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Würzburg
Stellenabbau an der Universität Würzburg: Studierende gehen auf die Straße und schreiben dem Minister
Weil die Uni vom Freistaat weniger Geld über ein Ausbauprogramm bekommt, soll Personal abgebaut werden. Groß ist darüber der Frust bei Betroffenen und Studierenden.
Machten am Donnerstag ihrem Unmut über die geplanten Kürzungen Luft: Rund 200 Studierende zogen protestierend durch Würzburg zur Neuen Uni am Sanderring.
Foto: Johannes Kiefer | Machten am Donnerstag ihrem Unmut über die geplanten Kürzungen Luft: Rund 200 Studierende zogen protestierend durch Würzburg zur Neuen Uni am Sanderring.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:38 Uhr

Rund 200 Studierende haben nach Polizeiangaben am Donnerstag in Würzburg gegen den angekündigten Stellenabbau an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) demonstriert. Mit Trillerpfeifen und Sprechchören zogen sie vom Wittelsbacherplatz bis zur Neuen Uni am Sanderring. Dort fand eine Kundgebung statt, bei der massive Kritik an den Streichungen laut wurde.

Wie berichtet, sieht sich die Universität Würzburg in den nächsten Jahren zur Einsparung von rechnerisch 56 befristeten Stellen aus einem Ausbauprogramm von Bund und Ländern veranlasst. Hintergrund: Die Mittel aus dem Programm, das vor allem die Lehre stärken sollte, werden bayernweit nach neuen Kriterien verteilt.

Uni Würzburg verliert Mittel – andere Hochschulen bekommen mehr

Die JMU muss im Vergleich zu anderen bayerischen Hochschulen besonders bluten. Sie hatte über die Jahre von dem Ausbau profitiert, weil sie bei den Studienanfängern ordentlich zulegen konnte. Nun aber zählen vor allem Regelstudienzeit und Abschlüsse. Vor diesem Hintergrund gehen der Uni für das kommende Jahr 1,1 Millionen Euro verloren – ein Minus von rund vier Prozent bei den Ausbaumitteln.

Auch in den Folgejahren wird voraussichtlich Geld fehlen, als Konsequenz lässt die Uni Stellen auslaufen. Es handelt sich um 56 Vollzeitkontingente. Weil viele in Teilzeit arbeiten, dürften weit mehr wissenschaftliche Mitarbeitende betroffen sein. Groß ist die Befürchtung, dass sich dadurch die Studienbedingungen verschlechtern: überfüllte Hörsäle, ausfallende Seminare, keine Betreuung von Abschlussarbeiten und verschärfte NCs. Denn das Lehrpersonal wird recht kurzfristig abgebaut, während der Zuwachs an Studierenden zunächst bleibt.

Hauptleidtragende sind die Fakultät für Humanwissenschaften und die philosophische Fakultät – und damit zwei Bereiche, die wesentliche Teile der Lehramtsausbildung stemmen. Auch deshalb appellieren die Studierendenvertretung, Fachschaften, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und weitere Unterstützer in einem Offenen Brief an Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU), den Stellenabbau und Befristungen zu stoppen und für mehr Transparenz und eine bessere Grundfinanzierung der Hochschulen zu sorgen. Dazu wurde eine Online-Petition gestartet, die sich direkt an den Minister richtet.

"An den Grund- und Mittelschulen herrscht schon jetzt eklatante Personalnot", kritisiert die unterfränkische GEW-Vorsitzende Monika Hartl gegenüber der Redaktion. Es drohten immer größere Klassen und der weitere Verlust von Unterrichts- und Förderstunden. "Wo sollen mehr Lehrkräfte ausgebildet werden, wenn an den Unis die Stellen gestrichen werden?", fragt Hartl vorwurfsvoll.

Lautstarker Protest gegen die Kürzung der Ausbaumittel: Auf ihrer Route zur Neuen Uni zogen die Demonstrierenden auch an der Residenz vorbei.
Foto: Johannes Kiefer | Lautstarker Protest gegen die Kürzung der Ausbaumittel: Auf ihrer Route zur Neuen Uni zogen die Demonstrierenden auch an der Residenz vorbei.

Mit Plakaten wie "Gute Bildung gibt es nicht im Sonderangebot" oder "Mehr Lehre statt Leere" zogen die Demonstrierenden durch die Stadt. Zum Protest aufgerufen hatten Studierendenvertretung und GEW. Henry Mörtl, Uni-Senator und Mitglied im Sprecherinnen- und Sprecherrat, forderte die weitere Besetzung aller betroffenen Stellen und mehr Transparenz: Das Verfahren bei dem Personalabbau sei völlig undurchsichtig.

Erste Stellen wurden bereits zum Wintersemester gekürzt, was laut Sprecherrätin Clara Betsch schon spürbar sei. "Und die Engpässe werden noch stark zunehmen."

