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Würzburg
Stadtratswahl in Würzburg: Was junge Kandidaten bewegt
Zum 15. März wollen viele junge Kandidaten im Würzburger Stadtrat für frischen Wind sorgen. Diese Redaktion hat bei ihnen nachgefragt: Was wollen sie anders machen?
'Mehr als nur freitags auf die Straße zu gehen': Konstantin Mack (Grüne) und andere Kandidaten unter 30 wollen bei der Würzburger Stadtratswahl 2020 zeigen, dass sich junge Menschen auch für Kommunalpolitik interessieren.
Foto: Daniel Peter | "Mehr als nur freitags auf die Straße zu gehen": Konstantin Mack (Grüne) und andere Kandidaten unter 30 wollen bei der Würzburger Stadtratswahl 2020 zeigen, dass sich junge Menschen auch für Kommunalpolitik ...
Lukas Hellmuth
 und  Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:32 Uhr

Am 15. März wählt Würzburg einen neuen Stadtrat und die Kandidatenlisten der Parteien sind gefühlt so jung wie noch nie. Auf den ersten 20 Listenplätzen finden sich bei den meisten Parteien sogar mehrere Kandidaten unter 30. So befinden sich bei der Linken drei, bei den Grünen sogar vier jüngere Kandidaten allein auf den ersten zehn Plätzen. Aber auch CSU, SPD und FDP können hier mit mindestens einem Kandidaten mithalten.

  • Alles zum Thema Kommunalwahl in Würzburg finden Sie hier
Konstantin Mack, Listenplatz 4 der Grünen
Foto: Indra Anders | Konstantin Mack, Listenplatz 4 der Grünen

Nach der letzten Wahl war der Würzburger Durchschnitts-Stadtrat 54,6 Jahre alt. Diesen Wert können alle Parteien mit ihren Listen unterbieten. So hat die jüngste Liste die Würzburger Linke, deren 50 Kandidaten durchschnittlich 41,74 Jahre alt sind. Aber auch die Grünen, SPD, CSU und FDP bewegen sich mit Durchschnitts-Listenalter um die 45 Jahre in der jüngeren Hälfte des Parteispektrums. Alle anderen Parteien schneiden mit 50 bis 54 Jahren ab.

Diese Redaktion hat bei jüngeren Stadtrats-Kandidaten nachgefragt: Was motiviert sie? Was wollen sie anders machen als ältere Kollegen? Die Antworten der Grünen Konstantin Mack (23), Magdalena Laier (22) und Niklas Dehne (26), der CSU-Kandidatin Rena Schimmer (21), des SPD-Kandidaten Andre Fleck (26), sowie des 18-jährigen Tobias Dutta der FDP und des 19-jährigen Dmitry Nekhoroshkov der Linken finden Sie hier.

Rena Schimmer, Listenplatz 5 der CSU
Foto: Daniel Koppe | Rena Schimmer, Listenplatz 5 der CSU

Wieso kandidieren Sie für den Würzburger Stadtrat?

Alle Kandidaten scheinen sich parteiübergreifend einig zu sein: Sie möchten die Stadtpolitik aktiv mitgestalten und der jüngeren Generation eine Stimme geben. Denn "Gehör finden jugendpolitische Ziele nur selten," so Nekhoroshkov (Linke). Auch für Fleck (SPD) kommen "viele Belange der jungen Würzburger zu kurz." Schimmer findet vor allem die rund 35 000 Studenten seien unterrepräsentiert. Auch Dutta stellt klar: "Keiner kennt die Probleme der jungen Menschen besser, als wir selbst."

"Wenn man etwas verändern will, hilft es nicht sich zu beschweren, sondern man muss sich einsetzen"
Rena Schimmer, Listenplatz 5 auf der Stadtratsliste der CSU.
Dmitry Nekhoroshkov, Listenplatz 10 der Linken
Foto: Sebastian Roth | Dmitry Nekhoroshkov, Listenplatz 10 der Linken

Für Laier spielt bei der Motivation auch Umweltpolitik eine Rolle, die junge Generation sei schließlich auch die erste, die direkt von den Folgen des Klimawandels betroffen ist. Für ihre Parteikollegen Mack und Dehne hat sich der Zeitpunkt für die Kandidatur "richtig" angefühlt, beide betonen, dass sie bereits in der Vergangenheit bei der Grünen Jugend aktiv waren. "Wenn man etwas verändern will, hilft es nicht sich zu beschweren, sondern man muss sich einsetzen", erklärt Rena Schimmer.

