zurück
Würzburg/Premich
Statt zu tricksen: Einzelhändler wollen endlich Öffnung für alle
Der Lockdown ist bitter für viele Fachhändler in Bayern. Mit legalen Tricks versuchen manche, die Beschränkungen zu umgehen. Was der Verband jetzt von der Politik fordert.
Wegen des Lockdowns bleiben viele Einzelhandelsgeschäfte wohl noch länger geschlossen.
Foto: SymbolArne Dedert, dpa | Wegen des Lockdowns bleiben viele Einzelhandelsgeschäfte wohl noch länger geschlossen.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 09.02.2024 05:35 Uhr

"Sperrt endlich wieder die Geschäfte auf", fordert der Einzelhandelsverband in Bayern. Doch die Aussichten, dass Baumärkte, Boutiquen oder Spielwarenläden bald schon wieder unter Hygieneauflagen öffnen dürfen, sind gering. "Erst einmal müssen die Corona-Zahlen deutlich sinken", sagt Sandro Kirchner. Der CSU-Abgeordnete aus Premich (Lkr. Bad Kissingen) ist Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses des Landtags. Er macht den vielen genervten Kaufleuten in der Region wenig Hoffnung. Mit Blick auch auf die Mutationen sagt Kirchner, "eine voreilige Öffnung" könne sich als "Bärendienst" für den Handel erweisen. Denn falls die Zahl der Ansteckungen wieder steige, müsse man dann womöglich erneut die Geschäfte schließen.

Volker Wedde, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes in Unterfranken, äußert die Enttäuschung vieler Ladenbesitzer. Angesichts sinkender Infektionszahlen vermisse man einen "Fahrplan Richtung Normalität". Die Läden nun zu öffnen, würde ja nicht bedeuten, alle Regeln auszusetzen. Selbstverständlich werde man sich an Quadratmeter-Beschränkungen und Maskenpflicht halten, so Wedde. "Salbungsvolle Worte" aber seien zu wenig, zumal auch die finanziellen Überbrückungshilfen nicht so fließen wie versprochen. Immer mehr Händler müssten ihre Rücklagen fürs Alter angreifen, um die Miete für ihr Geschäft zu bezahlen. 

Der Frust macht erfinderisch

Zur fehlenden Öffnungsperspektive kommen "Wettbewerbsverzerrungen", wie Wedde sagt. So dürfen Supermärkte und Discounter neben Lebensmitteln auch Haushaltswaren und Textilien als Nebensortiment mit anbieten. Nach einem Gerichtsentscheid erlaubt die Staatsregierung zudem jetzt auch Drogeriemärkten wie Müller, ihre zunächst geschlossenen Spielzeug- und Haushaltswarenabteilungen wieder zu öffnen.

Der Frust indes macht einige Händler erfinderisch. So hat Sabine Wolfinger ihr Geschäft "Spielzeugwiese" in der Würzburger Innenstadt kurzerhand vom Spielzeugladen in einen "Baby-Fachmarkt" umgewidmet. Ein solcher darf nämlich öffnen. Sie habe im Großhandel verstärkt Säuglingsbedarf geordert, so dass dieses Angebot die Spielwaren nun überwiege, erläutert Wolfinger. Ein schlechtes Gewissen habe sie dabei nicht. Sie müsse selbst sehen, wie sie wirtschaftlich überlebe, sagt die Geschäftsfrau. Das städtische Ordnungsamt habe die Aktion als legal bestätigt.

Plüschtiere nur noch als 'Nebensache': Die Würzburger Geschäftsfrau Sabine Wolfinger hat ihr Spielwarengeschäft in einen Baby-Fachmarkt umgewidmet.
Foto: Herbert Kriener | Plüschtiere nur noch als "Nebensache": Die Würzburger Geschäftsfrau Sabine Wolfinger hat ihr Spielwarengeschäft in einen Baby-Fachmarkt umgewidmet.

Mitbewerber wie Rainer Lingg vom Würzburger Spielzeugladen "Hampelmann" stößt der Trick hingegen sauer auf. Gerade von einer CSU-Stadträtin wie Wolfinger habe er sich mehr Solidarität mit der Gesundheitspolitik der Staatsregierung und mit den übrigen Fachhändlern erwartet. Lingg fragt in Richtung der Kollegin: "Muss man wirklich immer alle rechtlichen Maßnahmen ausschöpfen, um einen vermeintlichen Vorteil zu erzielen?"

