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Würzburg
Stadtrat Würzburg: Keine mobilen Luftreinigungsgeräte für Schulen
Trotz der Aufforderung aus München wurde mit deutliche Mehrheit gegen mobile Geräte gestimmt. Warum die Stadt weiter auf den Einbau von fest installierten Lüftungsanlagen setzt.
Der Freistaat und die Bundesregierung fördern mobile Luftfilter in Schulen. Der Würzburger Stadtrat entschied sich gegen einen flächendeckenden Einsatz.   
Foto: dpa/Julian Stratenschulte | Der Freistaat und die Bundesregierung fördern mobile Luftfilter in Schulen. Der Würzburger Stadtrat entschied sich gegen einen flächendeckenden Einsatz.   
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:06 Uhr

Würzburg verzichtet auf die flächendeckende Anschaffung von mobilen Anlagen zur Luftreinigung in seinen Schulen und Kindergärten: Das hat der Stadtrat am Donnerstag mit deutlicher Mehrheit beschlossen. FDP und SPD hatten gefordert, sämtliche Klassenräume im Stadtgebiet so schnell wie möglich mit Luftfilteranlagen auszustatten, um im neuen Schuljahr auf eine vierte Corona-Welle vorbereitet zu sein. Stattdessen werden bei allen Neubauten oder Generalsanierungen fest installierte Anlagen mit Frischluftzufuhr von außen in die Klassenzimmer eingebaut.

Auch die CSU-Fraktion hatte beantragt, die Anschaffung von mobilen Luftfiltern zu prüfen. Die Antwort von Schulbürgermeisterin Judith Jörg (CSU) fiel eindeutig aus: "Wir halten mobile Anlagen nicht für nachhaltig", sagte sie und ließ durchblicken, dass CSU-Chef Markus Söder wegen ihrer Reaktion auf seinen Vorstoß Ende Juni im Moment nicht besonders gut auf sie zu sprechen sein dürfte.

Unerfüllbare Erwartungen bei der Luftreinigung?

Damals hatte der Ministerpräsident die bayerischen Kommunen als Sachaufwandsträger der Schulen öffentlichkeitswirksam aufgefordert, Luftfilter für alle Schulen des Freistaats anzuschaffen. Die Staatsregierung will dafür 200 Millionen Euro zur Verfügung stellen und 50 Prozent der Anschaffungskosten für mobile Luftfilteranlagen fördern.

Daraufhin wurde mit München "sehr deutlich kommuniziert", sagte Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU). Das gilt nicht nur für die Stadt, sondern auch für die kommunalen Spitzenverbände, die in einem Schreiben an Söder von "unerfüllbaren Erwartungen bei der Luftreinigung" sprechen.

Unerfüllbar vor allem deshalb, weil sich die Anschaffung bis zum Beginn des Schuljahrs kaum in die Tat umsetzen lässt. Jedes einzelne Klassenzimmer müsse von Fachpersonal besichtigt und die Geräte europaweit ausgeschrieben werden, erläuterte Judith Jörg: "Die ersten Geräte haben wir vielleicht im kommenden Frühjahr." Sie schätzt die Anschaffungskosten auf bis zu 7,6 Millionen Euro und geht von jährlichen Betriebskosten für Strom, Wartung und Filter von rund 1,5 Millionen Euro aus.

Schulleiter lehnten mehrheitlich Luftfilter ab

Gleichzeitig gebe es noch keine Aussage aus den zuständigen Ministerien darüber, ob durch den Einsatz mobiler Luftfilter andere Maßnahmen wie Wechselunterricht, regelmäßige Frischluftzufuhr und Maskenpflicht in den Klassenzimmern auch bei höheren Inzidenzen entfallen würden.

Außerdem würden die Geräte laut Jörg von so gut wie allen Schulleitungen der Stadt abgelehnt, wie auch von den Trägern der Kindertagesstätten. Jörg und Sozialreferentin Hülya Düber betonten erneut, dass die Kitas und Schulen der Stadt trotz Zunahme der Delta-Variante bisher keine Corona-Infektionsherde sind.

