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Würzburg
Spukschloss "Geister Villa" in Würzburg: Wer die Geister auf dem Kiliani-Volksfest zum Leben erweckt
Riesige Geister, Skelette und sogar ein Drache sehen den Besuchern vom Kiliani schon von Weitem aus der "Geister Villa" entgegen. Doch wer steckt hinter diesen schaurigen Gestalten?
Bram van de Molengraft wurde in einer Schausteller-Familie geboren. Nun ist er mit seiner 'Geister Villa' auf dem Kiliani-Volksfest in Würzburg. 
Foto: ilvia Gralla | Bram van de Molengraft wurde in einer Schausteller-Familie geboren. Nun ist er mit seiner "Geister Villa" auf dem Kiliani-Volksfest in Würzburg. 
Elisabeth Schmidt
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:51 Uhr

Eine gigantische, böse grinsende Fratze auf der linken Seite, dann ein dreiköpfiger Drache mit spitzen Zähnen und schließlich das halb verfallene Haus der "Geister Villa", welches durch das rankende Efeu und die dämonischen Gestalten gruselig in Szene gesetzt ist. Vor einem Turm des Hauses sitzt eine übermenschlich große Gestalt in zerfetzten Klamotten und beobachtet fast lauernd die Passantinnen und Passanten. Durch die vielen Türen, Tore und Löcher des zweistöckigen Spukschlosses wirbeln die rot-braunen Wagen der Geisterbahn. Es wird gekreischt, geschrien und gelacht.

So steht die Geisterbahn fast schon als Kunstwerk in ihrer ganzen Pracht auf dem Kiliani-Volksfest auf der Talavera und scheint ihren Zweck nicht zu verfehlen. Schon im Außenbereich des Fahrgeschäfts droht Gefahr, erschreckt zu werden - das verrät der 32-jährige Bram van de Molengraft, der Besitzer der Geisterbahn.

Wie man Schausteller wird und wie man Schausteller ist

Das Erschrecken liegt dem Niederländer im Blut. "Mein Vater hat immer Geisterbahnen gehabt - und mein Opa und mein Onkel. Und dann habe ich gedacht, ich will mir meine eigene Geisterbahn bauen. Und das habe ich dann auch hingekriegt, zusammen mit meiner Frau", erzählt er. Seine Frau Amanda hat einen ähnlichen Hintergrund. Auch ihr Vater war Schausteller und Besitzer einer Geisterbahn. Sie war auch diejenige, die Molengraft schließlich mitgezogen hat. "Ich habe immer gesagt, ich will nicht auf die Reise gehen", erklärt er.

13 bis 14 Städte bereist Bram van de Molengraft im Jahr. Das bedeutet auch, dass er seine Geisterbahn oft ab- und wieder aufbauen muss. 
Foto: Thomas Obermeier | 13 bis 14 Städte bereist Bram van de Molengraft im Jahr. Das bedeutet auch, dass er seine Geisterbahn oft ab- und wieder aufbauen muss. 

Deshalb habe er auch vorerst seinen Bachelor in Design gemacht und arbeitete dann in seiner eigenen Fabrik, die Geisterbahnen-Geister herstellte. Allerdings gibt er dann zu: "Eigentlich macht mir das Reisen auch Spaß. Das ist im Blut. Für mich war es zu Hause, das muss ich ehrlich sagen, zu langweilig. An einem Ort von 8 bis 17 Uhr zu arbeiten, das ist nicht mein Leben."

Seit 2015 reist er nun also quer durch Europa und erzählt, dass er beim Reisen zwar manchmal gestresst, doch schlussendlich "immer froh" ist. 13 bis 14 Städte bereist van de Molengraft im Jahr. 

Die meisten Geister baut der Schausteller selbst

Was ihm abgesehen vom Reisen noch Freude bereitet, ist seine Geisterbahn selbst. An seinem riesigen Kunstwerk wird ständig gearbeitet, geschraubt und ausgebessert. Die meisten Geister baut er selbst oder lässt sich ein wenig von seiner 6-jährigen Tochter Miley unterstützen.

Die Geisterbahn gehört zu den beliebten Anlaufpunkten auf dem Volksfest.
Foto: Silvia Gralla | Die Geisterbahn gehört zu den beliebten Anlaufpunkten auf dem Volksfest.

Während der Zeit, in der wegen Corona erst mal Pause war vom Reisen, wurde die Geisterbahn umgebaut, neu angemalt und umgestaltet. Stolz berichtet der Schausteller auch von seiner Tochter, die ihm ab und zu Inspirationen gegeben hat. "Mittlerweile hat sie viele gute Ideen und dann macht sie Entwürfe für die Geisterbahn. Dann hat sie zum Beispiel etwas gezeichnet und gesagt 'Papa, ich hab 'ne gute Idee mit einem Totenkopf und Blut'", erzählt er und lacht.

Die Würzburger und das Gruselgeschäft

Wie van de Molengraft berichtet, wird die Geisterbahn durch die ständige Weiterentwicklung immer auf dem neusten Stand gehalten. "Jedes Jahr wird von innen alles wieder ein bisschen umgestaltet", erklärt er. "Das ist natürlich auch für die Besucher interessant." In Würzburger komme es seiner Aussage nach auch öfter vor, dass Besucherinnen und Besucher nicht nur einmal, sondern gleich zwei oder drei Mal fahren.

Lachend erzählt er schließlich, wie sich vor einigen Tagen ein Mann im Eingangsbereich der Geisterbahn so erschreckt habe, dass er umgefallen sei. Daraufhin sei er zwar zuerst etwas böse gewesen, sei schließlich aber doch wieder aufgestanden und habe mit den Passantinnen und Passanten gelacht.

Selbst fährt Molengraft auch gerne mit der Geisterbahn - und auch mit anderen Fahrgeschäften. Gleich tut es ihm seine Tochter. Manchmal habe er damit aber auch ein wenig zu kämpfen, da sie natürlich älter wird und jetzt schnellere Fahrgeschäfte ausprobieren möchte. Da kann er nun nicht mehr daneben stehen, während sie im Kinderzug fährt. "Jetzt muss Papa auch mit", erklärt er.

 
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