Karfreitag zählt in Bayern zu den stillen Feiertagen, unter anderem müssen Diskotheken an diesem Tag schließen. Die "Heidenspaßparty" der Giordano-Bruno-Stiftung darf jedoch mit einer Ausnahmegenehmigung der Stadt stattfinden. Die Veranstaltung, bei der zuerst der Film "Das Leben des Brian" gezeigt und danach Musik der 80er, 90er und 2000er Jahre gespielt werden soll, sei laut Georg Wagenbrenner, Pressesprecher der Stadt Würzburg, eine "Mischform aus Demonstration und Veranstaltung" und keine reine Party.
Die Meinungen zu dieser Entscheidung sind gespalten. Einige Menschen zeigen sich entsetzt und halten die "Heidenspaßparty" für Provokation, andere sprechen sich dafür aus oder fordern die Abschaffung aller christlichen Feiertage. Tatsächlich flammt die Debatte um das Tanzverbot an Karfreitag Jahr für Jahr erneut auf. Was halten die Würzburgerinnen und Würzburger davon?
1. Leo Kreß (64) aus Waldbrunn: "Es geht um wichtige Werte an Karfreitag"
Ich denke, das Tanzverbot ist zeitgemäß. Wir leben in einer christlich geprägten Gesellschaft, auch, wenn viele Menschen nicht dem christlichen Glauben angehören. Trotzdem kann man einmal im Jahr auf Partys verzichten. Es sind ja wichtige Werte, um die es an Karfreitag geht.
Die Heidenspaßparty finde ich nicht gut, aber ich bin tolerant. Wenn jemand dahin gehen möchte, soll er das tun. Befürworten kann ich das allerdings nicht.
2. Benedikt Wronski (27) aus Eisenheim: "Ich unterstütze den Protest gegen die Kirche"
Ich frage mich, ob es Leute gibt, die Tanzen an Karfreitag ernsthaft verletzt. Wenn das keine riesige Gruppe ist, halte ich das Tanzverbot auch nicht mehr für zeitgemäß.
Die "Heidenspaßparty" ist eine coole Protestform. Dadurch können größere Probleme der Kirche thematisiert werden, wie der große Einfluss auf Kindergärten. Dort angestellte Erzieherinnen und Erzieher müssen zum Teil ihre Homosexualität verheimlichen oder dürfen nicht Mitglied in einer Gewerkschaft sein. Diesen Protest kann man über ein Thema ausdrücken, das viele Menschen abholt. Das unterstütze ich.
3. Dorothea Deininger (64) aus Würzburg: "Kirche und Staat sollten getrennt sein"
Das Tanzverbot halte ich nicht für zeitgemäß. Vom Alter her betrifft mich das weniger, aber es gibt immer mehr junge Leute, die nicht mehr in der Kirche sind und sich auch nicht damit identifizieren können. Kirche und Staat sollten generell getrennt sein. Bezüglich der "Heidenspaßparty" sehe ich keine Probleme. Wir sind in einer Demokratie, in der jeder das Recht hat, seine Meinung kundzutun. Zudem gibt es ja auch viele Menschen, die nicht christlichen Glaubens sind, und auch davon betroffen sind. Ich selbst würde auch feiern gehen.
4. Heinz Wiedemann (78) aus Bütthard: "Jeder sollte für sich selbst entscheiden"
Jeder muss für sich wissen, was er macht. Als wir vor 25 Jahren von Berlin nach Würzburg gezogen sind, haben wir nicht verstanden, warum an Karfreitag um Mitternacht alles schließt und die Lichter ausgehen. Das war für uns unverständlich, aber letztendlich muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er zu Veranstaltungen wie in der Posthalle geht. Mich persönlich würde das nicht stören. Wäre das eine Veranstaltung, die mich interessiert, würde ich auch dorthin gehen.
5. Thomas Altenhöfer (64) aus Würzburg: "Es gibt schon genug Vorschriften"
Ich bin gegen das Tanzverbot an Karfreitag. Jeder kann das für sich selbst entscheiden, aber in der heutigen Zeit muss man die Leute nicht einschränken, man bekommt schon sonst überall Vorschriften - gerade im kirchlichen Bereich.
Die "Heidenspaßparty" finde ich in Ordnung, ich frage mich aber, ob man sich zwanghaft eine Nische suchen muss, um eine Veranstaltung stattfinden zu lassen. Anderen Tanzlokalen gegenüber ist das ungerecht.
6. Carina Lenzen (61) aus Würzburg: "Die "Heidenspaßparty" zu genehmigen, ist fragwürdig"
Ich finde, das Tanzverbot ist zeitgemäß. Es ist aus einer christlichen Tradition entstanden, wie der Feiertag Karfreitag selbst. Und ich finde es nicht schlüssig, wenn Leute es genießen, dass sie an dem Feiertag nicht arbeiten müssen, sich aber nicht für den Hintergrund interessieren.
Dass man als junger Mensch keinen Bezug dazu hat, weil man weniger in die Kirche geht, kann ich aber verstehen. Ich selbst würde mich als christlich bezeichnen, gehe aber nicht in die Kirche. Für mich ist der Karfreitag eine Tradition, die ich hochhalte. Weniger wegen der Kirche, sondern auch, um zur Ruhe zu kommen.
Wenn die "Heidenspaßparty" unbedingt gebraucht wird und sich niemand dadurch belästigt fühlt, kann das gerne gemacht werden. Generell finde ich es aber fragwürdig, eine solche Veranstaltung zu nehmen, die nicht zu diesem Feiertag passt. Solange sich aber keine Anwohner gestört fühlen und das in einem geschlossenen Rahmen stattfindet, von mir aus.