FDP-Stadtrat Andrew Ullmann hingegen warb für die Anschaffung von mobilen Luftfiltern: "Letztes Jahr haben wir uns nicht auf eine zweite Welle vorbereitet und sind voll hineingeschlittert. Ich möchte nicht erleben, dass die Kinder ein weiteres Jahr in den Wechselunterricht müssen." Auch Josef Hofmann (FW-FWG) will künftig trotz Corona einen normalen Schulalltag ermöglichen: "Das müsste bei unserem Haushaltsvolumen finanziell lösbar sein."

Der Stadtrat schloss sich am Ende mit Mehrheit dem Vorschlag der Verwaltung an: Die Stadt setzt auf den schrittweisen Einbau fest installierter Anlagen, für die es Fördermittel vom Bund gibt. Mobile Luftfilter werden auch künftig allenfalls für schlecht belüftete Unterrichtsräume angeschafft.

 
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    Frau Jörg sollte zurücktreten. Sie ist deutlich uneffektiver als jeder Luftreiniger und verursacht der Stadt nur unnötige Kosten!
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  • zumkeller
    Der Gedanke, mit mobilen Luftfiltergeräten die Viruskonzentration in einem kompletten Klassenzimmer eklatant zu senken, ist technischer Unsinn.

    Gut, zu wissen, dass die Würzburger CSU nicht jedem „Gedankenfurz“ eines selbstverliebten Ministerpräsidenten ergeben folgt.
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  • al-holler@t-online.de
    ... und wer nichts macht, macht einem geflügelten Wort nach keine Fehler - aber das war vielleicht mal so; mittlerweile ist es der größte, den man machen kann, gell Frau Jörg!! Und das werden wir uns merken!!!!!!!!
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  • al-holler@t-online.de
    Ich - eigentlich überzeugter CSU-Wähler (was aber sicher hier keine überraschen dürfte) hoffe nur, dass die Frau Jörg keine höheren Ämter mehr anstrebt - man weiß ja nie! Das, das sie hat hat sie m.E. eh nur ihrem einstens prominenten Namen und dem Frauenproporz zu verdanken.....
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  • WueMich
    Kurz zusammengefasst: Man macht jetzt in diesem Herbst / Winter einfach nichts und einfach weiter wie bisher? Nach fast 1,5 Jahren Pandemie und nach der Erfahrung der letzten Wellen? Es ist ja nicht so, als hätte man nicht genug Vorlaufzeit gehabt. Mir tun die Kinder dermaßen leid: Die Stiko sagt die Politik solle handeln und viele Politiker wiederum fordern, dass die Stiko doch die Impfempfehlung aussprechen soll. Passieren tut unter dem Strich insgesamt leider nicht viel. Die Begründung, dass in der jetzigen Lage (Hochsommer, Niedirginzidenz) Schulen und Kitas keine Infektionsherde sind, ist zwar richtig, hat aber bzgl. des kommenden Herbst und Winters keinerlei Aussagekraft.
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  • Lotsee14341808
    So wird im Herbst also wieder der Wechselunterricht kommen oder man wird die Schulen wieder schließen. Eine Entscheidung gegen die Würzburger Kinder. Die Schulen sollen geöffnet bleiben, aber es wird nichts dafür getan. Dass die überwiegende Zahl der Würzburger Schulleiter sich gegen Luftreiniger ausgesprochen haben,ist eine glatte Lüge. Ich schäme mich dafür in der Nähe so einer Stadt zu leben in der der Stadtrat die Gesundheit und das Leben der Kinder, für die es keinen Impfstoff gibt, riskiert. Von einer Schulbürgermeisterin hätte ich mir mehr Verantwortungsbewusstsein gewünscht.
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  • NoNam
