
Große Namen sitzen in der Jury: unter anderem die britische Pop-Rock-Band Coldplay, die italienische Pop-Sängerin Laura Pausini oder die US-amerikanische Popsängerin Bebe Rexha. Die International Songwriting Competition (ISC) gehört zu den bedeutendsten Songschreiber-Wettbewerben der Welt. Sie wurde entwickelt, um das musikalische Talent von Songschreibern zu fördern. Das Besondere in diesem Jahr: Neben zahlreichen Musikern aus der ganzen Welt, stehen in diesem Jahr auch gleich zwei Musiker aus Würzburg mit ihren Songs im Finale.
Ohne große Erwartungen beworben
"Hannah & Falco" sind die Sängerin Hannah Weidlich und der Sänger und Songwriter Falco Eckhof aus Würzburg. Ihre Songs beschreiben die beiden selber als bodenständigen, modernen Mix aus Folk und Americana, der sich durch das ganz genaue Hinsehen auf das eigene Innenleben, die Beziehung zueinander, und zu Anderen auszeichnen. Dass sie ins Finale gekommen sind, damit hätten sie bei ihrer Bewerbung überhaupt nicht gerechnet: "Wir hatten uns ehrlich gesagt ohne große Erwartungen beworben, weil wir einfach neugierig waren, ob wir denn eine Chance haben", erzählt Eckhof. "Deswegen war es schon eine große Überraschung und wir haben uns sehr gefreut."

Für die International Songwriting Competition bewerben sich die Künstler selber. Es gibt eine Bewerbungsphase, in der man eigene Songs einschicken kann. Man bewirbt sich je nach Genre für eine Kategorie, darunter unter anderem Blues, Children's Music, Country, Folk/Singer-Songwriter, Instrumental oder Jazz. Nachdem die Bewerbungsphase vorbei ist, werden von einer ersten Jury die Halbfinalistinnen- und finalisten ausgewählt. Anschließend wird eine Auswahl getroffen und die Finalistinnen und Finalisten verkündet. Unter diesen wählen dann bekannte Juroren die Songs aus, die am Ende gewinnen.
Ein Song, der sich um Hoffnung dreht
Hannah & Falcos Song "Blind for the Moment" ist nun in der letzten Runde und damit unter den weniger als ein Prozent der mehr als 29 000 Einsendungen, die im Finale stehen. "Für uns war 'Blind for the Moment' immer ein Song, der sich letztlich um Hoffnung dreht", erzählen die beiden. "Um eine schwierige Phase, um Traurigkeit und Aussichtslosigkeit, aber am Ende doch um diesen Schimmer von Hoffnung, der all dem trotzdem innewohnt." Im Song gibt es das Bild von einem Feuer, das eigentlich aus ist, wo nur noch wenig Glut übrig ist, das aber immer noch einzelne Funken in die Luft wirft und wieder aufflackern kann. "Ich habe den Song vor ein paar Jahren geschrieben, als ich das Gefühl hatte, nichts geht so wirklich weiter oder so voran wie ich es mir vorstelle, und es ist bis heute trotzdem ein hoffnungsvoller Song für mich", erklärt Eckhof. "Im Song gibt es auch die Zeile 'we are too young to give up yet', das trifft eigentlich die Message ganz gut."
Bis Anfang Mai werden die Gewinnerinnen und Gewinner in den einzelnen Kategorien bekannt gegeben. Das heißt erst einmal abwarten für die Würzburger. Auf der Webseite der ISC steht geschrieben, dass neben Geld- und Warenpreisen, die Gewinner von einer Werbekampagne profitieren, die darauf abzielt, ihre Songwriting-Leistungen international bekannt zu machen und ihnen Aufmerksamkeit zu schenken.
"Ob wir am Ende tatsächlich unter den ersten drei Plätzen in unserer Kategorie sind, keine Ahnung, aber selbst wenn nicht, sind wir jetzt schon glücklich mit dem Ergebnis", so das Duo. Dass es ihr Song in so einem großen, internationalen Songwriting Wettbewerb bis ins Finale geschafft hat, macht die beiden auch jetzt schon stolz.
Seit 15 Jahren reicht Markus Rill Songs ein
Im Genre Americana ist der Song "Inside the Wheel" des Würzburger Sängers Markus Rill nominiert. Der Sänger und Main-Post Redakteur gehört zu den bekanntesten deutschen Americana-Künstlern, seit er vor über 20 Jahren mal ein Jahr lang in Texas studierte und die US-amerikanische Volksmusik inhalierte. Seit 2005 oder 2006 - Rill ist sich nicht mehr sicher - reicht er beim ISC jährlich zwei Songs ein. Damals hat er einige Platten in Nashville aufgenommen, der Wettbewerb wurde ihm dort empfohlen.
Mit Ausnahme des letzten Jahres - Rill hat es bis ins Halbfinale geschafft - hatte er jedes Jahr einen Song im Finale. "Einmal habe ich den sogenannten Stocking-Stuffer-Sonderpreis gewonnen. Da wurden nur Songs bewertet, die in einem bestimmten Zeitraum eingereicht wurden", erzählt der 50-Jährige. Dass er es in diesem Jahr wieder ins Finale geschafft hat, freut ihn sehr. "Ich habe auch gleich nachgeschaut, ob Falco weitergekommen ist und habe mich für ihn gefreut."