Was wollen Sie mit dem Mandat bewegen?

Inhaltlich wollen die Kandidaten natürlich verschieden aktiv werden. So stellt Dutta (FDP) klar: "Würzburg muss attraktiv bleiben." Hierbei sei vor allem die Attraktivität für Unternehmen gemeint, beispielsweise durch eine niedrigere Gewerbesteuer. Aber auch ein besseres Miteinander der Generationen sei ihm wichtig. Sowohl er als auch Nekhoroshkov (Linke) fordern ein Jugendparlament für die Stadt.

Fleck (SPD) verspricht "progressive, linksorientierte Politik auf lokaler Ebene," zum Beispiel eine stärkere Position für Wohnungsbaugenossenschaften in Würzburg. Das Thema Wohnen ist ihm besonders wichtig, so auch die Idee eines Wohnheims für Auszubildende. Schimmer (CSU) nennt hier vor allem das gemeinsame Wohnen von Jung und Alt als wichtigen Punkt. Außerdem will sie bei der Digitalisierung des ÖPNV und der Stadtverwaltung Akzente setzen.

Tobias Dutta, Listenplatz 7 der FDP
Foto: Dominik Konrad | Tobias Dutta, Listenplatz 7 der FDP

Bei den Grünen herrscht thematische Einigkeit: Zum Verkehr fordert Dehne weniger Autos und bessere Verhältnisse im ÖPNV in der Stadt. Laier liegen bezahlbarer Wohnraum und soziale Gleichstellung besonders am Herzen. Auch Mack möchte sich hierfür engagieren und zeigen, dass junge, politisch aktive Menschen mehr tun "als nur freitags auf die Straße zu gehen."

Fühlen Sie sich als Kandidat und generell in der Politik ernst genommen?

Vielen der jungen Kandidaten beklagen, dass sie außerhalb ihrer eigenen Partei anders behandlet werden als ältere Bewerber: Sie würden geduzt statt gesiezt, ihre Fähigkeiten angezweifelt. Man stehe unter dem Druck, sich beweisen zu müssen. Alle stellen aber auch klar: sie sind gewillt sich durchzusetzen.

Magdalena Laier, Listenplatz 5 der Grünen
Foto: Indra Anders | Magdalena Laier, Listenplatz 5 der Grünen

Ganz anders sehen das Schimmer und Fleck. Beide fühlen sich voll akzeptiert und ernst genommen. "Wir brauchen junge Leute mit neuen Ideen. Das wurde mir von vielen Seiten bestätigt", erklärt Schimmer.

Was unterscheidet Sie von älteren Kandidaten?

Auch hier sind sich die Kandidaten parteiübergreifend einig. Das Wort, das immer wieder fällt, ist "frisch": Frisches Denken, frische Ideen, frischer Wind. Man könne Themen wie beispielsweise Digitalisierung als jüngerer Mensch ganz anders angehen, so Mack (Grüne). Er kritisiert, dass es zwar viele Studenten gibt in Würzburg, aber keinen einzigen im Stadtrat. Laut Laier (Grüne) ist also klar: "Junge Menschen und ihre Themen sind auf kommunaler Ebene nicht repräsentiert."

Andre Fleck, Listenplatz 8 der SPD
Foto: Kathrin Königl | Andre Fleck, Listenplatz 8 der SPD

Erfahren Sie innerhalb Ihrer Partei denselben Rückhalt wie ältere Kandidaten?

Alle jungen Stadtratskandidaten vermerken, dass sie für die Unterstützung, die sie durch die eigene Partei erfahren, dankbar sind. Diese unterscheide sich auch nicht von der für ihre älteren Mitstreiter. Für die Wahl selbst hoffen sie auf Stimmen der jungen Wähler.

Wie finanzieren Sie Ihren Wahlkampf?

