt werden muss - zum Lokal? Noch mehr überfüllte ÖPNV wollen wir ja auch nicht. Wenn's mit beamen funktionieren würde, wäre das eine feine Sache.
Darf dann jemand aus einer Risikogruppe dann überhaupt noch ein Lokal besuchen - nicht alle Alten liegen in Pflegeheimen - oder muß zuvor ein Schnelltests gemacht werden?
Wir reden nicht von 1-2% der Bevölkerung in Risikogruppen, sondern eher von 30-40% in Risikogruppen. Allein die über 65-jährigen machen über 21% aus. Lesen Sie mal was das RKI zu Risikogruppen zählt bei denen häufiger schwere Krankheitsverläufe beobachtet werden:
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html
Siehe Punkt 15
Jeder malt sich seine Lösung schön
Wie gut der Schutz der Risikogruppen bis jetzt (nicht) funktioniert hat kann man ja gut in Schweden sehen. 4x soviel Corona-Tode wie in Deutschland. Dabei hat Schweden noch den Vorteil das deren Bevölkerungsdichte nur ein Zehntel von Deutschland ist.
Und was wird für die Millionen von alleinstehenden Senioren gemacht? Diese Risikogruppe wird wie geschützt?
Wenn ich sowas schon höre. Nur 1/4 der Alten befinden sich in Alters- und Pflegeheimen. Für den Rest reicht eine FFP2-Maske und ein Fahrdienst. Das glaubt doch keiner. Oder will man die etwa auch ständig einsperren?
Für meine Familie und mich trifft das nicht zu. Das Leben ist nicht nur Party.
Jetzt gehen aber die Pferde mit ihnen durch.
Nur zu ihrer information:
- Bestattungen und Trauerfeiern dürfen stattfinden.
- Jedoch gelten weiterhin die durch das Coronavirus bedingten Abstands- und Hygieneregeln.
- Um eine Infektionskette nachverfolgen zu können, müssen Teilnehmer einer Beerdigung weiterhin ihre Daten hinterlassen.
Was ist daran unwürdig?
Ich für meinen Teil fühle mich nicht eingesperrt, ich darf an die frische Luft raus (ohne Passierschein wie in Frankreich oder Spanien, wo man sich dazu online registrieren und ein Formular ausdrucken muss, das mitzuführen ist), ich kann Freunde treffen- halt reduziert, nicht alle auf einmal (viele sind eh in ganz Deutschland verteilt, da ginge das gar nicht), und ansonsten gibt es email, Telefon, Skype, FaceTime und wie sie alle heißen.
Man muss seine Gewohnheiten halt verändern und anpassen- aber doch noch lange nicht aufgeben!
Was sagt der "Spahn-Merkel-Fanclub" dazu? Gelten die jetzt auch als Aluhutträger und Covidioten?
Höchste Zeit, dass endlich auch mal Meinungen in die Öffentlichkeit kommen, die etwas anders als die RKI-Drosten-Merkel-Einheitsmeinung sind.
Ich würde mir mal ein Fernsehduell zwischen Drosten, Streeck und Bhakdi wünschen.
Leider fiel er in den deutschen Mainstream-Medien der Zensur zum Opfer. Andere Ansichten waren einfach unerwünscht, auch wenn noch so seriös vorgetragen.
Seine YouTube-Videos wurden oft binnen weniger Tage gelöscht und ein Kommentar von mir hier im Forum mit einer Verlinkung auf Bhakdi wurde von der Mainpost gesperrt.
Soviel zum Thema Meinungsfreiheit und ergebnisoffene Diskussion.
Nur noch Einheitsmeinung war erwünscht. Für eine Demokratie erbärmlich wie das in den letzten Monaten ablief.
Von daher empfinde ich diesen Mainpost-Artikel als sehr wohltuend für die Diskussion.
Nur weil er mit seiner Ehefrau Karina Reiß ein populistisches Buch geschrieben hat, qualifiziert ihn das nicht automatisch.
Auch Arbeitgeber - Uni Kiel - von der Autorin Karina Reiß distanziert sich von dem Machwerk. Bemerkenswerte Stellungnahmen:
https://www.uni-kiel.de/de/coronavirus/details/news/corona-stellungnahmen-fehlalarm#
Bhakdi nur Rentner und will sein Buch verkaufen.