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Würzburg
Straßenbahn am Würzburger Sanderring: Nun muss Weiche nicht mehr mit Muskelkraft gestellt werden
Weil die Zertifizierung der elektronischen Weichensteuerung länger als erwartet gedauert hat, musste die neue Weiche von Hand umgestellt werden. Das ist nun Vergangenheit.
Diese Anblick gehört nun der Vergangenheit an: Henry Stürmer (Archivbild) musste am Sanderring händisch die Weiche stellen. Nun kann sie vom Führerstand der Straßenbahnen aus per Knopfdruck umgeschaltet werden. 
Foto: Johannes Kiefer | Diese Anblick gehört nun der Vergangenheit an: Henry Stürmer (Archivbild) musste am Sanderring händisch die Weiche stellen. Nun kann sie vom Führerstand der Straßenbahnen aus per Knopfdruck umgeschaltet werden. 
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:41 Uhr

Es hat acht Monate länger gedauert als ursprünglich geplant: Seit Ende November kann die im Sommer 2021 eingebaute neue Weiche am Sanderring von den Fahrerinnen und -Fahrern endlich vom Führerstand der Straßenbahnen aus per Knopfdruck umgeschaltet werden. Wegen der fehlenden Zertifizierung der elektronischen Steuerung musste die Weiche zuvor über ein Jahr lang mit körperlichem Einsatz und einem Stelleisen umgestellt werden.

An den Werktagen zwischen halb sieben Uhr morgens und 15 Uhr hatte die Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB) seit Inbetriebnahme der Weiche Mitte September 2021 eigene Weichensteller im Einsatz, um einen möglichst ungestörten Betriebsablauf sicherzustellen.

Zu allen anderen Zeiten mussten die Straba-Fahrer bei ihren Fahrten stadtauswärts ihr Cockpit verlassen und die Weiche bei Wind und Wetter selbst mit Muskelkraft bedienen – ja nachdem, ob sie weiter geradeaus Richtung Sanderau oder rechts Richtung Löwenbrücke und weiter nach Heidingsfeld, auf den Heuchelhof und nach Rottenbauer fahren wollten.

Haltestelle wurde stadtauswärts jeden Tag mindestens 160-mal angefahren

Für die Weichensteller gab es viel zu tun: Alleine während ihrer Arbeitszeit wurde die Haltestelle Sanderring stadtauswärts jeden Tag mindestens 160-mal angefahren. Wie oft dabei die Weiche umgestellt werden musste, hing von der Reihenfolge ab, in der die einzelnen Linien am Ende der Sanderstraße eintrafen.

Warum aber hat es acht Monate länger als ursprünglich angenommen gedauert, bis die elektronische Steuerung der Weiche in Betrieb gehen konnte? Die Redaktion hatte Anfang Februar über Weichensteller Henry Stürmer und seinen ungewöhnlichen Job berichtet. Damals war WSB-Betriebsleiter Bernd Karl zuversichtlich, dass die für den Betrieb erforderliche Zertifizierung der elektronischen Weichensteuerung bis Ende März abgeschlossen sein würde.

Sicherheitsnachweis für die Anlage hat sich verzögert

"Letztendlich lag es daran, dass der Hersteller der Bauteile die erforderlichen Unterlagen längere Zeit nicht liefern konnte", erläutert Karl, der am 1. Januar 2023 neuer WSB-Geschäftsführer wird, auf Nachfrage: "Der Hersteller muss einen Sicherheitsnachweis für die Anlage führen und das hat sich leider von Woche zu Woche und von Monat zu Monat immer weiter verzögert." Die Erstellung des Gutachtens durch die TÜV Süd Rail GmbH sei ein sehr umfangreiches Verfahren mit vielen Unterlagen, bei der WSB stehen inzwischen fünf dicke DIN A4-Ordner mit Gutachten, Berechnungen und Zertifikaten.

"Dieser Zulassungsprozess musste deutschlandweit zum ersten Mal durchgeführt werden. Daher war vorher nicht vollständig absehbar, welche Unterlagen dafür erforderlich sind. Das hat die Abarbeitung verzögert", so Karl weiter. Am 28. November sei schließlich der Bescheid der für die Zulassung zuständigen Regierung von Mittelfranken bei der WSB eingetroffen, "so dass wir mit der Weiche in die Echtzeit-Erprobung mit dem vollem Umfang aller Funktionen gehen konnten". Der Probebetrieb laufe seit diesem Nachmittag wie erwartet stabil und ohne Probleme.

 
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  • Gutmenschlein
    WVV: Willkommen im 21. Jahrhundert.
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  • ermahirsch@aol.com
    Wer hat das Bauteil denn bestellt????

