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OCHSENFURT
Bilder, die im Kopf haften bleiben
Markenzeichen rote Stühle: Die zwei Köpfe des Casablanca in Ochsenfurt, Johannes Tietze (links) und Gert Dobner auf einem Bild aus dem Jahr 2007.
Foto: Daniel Peter | Markenzeichen rote Stühle: Die zwei Köpfe des Casablanca in Ochsenfurt, Johannes Tietze (links) und Gert Dobner auf einem Bild aus dem Jahr 2007.
Von unserem Redaktionsmitglied Claudia Schuhmann
 |  aktualisiert: 06.12.2012 12:05 Uhr

Ob es heute auch noch gelänge, in Ochsenfurt ein Programmkino zu eröffnen? Johannes Tietze, einer der beiden Geschäftsführer des „Casablanca“, hat da so seine Zweifel. Aber er muss ja nicht neu anfangen. Das „Casa“ gibt es seit 1982. Es ist weit über die Grenzen von Ochsenfurt hinaus bekannt und schon lange eine etablierte Marke. Das Kino erfreut sich konstanter Zuschauerzahlen und wird sich, da ist sich Tietze sicher, auch weiter behaupten. Er und sein Kollege Gert Dobner arbeiten jeden Tag daran.

Für jeden Geschmack

Wer ein Programmkino betreibt, muss vor allem seine Gäste kennen. Ins Casablanca komme ein breit gefächertes Publikum, erklärt Tietze. Deshalb muss er versuchen, bei der Filmauswahl für verschiedene Geschmäcker etwas zu finden. „Es gibt Filme, die muss man zeigen“, sagt der studierte Germanist. Die Leute haben von diesen Filmen gehört und erwarten, dass sie im Casablanca zu sehen sind. Entscheidend, betont Tietze, seien aber die anderen Filme. Filme, die nicht allein auf Publikumswirksamkeit abzielen, sondern die spannend, ungewöhnlich, auch intellektuell sind.

„Ein anspruchsvoller Film ist ein Film, der haften bleibt“, sagt Tietze. „Ein Film, über den ich nachdenke und dessen Bilder ich im Kopf habe.“ Solche Werke findet er bei Fachveranstaltungen wie der Filmkunstmesse oder einer Nebenreihe der Berlinale. Manche Filmverleiher verschicken auch DVDs, damit sich Kinobetreiber Filme vorab ansehen können. Wo das nicht möglich ist, lässt sich Johannes Tietze die Filme von den Verleihern beschreiben und liest Rezensionen.

Kino und Kneipe

Er will für viele Zielgruppen eine gute Mischung brauen. Tietze weiß, dass sich das Kinopublikum heute anders zusammensetzt als noch vor zehn Jahren. „Das Publikum ist älter geworden“, sagt er. Während die junge Generation weitgehend ans Internet verloren gegangen ist, besuchen heute ältere, aber unternehmungslustige Leute die Kinos. Mit „älter“ meint Tietze auch schon die Generation der 30- bis 50-Jährigen, die gern früher ins Kino gehen. Spätvorstellungen sind im Casablanca inzwischen die Ausnahme.

Die Besucher schätzen an dem Ochsenfurter Kino nicht nur die Filmauswahl, sondern auch die Kombination mit der Kneipe. „Früher war es in manchen Kinos so, dass man nach der Vorführung durch die Hintertür zwischen den Mülltonnen hindurch in eine dunkle Gasse entlassen wurde“, sagt Johannes Tietze amüsiert. Das sollte im Casablanca nicht so sein. Sich vorher zu treffen oder hinterher noch über einen Film zu plaudern, das ermöglicht die ins Casa integrierte Kneipe.

Dass das Ochsenfurter Programmkino auf dem richtigen Weg ist, bestätigen außerdem die Auszeichnungen, die ihm mit schöner Regelmäßigkeit verliehen werden. Tietze arbeitet allerdings nicht gezielt darauf hin. Obwohl die Jurys beispielsweise auf einen bestimmten Prozentsatz an deutschen Filmen achten, stellt der 38-Jährige das Programm nicht danach zusammen. Über eine Auszeichnung freut er sich natürlich trotzdem.

„Und was machst Du tagsüber?“, wird Tietze manchmal gefragt, wenn es darum geht, dass der 38-Jährige ein Kino betreibt. Tietze schmunzelt. Seine Arbeit beschränkt sich nicht auf abendliches Film-Einlegen im Vorführraum, der neben dem alten 35-Millimeter-Vorführgerät auch über moderne digitale Technik verfügt. Das Casablanca zeigt immer wieder auch Filmreihen in Zusammenarbeit mit Institutionen wie der Uni Würzburg, der Volkshochschule oder der Akademie Domschule. Die müssen geplant werden, Vorträge und Sondervorführungen sind zu organisieren.

Obendrein schreiben die Betreiber ihr Programmheft selbst. Der Flyer wird in einem Umkreis von 30 Kilometern verteilt und stellt mit dem Internetauftritt das Hauptwerbemittel des Kinos dar. „Es gibt sogar Leute, die das Programmheft sammeln“, verrät Tietze. Jemand, der vor Kurzem aus Ochsenfurt weggezogen ist, hat ein Foto vom Eingangsbereich der neuen Wohnung geschickt – behängt mit Programmen aus dem Casa. Da hat das Kino wohl einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Filmvorführer und Kinochef: Johannes Tietze ist Geschäftsführer des Programmkinos Casablanca in Ochsenfurt.
Foto: Claudia Schuhmann | Filmvorführer und Kinochef: Johannes Tietze ist Geschäftsführer des Programmkinos Casablanca in Ochsenfurt.
 
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