Zwei Preise für das „Casablanca“. Einen bayerischen, einen bundesweiten, für das herausragende Programm. Schon wieder. Man könnte glatt Gefahr laufen, das für selbstverständlich zu halten. Aber ist es wirklich selbstverständlich, dass eine Kleinstadt wie Ochsenfurt über ein Kino verfügt, das seit den 1980er Jahren diese Preise mit schöner Regelmäßigkeit abräumt? Für Bürgermeister Peter Juks ist es das nicht. Er weiß genau, was die Stadt am „Casa“ hat.
Das von Gert Dobner und Hannes Tietze betriebene Programmkino ist für den Bürgermeister ein Kulturträger, ein Zugpferd, das den Namen Ochsenfurt weit über die Grenzen der Stadt hinaus trägt. Und das sich außerdem in vielfältiger Weise ins städtische Leben einbringt. „Das Casa beteiligt sich am Adventsgässle, macht im Sommer ein Open-Air-Kino und kooperiert mit der Volkshochschule“, zählt der Bürgermeister auf.
Kneipe als Treffpunkt für die Ochsenfurter
Im Kinosaal werden nicht nur Filme gezeigt. Dort gibt es Lesungen, Kabarett und auch die eine oder andere Veranstaltung der Stadt oder der örtlichen Vereine. Die Kneipe, die zum Kino gehört, ist ein Treffpunkt für viele Ochsenfurter. Damit erfüllt das Kino genau die Funktion, die sich die beiden Betreiber immer vorgestellt hatten. „Wir wollten nie ein Satellit sein, der allein und elitär für sich dasteht“, erklärt Gert Dobner sein Selbstverständnis.
Um all diese Aktivitäten müssen Tietze und Dobner sich kümmern.
Neben der anspruchsvollen Programmgestaltung, versteht sich. Das Kino muss wirtschaftlich arbeiten, will aber trotzdem gute, besondere und damit nicht zwangsläufig publikumswirksame Filme bieten. Ein Spagat, der dem Casa seit Jahrzehnten gelingt.
Das, sagt Gert Dobner, geht aber nur mit Idealismus. „Das Casa war nie auf Gewinnoptimierung aus“, verrät er. „Da steckt viel Selbstausbeutung drin.“ Vermutlich gebe es nicht allzu viele Menschen, die für so wenig Geld so viel arbeiten würden. Da sind die Preisgelder, die die Kinobetreiber glücklicherweise so regelmäßig mit nach Hause nehmen können, schon mehr als eine bloße Anerkennung guter Arbeit.
In allen Katergorien dabei
Den bundesweiten Preis lobt die Beauftragte für Kultur und Medien (BKM) aus. Derzeit ist das Monika Grütters. Preise werden in den Kategorien Dokumentation, Kinderfilm, Kurzfilm und Spielfilm vergeben. „Dazu gibt es jeweils verschiedene Unterkategorien“, sagt Hannes Tietze. „Es ist kompliziert.“ Das Casablanca jedenfalls sei einer der wenigen Preisträger, die in allen Kategorien dabei waren. Von rund 300 Bewerbern, die mitmachen, werden etwa 200 prämiert.
Beim bayerischen Preis waren es 60 Kinos, die in diesem Jahr ausgezeichnet werden. Die Filmtheater-Programmprämien werden vom Film-Fernseh-Fonds Bayern (FFF) vergeben.