    Prüft man da nicht vorher ob die nötigen Genehmigungen vorliegen?????
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  • Laeufer61
    Mein Dank gilt...

    ...Herrn Stürmer stellvertretend auch für alle anderen "Weichensteller" die diesen -nicht Rücken schonenden - Job gemacht haben 👍

    Eine ruhig-besinnliche Advents- und Weihnachtszeit wünsche ich auf diesem Wege mal allen Bediensteten der WVV die sowohl für unsere Beweglichkeit als auch für die Energie in diesen schweren Zeiten sorgen 🌹😃👌
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  • rft@rudolf-thomas.de
    Wir können stolz darauf sein, dass die Ampel-Regierung in einem Jahr die Weichen für 100 neue Gesetze gestellt hat. Und sie hat die Ministerien mit zusätzlichen Beamten aufgerüstet. Die vollmundig angekündigte Beschleunigung der Entbürokratisierung ist bis auf Weiteres ausgesetzt. Vermutliche Begründung: Es fehlen Fachkräfte und Faxgeräte.
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  • Arcus
    16 Jahre CSU/CSU haben ihre Spuren hinterlassen. Und ja, gabs da nicht einmal den ehemaligen CSU Ministerpräsidenten, der auf EU Ebene fÜr Entbürokratisierung sorgen sollte? Das Ergebnis ist jetzt auch an der Straßenbahnweiche in der Sanderau zu bewundern.
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  • glubberer76
    16 Jahre CSU? Was hat die CSU mit Bundesvorgaben zu tun. Hören Sie endlich auf, hinter Jedem und Alles eine CSU-Verschwörung zu sehen. Unerträglich.
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  • Arcus
    Wussten Sie, dass in Deutschland aus dem Land Bayern die meisten
    Eingaben kommen, die zu mehr statt weniger Bürokratisierung führt?
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  • glubberer76
    Mir egal. Aber ein Vorschlag von mir... wenn sie mit ihrem Feindbild CSU nicht klarkommen, ziehen sie nach Berlin, Bremen oder sonstwo hin. Kämpfen dann aber bitte gleich für die Abschaffung des unsäglichen Länderfinanzausgleichs. Das Geld der Bayern/CSU nehmen alle gerne. Sie würden damit nicht nur ihnen eine Freude machen.
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  • Arcus
    Und wenn Du glaubst es geht nicht …….
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  • saufhauerl
    Da würde mich aber mal ne Quelle interessieren...
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  • glubberer76
    Wie es die links-grünen Macher geschafft haben, das Land binnen einen Jahres zu ruinieren, konnte die CDU in 16 Jahren die SPD zumindest einbremsen.
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  • Mainkommentar
    Schmeist die Behördies und Juristen doch endlich raus. Dann kann endlich wieder ganz normal gearbeitet und gelebt werden. So wird das selbst mit klitzekleinen Sachen wie einer Weiche doch nichts mehr in einem kurzen Zeitrum. Bei Projekten jeglicher Art muss auch ein Klagerecht zu 95% abgeschaft werden. Sonst verzögert jeder noch alle Projekte.
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  • glubberer76
    Genau, jeder macht was er will. Hätte den Vorteil, dass auch wir endlich Waffen tragen könnten und selbst handeln. Müssten wir nicht immer das Urteil von ohnehin nicht mit Tatendrang glänzenden Richtern abwarten. Nicht ihr Ernst, oder?
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  • fabian-koenig@t-online.de
    Ende gut, alles gut.
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  • aljoscha.labeille@vcd-bayern.de
    Die Zertifizierung einer Weichensteuerung dauert 1, 5 Jahre.... Wäre es nicht so traurig und absurd, könnte man sich darüber kaputt lachen. In anderen Ländern, und zwar nicht nur in China, sondern auch z.B. in Polen oder Frankreich, baut man während eines solchen Zeitraums ganze Strecken neu. Wir ersticken an unserer selbst gemachten Bürokratie, die Jahr für Jahr immer noch irrwitzigere Ausmaße annimmt. Schlimm!!!
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  • mitnacht@googlemail.com
    Käme jetzt natürlich auf einen Vergleich an, oder wissen Sie definitiv das andere Länder eine neue nicht geprüfte Weiche die mit einer Fernbedienung betätigt werden kann, nicht oder besser sehr schnell zertifizieren?! Wer würde nicht motzen/heulen wenn Leute in einer Straba zu schaden kommen, weil irgend welche Deppen die Weiche "hacken"? Aber dann wars die WVV die des Ding eingebaut hat...
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  • rasputin32
    Ein Hoch auf unseren fortschrittlichen ÖPNV.
    Da hatte der Weichensteller ja noch Glück, dass noch kein 5 minTakt eingeführt ist, sonst wäre er noch ins Schwitzen gekommen.
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