Es hat acht Monate länger gedauert als ursprünglich geplant: Seit Ende November kann die im Sommer 2021 eingebaute neue Weiche am Sanderring von den Fahrerinnen und -Fahrern endlich vom Führerstand der Straßenbahnen aus per Knopfdruck umgeschaltet werden. Wegen der fehlenden Zertifizierung der elektronischen Steuerung musste die Weiche zuvor über ein Jahr lang mit körperlichem Einsatz und einem Stelleisen umgestellt werden.
An den Werktagen zwischen halb sieben Uhr morgens und 15 Uhr hatte die Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB) seit Inbetriebnahme der Weiche Mitte September 2021 eigene Weichensteller im Einsatz, um einen möglichst ungestörten Betriebsablauf sicherzustellen.
Zu allen anderen Zeiten mussten die Straba-Fahrer bei ihren Fahrten stadtauswärts ihr Cockpit verlassen und die Weiche bei Wind und Wetter selbst mit Muskelkraft bedienen – ja nachdem, ob sie weiter geradeaus Richtung Sanderau oder rechts Richtung Löwenbrücke und weiter nach Heidingsfeld, auf den Heuchelhof und nach Rottenbauer fahren wollten.
Haltestelle wurde stadtauswärts jeden Tag mindestens 160-mal angefahren
Für die Weichensteller gab es viel zu tun: Alleine während ihrer Arbeitszeit wurde die Haltestelle Sanderring stadtauswärts jeden Tag mindestens 160-mal angefahren. Wie oft dabei die Weiche umgestellt werden musste, hing von der Reihenfolge ab, in der die einzelnen Linien am Ende der Sanderstraße eintrafen.
Warum aber hat es acht Monate länger als ursprünglich angenommen gedauert, bis die elektronische Steuerung der Weiche in Betrieb gehen konnte? Die Redaktion hatte Anfang Februar über Weichensteller Henry Stürmer und seinen ungewöhnlichen Job berichtet. Damals war WSB-Betriebsleiter Bernd Karl zuversichtlich, dass die für den Betrieb erforderliche Zertifizierung der elektronischen Weichensteuerung bis Ende März abgeschlossen sein würde.
Sicherheitsnachweis für die Anlage hat sich verzögert
"Letztendlich lag es daran, dass der Hersteller der Bauteile die erforderlichen Unterlagen längere Zeit nicht liefern konnte", erläutert Karl, der am 1. Januar 2023 neuer WSB-Geschäftsführer wird, auf Nachfrage: "Der Hersteller muss einen Sicherheitsnachweis für die Anlage führen und das hat sich leider von Woche zu Woche und von Monat zu Monat immer weiter verzögert." Die Erstellung des Gutachtens durch die TÜV Süd Rail GmbH sei ein sehr umfangreiches Verfahren mit vielen Unterlagen, bei der WSB stehen inzwischen fünf dicke DIN A4-Ordner mit Gutachten, Berechnungen und Zertifikaten.
"Dieser Zulassungsprozess musste deutschlandweit zum ersten Mal durchgeführt werden. Daher war vorher nicht vollständig absehbar, welche Unterlagen dafür erforderlich sind. Das hat die Abarbeitung verzögert", so Karl weiter. Am 28. November sei schließlich der Bescheid der für die Zulassung zuständigen Regierung von Mittelfranken bei der WSB eingetroffen, "so dass wir mit der Weiche in die Echtzeit-Erprobung mit dem vollem Umfang aller Funktionen gehen konnten". Der Probebetrieb laufe seit diesem Nachmittag wie erwartet stabil und ohne Probleme.
Prüft man da nicht vorher ob die nötigen Genehmigungen vorliegen?????
...Herrn Stürmer stellvertretend auch für alle anderen "Weichensteller" die diesen -nicht Rücken schonenden - Job gemacht haben 👍
Eine ruhig-besinnliche Advents- und Weihnachtszeit wünsche ich auf diesem Wege mal allen Bediensteten der WVV die sowohl für unsere Beweglichkeit als auch für die Energie in diesen schweren Zeiten sorgen 🌹😃👌
Eingaben kommen, die zu mehr statt weniger Bürokratisierung führt?
Da hatte der Weichensteller ja noch Glück, dass noch kein 5 minTakt eingeführt ist, sonst wäre er noch ins Schwitzen gekommen.