CSU und FW gegen FDP-Antrag

Trickreich versucht derweil auch manch ein Politiker, die Proteste des Handels für sich zu nutzen. So forderten die Freien Wähler (FW)  im Landtag bereits vor einer Woche, den Fachhandel endlich komplett wieder zu öffnen. FW-Chef und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger schloss sich der Forderung nach einer Öffnungsperspektive am Montag in einem Interview an.

Als die FDP im Parlament vergangene Woche in einem Dringlichkeitsantrag die CSU/FW-Regierung aufgefordert hatte, dem Handel endlich genau diese Perspektive aufzuzeigen, stimmten die Abgeordneten beider Koalitionsfraktionen jedoch klar mit Nein. Auch Wirtschaftsminister Aiwanger habe im bayerischen Kabinett alle Lockdown-Beschränkungen mitgetragen, unterstreicht CSU-Wirtschaftsexperte Kirchner. 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Schweinfurt
Premich
Michael Czygan
CSU
Coronavirus
Einzelhandelsverbände
Einzelhändler
FDP
Fachhandel
Freie Wähler
Geschäftsleute
Großhandel
Hubert Aiwanger
Händler
Kaufleute
Landtage der deutschen Bundesländer
Ordnungsämter
Parlamente und Volksvertretungen
Sabine Wolfinger
Sandro Kirchner
Volker Wedde
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • R. A.
    Es ist wie immer mit dem Deutschen Michel. Er lässt sich alles gefallen und fühlt sich wohl dabei. Seine Komfortzone ist unerrreicht.
    Die ganze Corona Geschichte ist entglitten, jeder selbsternannte Experte mault was in die Öffentlichkeit und die Politik dreht sich wie ein Fähnchen im Wind. Das Land und seine Wirtschaft wird für sogenannte Inzidenzien geopfert, die weder nachvollziehbar sind noch realitätsnah bewertet werden können. Alles ist sehr viel Spekulation.
    Man muss endlich umschwenken und diesen lichtscheuen, neonlampenverwöhnten Wissenschaftlern auch mal klarmachen, dass das Geld nicht von Verboten herkommt.
    Wenn ich die Impfstrategie sehe, könnt ich ....
    Die Verbote gehen mir langsam am verlängerten Rücken entlang.
    Unser Baumarkt des Vertrauens hat eine Ausführungsverordnung für Gewerbetreibendie grenzt an Nötigung und Diktatur. Hatten wir alles schon mal.
    Macht endlich das Öffenliche Leben wieder halbwegs zu dem, was es sein könnte.
    Alle wollen helfen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. R.
    So langsam reicht es ... ich denke nicht, dass es in einem Baumarkt schlimmer zugehen würde, wie in einem Supermarkt.
    In unserer Familie steht z. B. ein Umzug an ... keine Chance ein paar Umzugskartons, Schrauben, Farbe, Möbel etc. zu erwerben, da die Baumärkte, Ikea etc. geschlossen haben.
    Selbst benötigte Kleinteil (Badezimmerschrank Regal rausgebrochen) für Reparaturen konnte ich nur überteuert online kaufen.
    Die Ansteckungen passieren nicht in den Geschäften (wie auch? Masken, Abstand, Desinfektion...) sondern nach wie vor im privaten Bereich... das selbe gilt für Schulen ... macht endlich auf!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. K.
    @markus77
    lassen Sie die Kirche mal im Dorf.
    bei den Baumärkten kann man ja auch click&collect nutzen oder ggf. telefonisch bestellen und dann abholen.
    An Umzugskartons, Farbe etc. kommt man also durchaus fast normal ran.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. K.
    Baumärkte haben online die gleichen Preise. Wenn man nicht click&collect nutzt kommen eben noch Versandkosten dazu, wobei das auch billiger als eine Fahrt zum Baumarkt sein könnte.
    Mit eine wenig Suchen findet man im Versandhandel i.d.R. günstigere Preise.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. B.
    Sie könne sogar telefonisch bei Globus in Schweinfurt ihre Bestellung aufgegeben und dann ca. 3 Stunden später abholen oder liefern lassen.
    Alles kein Problem.
    Ein richtiger Lockdown kommt erst noch. Unsere Politiker lassen sich heute wahrscheinlich von der Stimmung mancher Lobbyisten beeinflussen und beschließen gefährliche und unverantwortliche Lockerungen.