Kritik an "Befristungsunwesen und prekären Beschäftigungsverhältnissen"

Bei der Kundgebung vor der Neuen Uni verurteilte GEW-Vertreter Benedikt Seger die Kürzung der Gelder und den Stellenabbau als "Schlag in die Magengrube". Als wissenschaftlicher Mitarbeiter ist der promovierte Psychologe auch selbst von den Streichungen betroffen. Man habe die Zielvereinbarungen, an die die Ausbaumittel geknüpft sind, übererfüllt und noch mehr Studierende aufgenommen. "Wo bleibt die Anerkennung für das, was wir hier geleistet haben?" Allgemein kritisierte Seger das "Befristungsunwesen und die prekären Beschäftigungsverhältnisse" an den Hochschulen.

Und der Wissenschaftsminister? Markus Blume verwies gegenüber der Redaktion lediglich auf seine Aussagen vom Oktober. Damals begründete er die Neuverteilung der Gelder mit Forderungen des Obersten Rechnungshofes. Außerdem stehe die Universität Würzburg bei den Investitionen aus dem Ausbauprogramm immer noch an zweiter Stelle.

 
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  • W. F.
    Im Bild sehe ich nur Demonstrierende und keine Studierenden!
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  • R. F.
    Ich sehe viele, gut gelaunte, junge Menschen die schmunzeln und lachen... scheint Spass zu machen so eine Demo. Worum gings nochmal ?
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  • K. F.
    ich finde - wenn es halb so viele Studenten gäbe und sich mehr junge Leute für einen handwerklichen Beruf, egal ob Bäcker, Metzger usw. engagieren würden, wäre dies auch nicht falsch oder? Schön brav die Unibank bis 25 drücken ....
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  • W. L.
    In einer Zeit, in der an den Schulen der Unterricht ausfällt, da es gar nicht genügend Lehrerinnen und Lehrer gibt, ist es völlig waghalsig, massenweise Stellen in der Lehramtsausbildung an der Universität zu streichen. Junge Menschen haben das Recht auf eine qualitativ hochwertige Bildung. Die Betreuungsquote ist bereits jetzt schlecht. An dieser Stelle weiter zu kürzen legt die Axt an die Zukunft unserer Gesellschaft.
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  • A. H.
    ... das Recht, o.k. ABER was ist mit den Pflichten? davon wird mal wieder nicht gesprochen!
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  • H. E.
    Wissen die Demonstranten für was sie da demonstrieren? diese Plakate sind unterirdisch und die Sprache ähnelt der vom DGB im Wahlkampf!
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  • B. S.
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  • R. B.
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  • E. W.
    In Zeiten wie diesen muss an vielen Stellen gespart werden. Es darf da keine Denkverbote und Sinekuren geben.

    Mit immer mehr Schuldenmachen und "Gelddrucken" lassen sich die heutigen Herausforderungen nicht auf Dauer meistern. Wir müssen sparen und Ausgaben zurückfahren oder wir riskieren weit mehr als ein paar wegfallende Stellen.
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  • L. S.
    "Studierende" sitzen im Hörsaal, in der Bücherei oder sind sonst wo beim Lernen. Studenten können auch demonstrieren. Wer die deutschen Sprachregeln beherrscht, erkennt an diesem Beispiel den ganze Lächerlichkeit des Gendersprech. Die Mainpost als Medium mit journalistischen Anspruch sollte sich an Sprachstandarts halten.
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  • W. L.
    Gemäß den deutschen Sprachstandards hätten Sie eigentlich "die ganze Lächerlichkeit", "mit journalistischem Anspruch" und "Sprachstandards" schreiben müssen. Wer im Glashaus sitzt, sollte wohl lieber nicht mit Steinen werfen.
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  • L. S.
    Da haben Sie recht. Ich bin aber auch kein Journalist. Manchmal entwickelt die Ortographie-Automatik leider ein Eigenleben. Trotzdem stehe ich zu meiner Meinung.
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  • W. L.
    Und schon wieder Rechtschreibfehler in Ihrem Beitrag. Sie sind ein tolles Beispiel dafür, wie wichtig gute Bildung ist.
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  • D. K.
    Es gibt außer „Schuldenmachen und Gelddrucken“ eine weit bessere Möglichkeit.

    Wie Sie schon sagen: „Keine Denkverbote“!

    Wenn man an Investitionen für die Zukunft spart hat man bald keine Zukunft mehr.
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  • G. B.
    Geht es denen um die Lehre (wie aus den Pappdeckel-Schildern hervor geht) oder um die eigene Verdienstmöglichkeit?
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  • A. H.
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  • A. H.
    wohl vorwiegend um zweiteres.....
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  • A. H.
    Dublette.
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  • R. D.
    Es geht nach Regelstudienzeit und Abschlüssen. Also beides Dinge, die die Studenten selbst im Griff und in ihrer Verantwortung haben. Weniger demonstrieren, sich mehr aufs Studium konzentrieren.
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