Die Planung ist abgeschlossen, die Ausschreibung raus – noch in diesem Frühjahr soll ein Generalunternehmer den Zuschlag für den Neubau des Staatsarchivs Würzburg am Standort Kitzingen erhalten. Baubeginn für das auf gut 60 Millionen Euro veranschlagte Projekt soll im kommenden Jahr sein, Fertigstellung dann 2025. Im Jahr drauf könnten die 25 000 laufenden Meter Archivalien, die in der Residenz und auf der Festung in Würzburg untergebracht sind, umziehen. "Wenn alles perfekt läuft", sagt der neue Direktor, Dr. Alexander Wolz.
Sobald der Nordtrakt auf der Festung geräumt ist, kann auch dort der Umbau für das Museum für Franken beginnen. Was aus den Räumen in der Residenz wird, ist bislang nicht bekannt. Das Projekt sei im Zeitplan, sagt Wolz, seit vergangenen Herbst Leiter des Staatsarchivs. Die Vorbereitungen würden laufen. So bekommen derzeit die empfindlichen historischen Bestände wie Urkunden oder Amtsbücher neue, maßgeschneiderte Verpackungen. Die erleichtern die Lagerung und dann auch den Transport.
Der Nachteil, zumindest bis zum Umzug: Viele Archivgüter brauchen in ihren neuen Kartons mehr Platz als vorher, was die ohnehin bestehende Platznot in Würzburg noch verschärft. In Kitzingen wird Raum für 40 000 laufende Meter Archivgut sein, hinzu kommen Büros, der Lesesaal, ein Veranstaltungsraum und Flächen für Ausstellungen.
Vom Staatsarchiv in Landshut wollen sich die Würzburger einiges abschauen
Mindestens so wichtig wie die Verpackung ist die Reihenfolge, sagt Wolz: Derzeit werden für alle Bestandsgruppen beziehungsweise Regaleinheiten Laufkarten gemacht. So ist sichergestellt, dass alles in der richtigen Reihenfolge in die Umzugswagen geladen und in Kitzingen wieder ausgeladen wird. "Das wird sicher eine Herausforderung." Glücklicherweise können die Würzburger Archivare von den Kollegen in Landshut lernen: Dort zog das Staatsarchiv 2016 aus einem historischen Gebäude, der Burg Trausnitz, in einen Neubau in der Innenstadt. "Da werden wir uns einiges abschauen", sagt der Archivdirektor.
Der Bestand des Staatsarchivs ist vielfältig. Es gibt den historischen Teil mit den sogenannten Altbeständen, also schriftlichen Zeugnissen bis zurück ins 8. Jahrhundert. Und es gibt den ständig wachsenden Teil: Schriftstücke und Akten von Behörden und Gerichten, die nach einer vorgeschriebenen Aufbewahrungszeit am Herkunftsort später vom Staatsarchiv übernommen werden.
Da diese Aufbewahrungszeiten auf bis zu 100 Jahre festgelegt sind, ist das digitale, papierlose Archiv noch lange nicht in Sicht, auch wenn viele Vorgänge heute schon in elektronischer Form archiviert werden. "Außerdem übernehmen wir immer wieder auch private Nachlässe mit Briefwechseln oder Tagebüchern", sagt Alexander Wolz. "Papier wird auf absehbare Zeit eine Rolle spielen."
Mit dem Umzug seiner Arbeitsstätte kehrt der Archivdirektor übrigens in seinen Heimatort zurück: 1979 in Dettelbach geboren, wuchs er in Kitzingen auf. Nach Studium und Promotion in Würzburg arbeitete der Historiker am Deutschen Museum in München und im Stadtarchiv Lohr (Lkr. Main-Spessart). 2016 übernahm er die Leitung des Staatsarchivs Coburg, seit 1. September 2021 ist er nun Chef in Würzburg. "Sowas kann man nicht planen: Von meinem alten Kinderzimmer aus werde ich wahrscheinlich den Neubau des Staatsarchivs sehen können", sagt Wolz. "Und meine ehemalige Grundschule liegt auch nur einen Steinwurf entfernt."
Der Umzug in neue, speziell für die Bedürfnisse des Archivs geplante Räume bedeutet einen enormen Fortschritt für den Bestand und dessen Lagerung. Aber Alexander Wolz sieht auch die Nachteile: "Die direkte Verbindung zwischen Staatsarchiv und Universität ist gut, und das Rausgehen aus dem traditionellen Umfeld immer schwierig." Kitzingen sei zwar "nicht aus der Welt". Besucherinnen und Besucher aus Würzburg werden eine längere Anfahrt haben, auch Führungen werden in Zukunft schwieriger werden, sagt Wolz. "Wir werden schauen müssen, dass wir die Kontakte halten." Man könne zwar vieles über Videokonferenzen regeln, aber der direkte Kontakt vor Ort, das haptische Erleben von Archivalien, sei nicht zu ersetzen.
Folgen der Online-Möglichkeiten: mehr Besucher, weniger tiefe Forschung
Interessanterweise hat das Internet für das Nutzerverhalten zwei gegenläufige Effekte: Je mehr Informationen das Staatsarchiv ins Netz stellt, desto mehr Besucherinnen und Besucher kommen. Auch die Kopieraufträge nehmen zu: Interessenten können online recherchieren, was verfügbar ist, und diese ganz bestimmten Akten dann – gebührenpflichtig – digitalisiert bestellen. Vor allem die Spruchkammerakten, also die Berichte der Entnazifizierungsverfahren nach dem Krieg, seien ein sehr stark genutzter Bereich, sagt der Archivdirektor.
Andererseits: Große Forschungsprojekte, die auch davon leben, dass sich die Forschenden vor Ort durch mehrere Akten wühlen und nach und nach Querverbindungen freilegen, seien eher weniger geworden, sagt Wolz. "Das kann aber auch an Corona liegen."
anstatt die digitalisierung der Archivalien voranzutreiben werden zig Millionen verbuddelt.
Die digitalisierten Unterlagen könnten weltweit zur Verfügung stehen. Für ein paar Cent, könnten dann notwendige Ausdrucke versendet werden. Und die wirklich wichtigen Originale an die jeweiligen Städte und Gemeinden zurückgegeben werden, oder im Staatsarchiv verbleiben.
Wie soll ein Student, der ca 2 Stunden zeit hat im Archiv zu forschen von Würzburg nacht Kitzingen kommen ??
Hoffentlich macht die politische Zeitenwende dem ganzen Irrsinn ein Ende und das Geld wird sinnvoll verwendet.
Wieviele Sozialwohnungen könnten davon gebaut werden.
Landratsamt, Amt für ländliche Entwicklung, Vermessungsamt, Amt für Landwirtschaft hätte man zweckmäßiger aus der Stadt Würzburg verlegen sollen, da die meisten Besucher ja auch aus dem Umland kommen.