Rena Schimmer, die für ihren Listenplatz bei der CSU 3250 Euro bezahlen musste, hat hierfür und für ihren Wahlkampf private Sponsoren gefunden. Generell findet sie aber: "Geld sollte keine Rolle spielen." Was finanzielle Unterstützung angeht, betonen die Grünen, dass ihre Partei ihren Wahlkampf finanziert. Auch Fleck und Dutta werden zum Großteil von SPD und FDP unterstützt, "ein niedriger dreistelliger Betrag," beziehungsweise "kleinere Dinge" kämen jeweils aus eigener Tasche. Bei den Linken bezuschusst zudem der Jugendverband gezielt junge Kandidaten.

Niklas Dehne, Listenplatz 6 der Grünen
Foto: Indra Anders | Niklas Dehne, Listenplatz 6 der Grünen

Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein in den Stadtrat zu kommen?

Hier kommt für die Kandidaten vor allem der Listenplatz zum Tragen. Die drei Grünen stimmen die Plätze 4, 5 und 6 auf ihrer Liste zuversichtlich, sie hoffen gerade auf die Stimmen der jungen Wähler. Fleck (SPD, Platz 8) ist hoffnungsvoll, aber realistisch: "Der erste Sprung in den Stadtrat ist natürlich schwer. Aber politisches Engagement ist ein Marathon und kein Sprint." Laier betont, worin sich sie und ihre Mitstreiter wie Schimmer (CSU, Platz 5) und Dutta (FDP, Platz 7) einig sind: "Im Endeffekt entscheiden am 15. März die  Würzburger Bürger von Würzburg über die Zukunft der Stadt."

 
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Kommentare
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  • schwabayer
    Gut, wenn sich junge Leute in die Politik einmischen, zur Zeit leider sehr einseitig mit dem Thema Klimaschutz. Blöd finde ich, wenn Jugend gegen Alter ausgespielt werden soll. Wir bewohnen doch den gleichen Planeten.
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  • stefan.behringer@web.de
    Wie sehr die jungen Leute schon aus Aussehen ihrer Parteil zugeordnet werden können! Besonders der FDP-Bubi bedient für mich jedes Klischee der "Besseren-Leute-Partei"
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  • SchmidJosef@t-online.de
    Billiger Spott gegen Kandidierende?
    Namenlos hinter einem Pseudonym verborgen gegen junge Leute lästern, die mit Courage bereit sind, sich als Kandidierende zu exponieren, das geht gar nicht.
    .

    Wer für eine demokratische Partei zur Kommunalwahl antritt, verdient den Respekt aller Demokrat*innen.

    Erst recht gilt das für Menschen, die diesen Mut schon mit jungen Jahren aufbringen.
    Chapeau!
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  • reutjo
    Wer als Ratskandidat wirklich rein will...

    muss für die Briefwahl werben. Am Wahltag in einer engen "Kabine kann man ja nicht mal den grossen Wahlbogen entfalten und viel Zeit zum Lesen mit entsprech- ender Auswahl hat ma.n / frau auch nicht. Da zischelt, raschelt und klappert die war-
    tende Wählerschlange.
    Das führt zu der etwas stumpfsinnigen Listenwahl, weil es schnell gehen soll. Es gibt bequeme Möglichkeiten an die Briefwahlmöglichkeit zu kommen. 14 Tage müssten noch ausreichen, um sich diese Unterlagen zu besorgen. Wenn schon Zukunft, dann die Richtige. Eine die demokratischen Spass macht.

    DAHER BRIEFWAHL zuhause mit Zeit für eine gute Auswahl !! Wir schaffen das....
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  • heiligk@hotmail.com
    Toll, dass man mal was von den jungen Stadtratskanditaten erfährt. Ich hätte mir nur gewünscht, dass man noch mehr Informationen bekommt,. Z.B. was sie sonst im Leben machen, womit sie sich auskennen, ob sie besondere Qualifikationen haben, etc. Ich finde die Information etwas spärlich. Bei den älteren Kanditaten bekommt man ja auch nicht nur das Alter mitgeteilt. Ich finde so wird man den Jungen Bewerbern nicht gerecht. Vielleicht gibt es ja noch die Möglichkeit einen 2. Teil mit mehr Informationen zu bringen.P.S. Mein Kommentar bezieht sich auf weibliche und männliche Kandidaten.
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  • flyarcus@gmx.de
    man kennt sie nicht, deshalb ist es fraglich sie zu wählen...nur weil sie jung sind!
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