Würzburg, Kassel, Stuttgart, Hamburg, Haldern, Leipzig, Berlin, Nürnberg, München . . . das Duo Hannah & Falco hat intensive Tournee-Wochen vor sich. Am 27. September erscheint „Field Notes“, das erste Album der beiden jungen Würzburger Musiker. Und nach dem Release Konzert im Würzburger Jugendkulturhaus Cairo am Freitag stehen 20 Termine quer durch die Republik und eine Show in Wien an. In ihrer Heimat sind Sängerin Hannah Weidlich und Gitarrist und Songwriter Falco Eckhof – nach Auftritten beim Puls Open Air, Hafensommer, Umsonst & Draussen oder Nürnberg-Pop – wohl kein Geheimtipp mehr. Dass sie live gerne mit ihrer Band „The Familiar Faces“ auftreten und ihren besonderen Sound durch Geige, Kontrabass, Schlagzeug und Klavier ergänzen, ebenso wenig. Die Songs von „Field Notes“ haben die beiden Anfang-Zwanziger auch mit Band aufgenommen – in den Hamburger Clouds Hill Studios. Ein Interview in Stichworten. Was fällt Ihnen jeweils ganz spontan ein?
Falco Eckhof: Für uns war es etwas Besonderes, weil wir zum ersten Mal mit einem Produzenten, mit Oliver Zülch, gearbeitet haben und auch zum ersten Mal in einem „richtigen“, großen Studio aufgenommen haben.
Hannah Weidlich: Wir sind mittlerweile ja schon seit über sechs Jahren zusammen und machen seit gut dreieinhalb Jahren Musik zusammen. Beides beeinflusst sich auch gegenseitig sehr.
Hannah und Falco: siehe P wie BDKV-Preis!
Hannah: Die macht sich breit, wenn wir keine Musik machen können, weil wir das ganze Außenrum organisieren und planen müssen. Es ist echt krass manchmal, wie viel Zeit wir vor dem Computer und am Telefon sitzen. Und da gibt es auch manchmal Meinungsverschiedenheiten, wenn wir sehr gestresst sind. Wir haben zum Beispiel dieses Jahr schon über 60 Zugtickets gebucht, das müssen wir dann alles auch mit jedem aus unserer Band abklären.
Falco: Dann kommen noch so Dinge wie Steuererklärung dazu. Ernüchterung macht sich auch breit, wenn man einfach keine Antwort auf Anfragen zum Beispiel für die Album-Promo bekommt und man dann zwangsläufig ein bisschen an sich und der eigenen Musik zweifelt.
Hannah: Das sind Dinge, die man von außen nicht sieht, die aber einen Großteil unserer Zeit ausmachen. Ich finde es wichtig, das auch mal zu sagen, dass vieles einfach nicht funktioniert oder stressig ist. Viele denken, wir haben so ein tolles, spannendes Leben . . . Wir sind sehr dankbar für alles, was wir so erleben dürfen. Aber trotzdem ist nicht immer alles perfekt. Wir sitzen super viel in Zügen, Autos, am Computer und streiten auch mal.
Reinhören, wie "Hannah & Falco" klingt:
Falco: Da machen wir uns mittlerweile nicht mehr so viele Gedanken darüber, unsere Musik ist eben einfach irgendein Mix aus Folk, Americana, Pop, und allen möglichen Untergenres, die es noch so gibt. Wir sind ganz glücklich damit, das einfach Folk zu nennen.
Hannah: Oft wundern sich Leute, dass wir so jung sind und diese Art von Musik machen. Es gibt in Deutschland kaum Bands in unserem Alter, die das gleiche Genre bedienen. Die meisten meiner Freundinnen und Freunde hören Billie Eilish oder Rap und denken bei Folk nur an Bob Dylan. Die wundern sich dann, warum wir diese Art von Musik machen.
Falco: Ich persönlich finde überhaupt nicht, dass Folk nicht mehr aktuell ist, sondern gerade heutzutage als Genre auch immer noch sehr gut geeignet ist, gesellschaftliche Probleme zu thematisieren und aufzugreifen.
Falco: Wir freuen uns sehr, endlich bei der Release Tour alle neuen Songs zu präsentieren und zu sehen, wie sie bei den Menschen ankommen!
Hannah: Dieses Mal wird es besonders spannend, weil wir in vielen unterschiedlichen Besetzungen spielen werden. Mal zu viert, mal zu sechst, mal mit Geige, mal ohne . . . Sicher ist, dass wir in jeder Stadt mit Band spielen.
Falco: Wir haben dieses Jahr auch schon viele schöne Konzerte spielen dürfen, erst jetzt Anfang September zum Beispiel als Support vom amerikanischen Songwriter John Paul White in Köln und Berlin. Wir sind seit jetzt auch Teil von By-on, einem Spitzenförderprojekt des Verband für Popkultur in Bayern e.V und werden zum Beispiel bei Supportshows unterstützt.
