Einige Stadtratskandidaten mussten am Montagabend lange bangen und zittern, bis ihr Einzug ins Rathaus feststand. So gab es für den amtierenden Grünen-Stadtrat Michael Gerr, der von Listenplatz 10 aus startete, ein Wettrennen mit seinem Parteikollegen Manfred Dürr, der von Platz 14 kam. Sie kämpften um den neunten Sitz der Grünen im Stadtrat. Am Ende hatte Gerr einen knappen Vorsprung von 39 Stimmen.
Ähnliches Duell bei der CSU: Hier rangen die beiden Neulinge Sabine Wolfinger (Listenplatz 17) und Julia Austria Kock (4) um den 17. Stadtratssitz. Spät am Abend entschied Kock das Rennen für sich: mit 34 Stimmen.
Auch Karl Graf (FDP) musste vorübergehend um seinen Stadtratssitz bangen. Von Platz 2 aus startend, hatte ihm am frühen Abend Ursula Seissiger (Listenplatz 4) vorübergehend seinen Sitz abgenommen. Doch am Ende hatte Graf dann doch 746 Stimmen Vorsprung.
Bei der Linken hatte lange Zeit die bisherige Stadträtin Belinda Brechbilder (Listenplatz 3) ihren Platz im Stadtrat sicher. Doch am Ende wurde sie noch von Sebastian Roth (2) abgefangen. Die Differenz betrug 171 Stimmen. Auch Dagmar Dewald (ÖDP, Platz 2) durfte sich lange als Stadträtin fühlen. Aber letztendlich fing sie Heinz Braun (Platz 3), der sich jetzt Stadtrat nennen darf, noch ab. Sein Vorsprung betrug 123 Stimmen.
Oft wurde von einem Generationenwechsel im Stadtrat gesprochen, doch auch diesmal blieb der weitgehend aus. Lediglich CSU- und SPD-Fraktion verstärkten sich mit neuen jungen Stadtratsmitgliedern. Die vier Neuen bei der SPD haben einen Altersdurchschnitt von 34,7 Jahren. Damit liegt das Durchschnittsalter der zehnköpfigen Fraktion bei 48,2 Jahren, womit die Sozialdemokraten die jüngste Fraktion im Rat stellen.
Zweitjüngste Fraktion ist die CSU. Hier beträgt das Durchschnittsalter der vier neuen Mitglieder genau 40 Jahre. Das Durchschnittsalter der 17 Fraktionsmitglieder liegt bei 52,4 Jahren. Mit einem Durchschnittsalter von 53,6 Jahren liegt die dreiköpfige FWG-Fraktion auf Platz drei, gefolgt von den neun Grünen mit 54 Jahren. Die älteste Fraktion stellen die drei WL-Stadträte mit durchschnittlich 67,3 Jahren. Rechnet man die kleinen Gruppierungen ohne Fraktionsstatus dazu, ist der Durchschnitts-Stadtrat 54,6 Jahre alt. Da aus Datenschutzgründen keine näheren Angaben zur Verfügung standen, wurde für die Berechnung nur Geburtsjahr und nicht Geburtsdatum herangezogen.
Vor der Wahl hat er noch halb ernst, halb scherzhaft geunkt, dass ihm so langsam seine Wähler wegsterben, doch diese Sorge von Stadtrat Erich Felgenhauer war mehr als unbegründet. Mit 27 946 Stimmen katapultierten die Wähler den 73-Jährigen von Platz 20 der CSU-Liste auf Rang zwei. Seit 1966 sitzt Felgenhauer im Stadtrat und war schon bei den vergangenen Wahlen stets ein Stimmenmagnet.
Übertroffen wurde er nur von seinem Parteikollegen Bürgermeister Adolf Bauer, der mit 30 769 die meisten aller Stimmen einheimste, und von SPD-Frau Marion Schäfer-Blake. Die Bürgermeisterin bekam 29 151 Stimmen. Bauer und Schäfer-Blake starteten von den Plätzen zwei beziehungsweise eins aus.
Dennoch konnten nicht alle Spitzenkandidaten Rang eins halten. Bei der CSU rutschte Christine Bötsch, eventuell neue Fraktionschefin, auf Platz drei ab. Bei den Grünen überholte Matthias Pilz die an eins gesetzte Barbara Lehrieder. Bei der Linken kam Doris Dörnhöfer auf drei.
Absturz auch für den FDP-Spitzenmann Berthold Haustein, der erstmals in den Stadtrat wollte. Der 23-Jährige kam nur auf Rang vier, während Joachim Spatz, Stadtrat seit 1996, sich mit 8218 Stimmen, rund 4700 mehr als Haustein, an die Spitze setzte. Die Neulinge hatten es auch bei der CSU schwer. Bekannte Gesichter wie Willi Dürrnagel oder Sonja Buchberger wurden weit nach vorne gewählt, während mit Judith Jörg die erste Neue erst auf Platz 13 kam.
Anders bei der SPD: Novizin Homaira Mansury kam mit über 24 000 Stimmen auf Rang zwei und überholte auf Anhieb Fraktionsvorsitzenden Alexander Kolbow. Interessant auch am anderen Ende: Bis auf eine Ausnahme wurden alle Letztplatzierten der Listen – meist gleich um mehrere Ränge nach vorne gewählt, was den Status der Kommunalwahl als Persönlichkeitswahl unterstreicht.