7. Leonie Pfarr (19) aus Leinach: "Die Kirche braucht eine Erneuerung"
Ich finde das Tanzverbot an Karfreitag nicht mehr zeitgemäß. Die Kirche selbst ist sehr veraltet und braucht eine Erneuerung. Das Tanzverbot betrifft alle, auch, wenn man nicht christlichen Glaubens ist. Es wird also auch Leuten aufgezwungen, die eigentlich nichts damit zu tun haben. Im Umkehrschluss auf andere Religionen fasten Menschen, die keine Muslime sind, ja auch nicht zu Ramadan.
Die "Heidenspaßparty" finde ich gut. Dadurch kann man seinen Protest gegen das Tanzverbot ausdrücken. Ich würde da hin gehen.
8. Julia Sicorello (35) aus Würzburg: "Ich war früher an Karfreitag auch unterwegs"
Das Tanzverbot ist meiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäß, Kirche hin oder her. Man könnte einen Kompromiss machen, indem erst ab beispielsweise 3 Uhr Schluss ist und nicht bereits um Mitternacht. Ich finde allein das Wort "Tanzverbot" nicht zeitgemäß.
In Bezug auf die "Heidenspaßparty" denke ich, dass die Kirche sehr schnell etwas als Provokation ansieht, deswegen sollte man das einfach machen. In der Posthalle werden auch keine Anwohner oder Ähnliches gestört. Ich selbst war früher an Karfreitag immer irgendwie unterwegs, auch, wenn alles geschlossen war.
9. Jakob Sessler (26) aus Hettstadt: "Man sollte auf jeden Fall feiern gehen"
Ich finde das Tanzverbot nicht gut. Man sollte auf jeden Fall feiern gehen, wenn man möchte, wir sind schließlich jung. Von einem Verbot sollte man sich nicht einschränken lassen.
Zur "Heidenspaßparty" sollte jeder, der möchte, hingehen und sich das anschauen. Man kann Musik hören und mit Leuten zusammen sein, das ist eine gute Veranstaltung.
10. Eva Hüttner (42) aus Nürnberg: "Ein Tanzverbot ist nicht der richtige Weg"
Grundsätzlich sollte man sich darüber Gedanken machen, ob es gut ist, wie die christlichen Werte in Deutschland vermittelt werden. Die katholische Kirche hat selbst viele Anhänger verloren und gibt ein schlechtes Bild ab. Grundsätzlich sollte man den christlichen Glauben stärken, ein Tanzverbot ist aber nicht der richtige Weg. Jeder sollte sich ausleben können, wie er möchte, so lange er niemanden einschränkt. Man sollte sich gegenseitig akzeptieren und respektieren.
Ich frage mich aber, ob Veranstaltungen wie die "Heidenspaßparty" zwanghaft an Karfreitag stattfinden müssen.
Es kommt auch nicht als Geschenk vom Privatkonto des Arbeitgebers – sondern es wird aus dem Ertrag der Arbeitsleistung ALLER Arbeitnehmer (vollkommen unabhängig von Konfession und individueller Gottesfürchtigkeit) finanziert.
Allein die Idee, den Anspruch auf einen Feiertag mit einem religiösen Hintergrund von der (zahlungspflichtigen) Mitgliedschaft in einer Kirchengemeinde abhängig machen zu wollen, ist grotesk …
Was für eine blödsinnige Diskussion – und alles nur, weil die selbsternannten „Vorzeigechristen“ zu keinerlei Toleranz gegenüber Andersdenkenden fähig sind.
Niemand schreibt einem Christen vor, wie er diese Feiertage zu begehen hat – weshalb kann das umgekehrt nicht einfach genauso laufen?
Ist es nicht langsam wirklich mal genug mit dem klerikalen Dogmatismus?
Als ob das eine zwingend etwas mit dem anderen zu tun hätte.
Was Jesus von der „christlichen“ Kirche, ihrer Geschichte, ihren angehäuften Reichtümern und ihren aktuellen Positionen zu vielen Themen halten würde – es würde mich wirklich brennend interessieren.
Wie blind muss man eigentlich sein, um nicht erkennen zu können, dass die Kirche (und die katholische im Besonderen) mit dem, wofür Jesus gelebt hat, nicht allzu viel anfangen kann?
Davon abgesehen ist die Argumentation von den "geschenkten" Feiertagen der Gläubigen an alle "Ungläubigen" so was von hohl, das geht ja auf keine Kuhhaut.
Sämtliche Pflegeeinrichtungen vom Kindergarten bis zum Krankenhaus unter kirchlicher Trägerschaft werden zum überwiegenden Teil von der öffentlichen Hand (also allen Steuerzahlern) finanziert, ebenso wie die Gehälter sämtlicher Bischöfe usw.
Und eben nicht aus der Kirchensteuer!
Jeder der morgen ernsthaft"trauern" will um Jesus, darf das doch gerne tun, niemand wird daran gehindert oder zur Fröhlichkeit genötigt.
Eine Demo/Party am Hauptbahnhof tritt doch niemanden zu nahe.Sogar die Würzburger Kirchen sehen das ziemlich gelassen, warum wird hier so ein Gezeter gemacht?
Eventuell sollte sich die Kirche zu einigen Themen wie Feiertage etc… einige Gedanken machen.
Ich tanke für morgen schonmal Rasenmäher und Motorsäge auf. Irgendwann muss ich ja den Garten wieder in Schuss bringen. 🤷♂️
Oder doch den Respekt, den die Kirchen den Tätern aus ihren Reihen entgegenbringt?
Ich verstehe es leider nicht.