"Es besteht die Chance, ein Feedback für dein Songwriting zu bekommen, ohne dass dein Name oder dein Status dabei eine Rolle spielen", begründet der Sänger seine jährlichen Bewerbungen. Besonders freut ihn, dass er als Nicht-Muttersprachler in so textlastigen Genres wie Folk oder Americana in diesem Wettbewerb so weit gekommen ist. "Und es ist überragend zu wissen, dass ein Genie wie Tom Waits als Jurymitglied einen Song von mir hören wird."
In den vergangenen Jahren waren auch Bonnie Raitt, Jason Isbell, Robert Smith von The Cure oder Ray Davies von den Kinks schon Juroren und haben Songs von Rill gehört. "Das ist ein fantastisches Gefühl. Ich warte noch drauf, dass mal einer von denen anruft und sagt, er möchte einen meiner Songs aufnehmen."
An einen Gewinn glaubt Markus Rill nicht
Dann kommt Markus Rill noch auf den Entstehungsprozess seines nominierten Songs "Inside the Wheel" zu sprechen. Zuerst hatte er den Refrain, "der nach dem Sinn des großen Ganzen fragt und feststellt, dass wir alle nur kleine Rädchen im großen Getriebe sind." Damit der Song jedoch nicht zu moralisierend wird, wollte sich der Musiker in den Strophen vom linear Narrativen entfernen. "Das wird also etwas surreal, vielleicht ein Versuch, Bilder wie von David Lynch hervorzurufen." Er nennt die erste Zeile als Beispiel, dort geht es um die Erscheinung eines Hofnarren in der Ecke eines ovalen Raumes. "Das stellte mir die Herausforderung, auf diesem sprachlichen Niveau zu bleiben. Bildungsbürgertum im Rock'n'Roll, eigentlich ein Widerspruch. Ich hab wohl zu viel Dylan gehört."
An einen Gewinn glaubt Rill nicht, schließlich hat er bereits rund 15 Songs im Finale gehabt und nie landete einer unter die ersten Drei seiner Kategorie. Aber: "Ich hab da einen guten in der Mache, den ich dieses Jahr einreichen werde", sagt er. Die großen Hoffnungen liegen also auf die nächste ISC.
Ein dritter Würzburger hat es ins Halbfinale geschafft

Ein dritter, noch eher unbekannter, Würzburger stand ebenfalls im Halbfinale. Auch wenn es für das Finale nicht gereicht hat, freut sich Nick Paschenda alias FinnFinn, dass er so weit gekommen ist und fühlt sich "als hätte ich den Mount Everest bestiegen." Der 37-jährige Songwriter arbeitet eigentlich als Psychotherapeut, hat in Würzburg seine eigene Praxis. Als Jugendlicher habe er das Songwriting "immer mal wieder" gemacht, aber es nie ernsthaft verfolgt. Alles änderte sich, als er mit seinem Beruf anfing. "Ich brauchte abends einen Ausgleich zu den manchmal sehr intensiven Gesprächen am Tag", erzählt er. Musik hat ihm diesen Ausgleich gegeben. Paschenda schreibt meistens Songs für seine Familie oder Freunde und verschenkt diese. "Ich mag also tatsächlich die Abgeschiedenheit und Ruhe bei diesem Hobby. Hier kann ich ganz abschalten und bei mir sein." Der Songschreiber war in den Kategorien "Pop/Top40" und "Unpublished" nominiert.