    Es gibt auf der Seite des Max Planck Institut einen Beitrag, Lüften leicht gemacht. Das ist in Bausatz für wenige Euro mit dem eine provisorische Raumluftanlage mit Frischluft in jedes Klassenzimmer eingebaut werden kann.
    Diese Informationen habe ich der Stadt und speziell Frau Jörg in im Februar 2021 weitergeleitet.
    Diese Diskussion sagt einfach, man will nichts tun und man hält von Seiten der Verantwortlichen das Virus für Kinder für harmlos.
    Mir tun all die Kinder und Familien leid für die das am Ende nicht zutrifft.
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  • robby.palmer@arcor.de
    Im Sommer mag das alles noch ohne mobile Luftreinigung gehen. Aber sobald die Temperaturen wieder fallen und die man mindestens alle 20 Minuten lüften soll, geht bei drei viertel aller Schüler das Gejammere wieder los. Und besonders leiden natürlich diejenigen, die am Fenster sitzen unter der frischen Luft und diejenigen, die an der gegenüberliegenden Wand sitzen haben nichts davon. Das Stoßlüften die uneffektivste Art des Lüftens ist, sei hier nur am Rande erwähnt, da so gut wie keine ausreichenden Luftmassen ausgetauscht werden. Das Öffnen der Türe in den Gang ist ebenso wenig sinnvoll, wenn die Luft dort nicht effektiv ausgetauscht wird. Daher die Aufforderung an Frau Jörg, sich dahingehend zu äußern, wie Kinder, Jugendliche Lehrpersonal und Schulpersonal im Sinne des Gesundheitsrechtes und des Arbeitsschutzrechtes keiner übermäßigen Gefährdung ausgesetzt sind und wer be einer Infizierung in der Schule die Rechenschaft übernimmt.
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  • dittuhi
    Was ist die Alternative? Wieder ständig lüften? Es gibt Kinder die leicht frieren. Was hat man in den vergangen Monaten unternommen? Ein Arzt von mir, hat zwei dieser Geräte aufgestellt. Sicher hat er sich etwas dabei gedacht. Zu hören sind die Geräte nicht. Ich hoffe unsere Stadt reagiert richtig.
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  • hansuwe.bina@web.de
    Dann lieber wieder Schulschließungen ab Oktober, spätestens November. Die Stadt spart Geld zu Lasten der Eltern.
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  • Oreus
    Ich halte von diesen mobilen Luftreinigern auch nichts! In meinen Augen ist das rausgeschmissenes Geld, für ein Gerät, das nur eine marginale Wirkung haben kann.
    Denn bei diesen Geräten gibt es keine Luftführung, die dafür sorgt, dass wirklich die gesamte Raumluft regelmäßig umgewälzt wird. Die saugen die Luft in ihrer direkten Umgebung an, reinigen die mehr, oder weniger gut, und stoßen die wieder aus.
    Aber ein Gerät, das im Klassenzimmer neben der Tafel steht, kann nie und nimmer die ganze Raumluft bis in die letzte Sitzreihe überhaupt ansaugen!
    Hier muss ein echtes Lüftungskonzept verwirklicht werden, bei dem die gesamte Raumluft an der Decke abgesaugt, und nach draußen geblasen wird, und frische Luft von außen, am Fußboden wieder in den Raum eingeleitet wird, Oder eben im Umluftbetrieb die Luft über Filter reinigt. Gleichzeitig könnte man die Luft im Sommer so auch kühlen.
    Klassische Gebäude-Klimatechnik mit Hepa-Filtern eben...
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  • Lotsee14341808
    Sie haben sicher recht, dass es viel Besseres gibt als mobile Lüftungsgeräte, aber die Stadt macht ja gar nichts. Weder richtige Lüfter , noch irgendetwas anderes.
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  • 91189
    Danke an Frau Jörg.
    Endlich mal jemand, der den gesunden Menschenverstand einsetzt.
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