Gerade erst hat Juliette Endres aus Gaukönigshofen das Abitur bestanden und ihren 18. Geburtstag gefeiert. Doch zum Durchschnaufen ist keine Zeit. Kofferpacken ist angesagt. Was sie alles mitnimmt auf die Reise, will gut überlegt sein. Das Ziel liegt rund 10.000 Kilometer entfernt und der Trip dorthin ist alles andere als eine Urlaubsreise. Im Istituto San José de Calasanz in der Stadt Cuenca, gelegen im Hochland von Ecuador wird die Gaukönigshöferin sie als Helferin ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) ableisten.
Die Auswanderin auf Zeit hat das Würzburger Matthias-Grünewald-Gymnasium besucht und sich dort Grundkenntnisse der spanischen Sprachen angeeignet. Auch über ihren zukünftigen Arbeits- und Lebensalltag konnte sie sich bei einer Mentorin vor Ort schon informieren. In der Einrichtung werden zirka 70 Schülerinnen und Schüler mit geistiger und körperlicher Behinderung betreut. Neben dem Unterricht in den Fächern Sprache, Biologie, Landeskunde und Musik arbeiten die Kinder und Jugendlichen in verschiedenen Werkstätten.
Ferne Länder und fremde Kulturen kennenlernen
"Ich wollte sehr, sehr weit weg", begründet Juliette ihre Entscheidung für ein FSJ in Ecuador. In eine völlig neue Welt einzutauchen, ein fremdes Land mit einer fremden Kultur kennenzulernen, das habe sie dabei gereizt. Das Leben mit ihrer Mutter Corinne, Vater Heiko und den Brüdern Philipp und Arnaud tauscht die Auswanderin auf Zeit nun gegen eine Gastfamilie in Ecuadors drittgrößter Stadt ein.
Was sie dort genau erwartet, das weiß Juliette nicht. Aber sie sei sich sicher, dass sie dort Erfahrungen sammeln kann, die von Wert für ihr ganzes weiteres Leben sein werden, so die 18-Jährige. Für die nach dem freiwilligen Jahr hat Juliette schon feste Pläne. Psychologie will sie studieren, sagt sie. Dass es sie dazu nach Frankreich zieht, ist nicht weiter verwunderlich.
Juliettes Eltern fanden sich über die Städtepartnerschaft
Mutter Corinne stammt aus Frankreich und kam 1996 der Arbeit wegen nach Ochsenfurt. Nachdem Gaukönigshofen 1998 einen Partnerschaft mit der französischen Gemeinde Val d'Odon geschlossen hatte, gab sie Mitgliedern des Partnerschaftsvereins Unterricht in ihrer Muttersprache. Bei der ersten Reise in die Partnergemeinde lernten sich die junge Französin Heiko Endres kennen. Als Paar nahmen Corinne und der gebürtige Gaukönigshöfer den Bau ihres Hauses in Angriff und heirateten 2006.
Nicht lange danach, als Tochter Juliette gerade einige Monate alt war, zog die kleine Familie, bedingt durch den Beruf von Heiko Endres, nach Sao Paulo in Brasilien. In der größten Stadt des Landes kam 2007 Philipp zur Welt. Der Aufenthalt in Südamerika währte nur zweieinhalb Jahre. Dann zog es die Familie zurück ins beschauliche Gaukönigshofen, wo 2013 Juliettes jüngster Bruder Arnaud geboren und exakt als 2500. Einwohner der Gemeinde registriert wurde.
Juliette postet ihre Eindrücke auf Instagram
Wie groß ihr Heimweh sein wird, das kann Juliette Endres noch nicht abschätzen. Jedenfalls hilft ihr dagegen der Instagram-Account juliette.goes.to.ecuador, über Juliette den Kontakt zu ihren Familie und Freunden hält und regelmäßig ihre Eindrücke postet. Wer ihr freiwilliges Jahr dort verfolgen will, der soll ihr eine Email schreiben, sagt die 18-Jährige.
Auch den Internationalen Bund freier Träger der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit e.V., kurz IB, möchte Juliette gerne unterstützen. Der IB hat ihr Auslandsjahr ermöglicht und übernimmt die Kosten für Flüge, Schulungen und Versicherungen. Um auch künftig jungen Menschen die Möglichkeit eines Freiwilligendiensts im Ausland anbieten zu können, sei der Verein auf Spenden angewiesen, die auch steuerlich anerkannt werden. Die Daten des Spendenkontos teilt Juliette Endres ebenfalls gerne mit.
Kontakt: Juliette Endres, Am Eichenpfad 45, Gaukönigshofen, Email: endresjuliette@gmail.com.