
Die "Höchberger Frühschöppler" treffen sich jeden Sonntag vor dem Mittagessen zu einem gemeinsamen Frühschoppen. Gegründet oder besser entstanden ist der Stammtisch aus einer Wette heraus.
Wie so oft im Leben kann man einen Stammtisch nämlich nicht planen, es hat sich eben ergeben, berichtet Karl Weidner am runden Tisch im Stammlokal Goldener Adler. Er ist seit vielen Jahren der Motor und Organisator des Stammtisches. "Es ist eine eiserne Regel, dass wir uns sonntags um zehn Uhr zusammensetzen und um zwölf auseinandergehen". Der 89-jährige ehemalige Modellschreiner kümmert sich seit 1980 um den Stammtisch, vorher hatte dieses Amt Hans Dehn übernommen.
Anfangs war man eine Männergesellschaft von 22 Personen. "Mehr ging nicht, weil der Platz im Wirtshaus sonst nicht gereicht hätte", erläutert Gerd Nunn, mit 78 Jahren das jüngste Mitglied des Stammtisches. Das hat sich im Laufe der Jahre geändert, denn viele sind mittlerweile schon gestorben und junge Leute hätten kein Interesse an einem geregelten Stammtischleben.
"Als der Stammtisch gegründet wurde, waren wir alle junge Männer", weiß Werner Lother. Zusammen mit den anderen Stammtischbrüdern Ludwig Fleischmann und Norbert Seubert bedauert man ein wenig die alten Zeiten, hat aber auch viel zu berichten aus der Vergangenheit und der Gegenwart.
Gesprächsthemen gibt es viele für die rüstigen Höchberger Rentner
Gesprächsthemen gibt es viele für die rüstigen Rentner, wobei nie im großen Stil politisiert wird. Und das, obwohl mit Werner Hillecke und Peter Stichler auch zwei ehemalige Bürgermeister mit am Stammtisch saßen und einige Mitglieder als Gemeinderat die Geschicke Höchbergs mitbestimmten. "Politik war uns nie wichtig, jedenfalls am Stammtisch", ergänzt dazu Ludwig Fleischmann.
Der ehemalige Kundendienstmonteur einer großen Würzburger Brauerei kann sich auch noch gut an die vielen Faschingsveranstaltungen erinnern, die von den Frühschöpplern im Saal des Goldenen Adlers veranstaltet wurden. Da wurde dann auch mal bis nach zwölf Uhr gefeiert. Schließlich gelten in der fünften Jahreszeit andere Gesetze. "Und außerdem waren da unsere Frauen immer mit dabei", ergänzt Karl Weidner.

Alle Stammtischbrüder sind sehr bewandert in der Höchberger Geschichte
Er ist ein wandelndes Lexikon zu allen Fragen über Höchberg und seine Geschichte. Alles steht daheim in Ordnern gut aufgehoben im Regal. Das meiste Wissen jedoch hat er in seinem Kopf. Wie hieß nochmal der Josef mit Nachnamen und aus welchem Haus stammt er oder was stand da früher für ein Gebäude, wo heute der Marktplatz ist. All das hat Karl Weidner parat, doch auch die anderen Stammtischbrüder sind sehr bewandert in der Höchberger Geschichte.
Hin und wieder kommt es allerdings auch zum Streitgespräch, wenn man sich nicht einigen kann, wann ein Gebäude gebaut wurde oder wie die Familienverhältnisse sind. Doch es wird nie bösartig. Spätestens, wenn das nächste Bier auf den Tisch kommt, herrscht wieder Frieden.
Legendär waren die Ausflugsfahrten, meist über mehrere Tage
Legendär waren die Ausflugsfahrten, meist über mehrere Tage. Übernachtet wurde in Bundeswehrkasernen, ein Stammtischbruder arbeitete beim Fahrdienst in Veitshöchheim und so kam man viel herum. Die Wurst hatte immer der Wirt vom "Schunkele" (Norbert Seubert) mit dabei, das Brot kam in großen Laiben aus Bad Windsheim, die Hugo Scheder und seine Frau Lotte mitbrachten.
Das ist heute undenkbar, war in den 80er Jahren gelebte Realität, erinnert sich Gerd Nunn. Auch hier nahm man die Frauen mit. Die gründeten übrigens ihren eigenen Stammtisch, sie trafen sich einmal im Monat.
Entstanden ist der Höchberger Stammtisch aus einer Wette
Entstanden ist der Stammtisch aus einer Wette, als es Probealarm gab und ein junger Stammtischbruder schnell nach Hause musste, um sich umzuziehen in seine Bundeswehrkluft. Gewettet wurde, dass er es nicht in 20 Minuten schafft, in voller Montur wieder bei den Männern im Wirtshaus zu sein. Es ging um eine Maß Bier. Er schaffte es natürlich und konnte die Maß trinken. Daraus entwickelte sich der Stammtisch, denn Trinken konnten die Männer schon immer gut.
Aber nicht nur das, auch an den Feierlichkeiten in der Gemeinde waren sie gerne aktiv. Unvergessen sind noch der "Heiße Weiße", den sie 1998 bei der 1250-Jahrfeier der Marktgemeinde verkauften oder die Teilnahme an den Faschingszügen und die Aktivitäten bei der Kirchweih.
Keiner der fünf Höchberger Stammtischbrüder ist jünger als 78
Das alles geht nun immer schlechter, denn keiner der Stammtischbrüder ist jünger als 78. Der älteste sogar 90 Jahre. Doch was in Höchberg passiert, das wissen sie genau. "Ich bin stolz, dass wir den Stammtisch so lange aufrechterhalten haben", sagt Karl Weidner zum Abschluss des Gespräches mit dieser Redaktion. Und dann machen sich die fünf Männer wieder auf den Heimweg. Es läutet schon zwölf Uhr. Tradition bleibt Tradition.