Auch wenn Ordnungsreferent Wolfgang Kleiner in der Sitzung des Bau- und Ordnungsausschusses am Mittwochnachmittag voll des Lobes über die Zusammenarbeit zwischen Ordnungsbehörden und der Würzburger Gastronomie war, eine Verlängerung der Sperrstunde für mehr nächtliche Ruhe in der Stadt ist damit noch nicht vom Tisch. "Wir sind auf einem guten Weg, der aber noch nicht zu Ende beschritten ist", warnte Kleiner. Allerdings, so der Referent, "eine verlängerte Sperrstunde ist für mich persönlich das letzte Mittel".
Fotos der Polizei zeigten, was Nachtleben in der Stadt bedeutet
Für Erstaunen sorgte in der Sitzung der Vortrag von Polizeidirektor Klaus Böhm, Leiter der Polizeiinspektion Würzburg-Stadt. Allerdings waren es weniger die Zahlen, die erstaunten, sondern vielmehr die von Böhm gezeigten Fotos, die vielen Ausschussmitgliedern zeigten, was das Wort "Nachtleben" in der Stadt buchstäblich bedeutet. Denn, wer in lauen Sommernächten schon einmal nach 23 Uhr in der Innenstadt unterwegs war, weiß, dass Würzburg sich im Vergleich mit deutlich größeren und weiter südlich gelegenen Städten durchaus nicht zu scheuen braucht. Verständlicher Weise nicht immer zur Freude aller.
Das bringt eben Probleme mit sich. "Die Ruhe hängt oft nicht von den Gastronomen ab, es liegt an den Leuten und der lebendigen nächtlichen Szene in der Stadt, oft auch von Auswärtigen und ohne Gaststättenbesuch", erläuterte Kleiner. Auf dem "langen Weg" der Vermittlung zwischen den Interessen der Anwohner und der Gastronomen, soll nun ein so genannter "Nachtbürgermeister" helfen. Ein in anderen Städten verwendeter Begriff, der Wolfgang Kleiner nicht gefällt. Er hält den Ausdruck "Nachtbeauftragter" für sinnvoller. Der oder die Nachtbeauftragte solle einen Ausgleich schaffen zwischen den Interessen unterschiedlicher Gruppen, wie Kleiner erläuterte. In der Sitzungsvorlage zu diesem Tagesordnungspunkt waren auf mehreren Seiten unterschiedliche Modelle aus anderen Städten erläutert, eine "sehr aufwändige Recherche", wie der Ordnungsreferent anmerkte.
Ein Arbeitskreis soll sich mit dem Thema Nachtbeauftragter befassen
So gebe es diesen Posten seit vergangenem Jahr bereits in Mannheim, in anderen Städten wie München, Nürnberg oder Augsburg werde an ähnlichen Konzepten gearbeitet. Für Würzburg sieht der Vorschlag der Verwaltung vor, dass sich der seit dem Jahr 2013 regelmäßig zusammentreffende interfraktionelle Arbeitskreis „Sicherheit Innenstadt“ mit dem Thema befassen soll. Diesem Arbeitskreis gehören die Vertretungen der Stadtratsfraktionen, der Polizeiinspektion Würzburg-Stadt, des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes, des Stadtmarketingvereins „Würzburg macht Spaß“, der Verwaltung und auch der Bürgerinitiative „Würzburger Altstadt“ an.
Das Ziel lautet, Lärm, Müll und Vandalismus vorzubeugen
Aufgabe des Nachtbeauftragten soll die Vermittlung zwischen Gastronomen, Anwohnern und Hotelbetrieben sein. Dabei sollen die Stadt, die Polizei und der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband mit einbezogen werden. Zudem soll er Vorschlägen und Regelungen erarbeiten, mit dem Ziel, Lärm, Müll und Vandalismus vorzubeugen. Weiter ist er Ansprechpartner und Ratgeber für die Verwaltung und die Polizei, um praxisnahe und wirkungsvolle Lösungsansätze einzuführen. Und, nicht zuletzt, soll er sich auch zu Nachtzeiten in Clubs und Kneipen der Stadt sehen lassen, um „Hotspots“ und „Partymeilen“ zu identifizieren.
Der "interfraktionelle Arbeitskreis" soll nun beauftragt werden, nach diesen Eckpunkten ein Feinkonzept zu erstellen. Es soll im kommenden Jahr im Bau- und Ordnungsauschuss vorgestellt werden. Diesem Vorschlag der Verwaltung stimmte der Ausschuss einstimmig zu.