Hannah: Sind uns sehr wichtig!
Falco: Wir haben versucht, auf dem Album eine gute Balance zu finden zwischen Beobachtungen, Persönlichem und kleinen Erzählungen in Songform. Ich glaube, das hat ganz gut funktioniert, deswegen gibt es ganz unterschiedliche Themen auf dem Album: Songs die ein bisschen ironisch-resigniert übers Sich-einfrieren-und-erst-in-der- Zukunft-wieder-auftauen-lassen sprechen oder über Lüge. Songs, die soziale Probleme thematisieren. Songs, die Geschichten zum Beispiel über Amnesie erzählen. Aber auch ganz offen persönliche Songs, die sich um das eigene Leben und Ängste, Resignation oder einfach nur ums Umziehen drehen.
Hannah: Wir können beide nicht so gut Noten lesen. Wir arbeiten eigentlich nur mit Sheets und dort stehen nur der Text und die Akkorde drauf. Unsere Band kann zum Glück sehr gut improvisieren und schnell umsetzen, was wir uns alles so wünschen und die Vier gleichen unser Unwissen dafür umso mehr mit theoretischem Wissen aus ihrem Studium aus.
Hannah: Wir waren ganz schön überrascht, als wir erfahren haben, dass wir den Preis des BDKV bekommen werden und haben uns natürlich sehr gefreut. Wir sehen den Preis vor allem als Chance, besondere Aktionen verwirklichen zu können und eine Art Rücklage für zukünftige Aufnahmen zu haben. Ohne den Preis hätten wir die Promo-Tour finanziell nicht stemmen können. Wir haben einen alten VW Bulli gemietet und sind damit in drei verschiedene Städte gefahren. Vor Ort haben wir Menschen gefragt, ob sie sich zu uns in den Bulli setzen wollen und haben ihnen einen Song vorgespielt. Eine Filmemacherin hat das Ganze dann festgehalten, und die nächsten Monate werden wir davon einige Videos über unsere Social-Media-Kanäle und Youtube veröffentlichen.
Falco: Routinen gibt es bei uns eigentlich nicht wirklich. Das kann manchmal ein bisschen anstrengend werden, besonders wenn mehrere Termine am Stück liegen und man gefühlt den halben Kleiderschrank ausräumt, mit sich rumschleppt und dann wieder einräumt oder man weiß, dass zu Hause noch Dinge warten, die man eigentlich erledigen wollte.
Hannah: Gerade wenn man so wenig zu Hause ist und oft sehr spät noch Festivals oder Konzerte spielt, gibt es in dem Sinne keine Routine, dass wir jeden Tag zur gleichen Zeit aufstehen und dann immer die gleichen Dinge machen.
Hannah und Falco: Siehe Ernüchterung!
Hannah und Falco: Wir haben einige Vorbilder oder zumindest Künstlerinnen und Künstler, die wir gut finden. Vor allem aus der amerikanischen Musikszene: Phoebe Bridgers, Jade Bird, Jason Isbell, Conor Oberst, Gregory Alan Isakov, Mandolin Orange.
Falco: Wir würden uns wünschen, mit unserer Musik immer mehr Leute zu erreichen und Stück für Stück eine wachsende Fanbase aufzubauen. Das große Ziel ist auf jeden Fall, von der Musik leben zu können.
Hier gibt es einen Vorgeschmack aufs neue Album - mit dem Titelsong!
Hannah: Wir haben uns für unser Release-Album überlegt, schon lang vor Veröffentlichung des Albums immer wieder einzelne Songs zu releasen. Seit April gab es vier Singles und zu jeder Single gibt es auch ein Musikvideo auf Youtube. Die letzte Single und damit das letzte Musikvideo erscheinen am 20. September und sind für alle Würzburger interessant, weil wir es auf dem Umsonst & Draussen gedreht haben.
Falco: Die nähere Zukunft ist auf jeden Fall mit der Tour erstmal sehr gut ausgefüllt. Nächstes Jahr gibt’s dann hoffentlich auch wieder viele Festivals im Sommer, bei denen man uns sehen kann. Und am Schreiben sind wir sowieso auch immer, wenn mal ein paar ruhige Tage zu Hause sind. Ob wir nächstes Jahr schon wieder ins Studio gehen? Keine Ahnung.
Album und Konzert: Realase von "Field Notes" ist am Freitag, 27. September, im Jugendkulturhaus Cairo in Würzburg, Fred-Joseph-Platz 3. Einlass ab 20 Uhr. Support: Adrian Millarr, Tickets unter www.hannahandfalco.com/live