    Diese werden dann in ein paar Wochen zu einem richtigen Lockdown führen ohne Sport im Freien oder einem Spaziergang.
    Was wir im Moment haben ist ein Lockdownchen.
    Hätten alle Landesfürsten den Mumm wie Herr Söder dann wäre wahrscheinlich das Schlimmste schon vorbei.
    Aber jeder hat ja Angst Wählerstimmen zu verlieren.
    Man hätte gleich Mitte November einen richtigen Lockdown fahren müssen.
    Asiatische Länder oder auch Australien machten es vor, mit Erfolg.
    Aber der deutsche Michel lässt sich ja nicht "einsperren ", wäre ja noch schöner. (Ironie)
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. F.
    was ich nicht verstehe: drogermarkt müller hat alle stockwerke offen, bietet nicht nur drogerieware an,
    von druckerbedarf bis zum küchenartikel einfach alles dabei. nebenan der kaufhof, ähnliches sortiment,
    da darf noch nicht einmal das lebensmittelgeschäft in der "tiefgarage" aufmachen. verkehrte welt, oder?
    ebenso sind die cafes alle geschlossen, bzw. nur zum mitnehmen in den bäckereien, aber ein pralinenfachladen neben dem cafe am dom hat offen?? real, expert, mediamarkt verkaufen über vorbestellung aber bei c&a oder wohlworth darf niemand einkaufen ?? schulen bleiben geschlossen, kindern haben z. t. schon schwerwiegende psychische probleme, lehrer arbeitsstundentag von 8.00 bis 18.oo oder noch länger, da ja vormittags der homeofice unterricht stattfindet, am nachmittag sind dann noch korekturarbeiten. eine bekannte von mir ist
    lehrerin mit 2 schulfächern, 14 klassen a 30 schüler .... bedeutet einen haufen überstunden ! was sagt hier die
    regierung ... weiter so?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. F.
    ne lieber Franke, nicht wählen ist das falscheste und auch keine Lösung. Es gibt doch genügend kleine Parteien auf den Wahlzetteln, die keinen Schaden anrichten können.
    Ich hab auch die letzten 30 Jahre die großen Parteien gewählt, diesmal aber bestimmt
    nicht, mache eine Art "Würfelspiel" was außerhalb der Bundestagsparteien liegt. Wer
    dann die höchste Zahl hat, der bekommt das Kreuzchen. Auch eine Möglichkeit. Vielleicht merken unsere Dame und die Möchtegern-Kanzlerkandidaten, vor allem der aus Bayern,
    dass die Bürger doch nicht lauter kleine brave Kinderlein sind!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. S.
    Ich wähle die großen Parteien nicht nur nicht mehr sondern werde mein Wahlverhalten konkret danach ausrichten, wie ich für diese Parteien größtmöglichen Schaden verursachen kann.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. K.
    Wir haben einen Hinweis zu Ihrem Kommentar: Kommentare können von uns nachträglich nicht bearbeitet werden. Im Zweifelsfall einfach den korrigierten Kommentar erneut abgeben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. S.
    Ekelhaft was momentan geschieht in der Politik... egal ob CDU/CSU, SPD, Grüne, FDP, Freie Wähler, Linke, AfD und Konsorten.

    Sie alle haben in den lezten Monaten bewiesen, dass ihr politisches Mandat sie möglicherweise vor dem Gang zum Arbeitsamt bewahrt.

    Ich werden zukünftig auf das Wählen verzichten - obwohl ich in den letzten knapp 30 Jahren keine einzige Wahl verpasst habe und immer die Meinung vertreten hatte das "Wählen eine Bürgerpflicht" ist. Corona und der poltische Umgang damit hat mich eines besseren gelehrt.

    Am besten man verlässt sich nur noch auf sich selbst, wer sich auf die Politik verlässt ist verlassen.

    Und ich bin wahrlich kein Corona-Leugner oder jemand der alle Maßnahmen in Frage stellt. Allerdings zeigt es sich, dass die Politiker dieser lt. eigenen Aussagen größten Krise seit dem 2. Weltkrieg in absolut keinster Weise gewachsen sind.

    Ich wünsche allen Einzelhändlern alles Gute für die Zukunft! - auf die Politik können sie sich jedenfalls nicht verlassen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten