Lustige Filme gehen besser als deprimierende. Gut beworbene sind beliebter als solche, die mit schmalem Werbebudget an den Start gehen. Und in Ochsenfurt wollen die Leute auch mal einen Streifen sehen, in dem eine Kuh eine Hauptrolle spielt. Gert Dobner und Johannes Tietze kennen ihr Publikum ziemlich gut. Sie führen gemeinsam das Ochsenfurter Kino Casablanca, das in diesem Jahr den Spitzenpreis des FilmFernsehFonds Bayern (FFF) erhält. Mit 15.000 Euro ist der Preis dotiert, verliehen wird er an diesem Freitag in Schweinfurt.
Das ist auch für die beiden Kinobetreiber etwas Besonderes, obwohl ihr Haus mit seinem Programm schon seit 35 Jahren an der Prämierung teilnimmt. Immer wurde das "Casa", wie das Kino in Ochsenfurt genannt wird, dabei bedacht, und auch vordere Plätze sind für Dobner und Tietze nichts Ungewohntes. Diesmal aber haben sie es erstmals bis ganz an die Spitze geschafft und sind stolz auf die Auszeichnung. Insgesamt belaufen sich die Programmprämien für 60 ausgwählte Kinos in diesem Jahr auf 407.500 Euro - laut FFF eine Rekordsumme.
Aus dem "Capitol"wurde das "Casablanca"
Der FFF vergibt seine Auszeichnungen für ein vielfältiges und anspruchsvolles Kinoprogramm sowie weitere Angebote der Kinos für ihre Besucher. Von Anfang an wollte Gert Dobner das Kino als Ort der kulturellen Auseinandersetzung etablieren - nicht leicht in einem Land, in dem unter "Kultur" viel eher Angebote wie Oper, Kammerkonzert oder Kunstausstellung verstanden würden, sagt der 63-Jährige: "Das Kino ist das Schmuddelkind im Kulturbetrieb."
Seit den 1950er Jahren gab es am Standort des heutigen Casablanca ein Kino: das "Capitol". Ein ganz normales Lichtspielhaus sei das gewesen, erzählen Dobner und Tietze. Da habe so mancher Ochsenfurter seinen ersten "Winnetou" gesehen. Allerdings hätten auch die in der Endphase dort gezeigten reißerischen bis schlüpfrigen Streifen das "Capitol" nicht retten können. Im Zuge des allgemeinen Niedergangs der Kinos Ende der 1970er Jahre habe der Betreiber aufgeben müssen.
Von Anfang an war eine Kneipe integriert
Gert Dobner, dem Ende seines Biologiestudiums und dem Beginn der Arbeitslosigkeit entgegenblickend, stand Anfang der 1980er Jahre vor der Frage: Was beruflich tun? "Eine Option war, Kino zu machen." Dass er das Ochsenfurter Kino fand, war ein Glücksfall. Einrichtung und Technik waren erhalten, so konnte der frisch gebackene Kinobetreiber das Haus in kurzer Zeit wieder herrichten. Von Anfang an war auch eine Kneipe mit dabei - damals für Kinos eher noch ungewöhnlich. Dobner wollte auch nicht einfach "weiter machen" mit dem Kino, sondern sich gleich auf anspruchsvolle Filme konzentrieren. Später stieg Johannes Tietze ein, inzwischen gehört auch das anfangs noch gepachtete Haus samt Kino den Betreibern selbst.
Bei der Vergabe der Preise habe sicher auch die Rolle des "Casa" als Treffpunkt eine Rolle gespielt, glaubt Johannes Tietze. Die Jury des FFF beobachte die Kinos über Jahre hinweg, würdige sowohl deren Programm wie auch die Zusatzangebote und ziehe außerdem den Standort ins Kalkül. Heißt: Ein Kino wie das Casablanca, außerhalb städtischer Ballungsräume gelegen, werde sicher anders bewertet als ein Programmkino mitten in München.
Krieg und Gewalt wollen die Leute nicht sehen
Dass der Spitzenpreis diesmal in eine ländliche Region gehe, passt nach Ansicht von Gert Dobner zum allgemein zu beobachtenden Bemühen um die Stärkung des ländlichen Raums. Und dass sich die Sehgewohnheiten der Leute auf dem Land von denen aus der Stadt unterscheiden, haben die Betreiber schon festgestellt. Aber was genau die Besucher in den Kinosaal lockt, bleibt auch für die beiden Kinomacher noch nach Jahren ein undurchschaubares Rätsel. "Viel einfacher ist zu sagen, was die Leute nicht sehen wollen." Krieg, Gewalt - damit wollten die Menschen nicht auch noch in ihrer Freizeit konfrontiert werden. "Hier wollten sie alle ,Sauerkrautkoma' und ,der Vorname' sehen", erzählen Johannes Tietze und Gert Dobner. Ihr Lieblingsfilm aus diesem Jahr war übrigens "Glücklich wie Lazarus".