Bereits auf Abwegen befand sich Florian Engelmann:"Bis ins Studium hinein hatte mich die Arbeit hier im Weingut eher abgeschreckt." Jetzt ist er Seiteneinsteiger im elterlichen Weingut Leininger in Eibelstadt und gilt als einer der talentierten Jungwinzer.
Betriebswirtschaft, so glaubte Florian Engelmann, würde seiner "eher gemütlichen Natur" mehr entsprechen. "Junior mach'!", hieß es dagegen plötzlich vor fünf Jahren. Der Ruf in den Weinberg traf Florian unvermittelt, als Vater Dirk Engelmann am zweiten Tag der Weinlese durch einen Sturz ausfiel. Für das nach dem Krieg von Walter Leininger gegründete, derzeit älteste Selbstvermarkter-Weingut Eibelstadts, war es die Nagelprobe. "2015 ist nicht wirklich gelungen", sagt der Jungwinzer mit Blick auf den Wein. Gelungen ist aber die Kehrtwende zurück ins Weingut und der "Senkrechtstart für ein hoffnungsvolles Winzertalent". So jedenfalls sieht es Hermann Mengler, Chef-Önologe beim Bezirk Unterfranken.
Engelmann setzt auf den Familienbetrieb
"Es zeichnet Unterfranken aus, dass es eine junge Generation an Winzern gibt, die weiter machen", sagt Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel. Mit der Fachberatung für Kellerwirtschaft beim Bezirk Unterfranken verantwortet er eine der Stellschrauben für die Kulturlandschaft Weinfranken. Was Jungwinzer antreibt, wie die Realität im Alltag aussieht, wollte er auf seiner diesjährigen Sommertour herausfinden.
Der Informationsbesuch mit Weinkönigin und Jungwinzerin Carolin Meyer sowie den Bezirksrätinnen Rosa Behon (CSU) und Christina Feiler (Grüne) zeigt, dass Engelmann weiter auf Familienbetrieb setzt und besondere Qualität weiter herausarbeiten will. Er plant langsam von 8,5 auf 15 Hektar zu wachsen. Schnell habe er festgestellt, dass die Weine der Steillage Mönchsleite "immer besser sind als die anderen", die intensive Handarbeit dort also mit toller Qualität belohnt wird. Zunächst hat er vor allem den Sortenwechsel betrieben, hin zu 60 Prozent Silvaner. Weg vom Rotwein:"Ich weiß bei Weißwein viel besser, wo es hingehen soll." "Klare" Weine, bei denen die Mineralik herausgearbeitet ist, trotzdem "trinkfreudig" und "einfach zu verstehen", sind das Ziel mit den traditionellen Sorten.
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Engelmann denkt aber auch an das Umveredeln alter Stöcke, die Trockenheit besser wegstecken. Sein Fachwissen hat er sich zwischenzeitlich in der Ausbildung zum Nebenerwerbswinzer bei der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim angeeignet. Fünf Jahre gibt er sich noch, um den Betrieb weiter zu ordnen, auch sich selbst zu sortieren. 2025 will er ihn übernehmen und dann auch eine Vinothek einrichten. Er experimentiert mit Holzfässern, mit biologischem Anbau – wie viele seiner jungen Kollegen, weiß Weinkönigin Meyer. "Die meisten kombinieren."
Engelmann will zu den Top-Erzeugern gehören
Zu sehen, was wirklich hinter dem "Weingut Leininger" steckt, habe ihn in den Bann gezogen, erzählt der jetzt 26-jährige Handelsfachwirt. Er habe sofort vieles durchprobiert in der Weinszene. Bei Frank&Frei habe er die kritisch-kreativen Kollegen gefunden, die ihn herausforderten. "Mein Ziel ist es, zu den Top-Erzeugern Frankens zu gehören. Step by Step", sagt er.
Außerdem hatte sich Engelmann gleich 2016 an die Fachberater des Bezirks gewandt und für Weinberg und Marketing einen Schlachtplan entwickelt. Seinen "eigenen Wein-Stil" machen zu dürfen, war die Bedingung für seinen Einstieg in den elterlichen Betrieb.
"Da sind Welten aufgegangen", sagt Vater Dirk Engelmann und freut sich über jeden Tag der Zusammenarbeit. "Es ist eine absolut notwendige Entwicklung losgetreten worden", so der gelernte Winzer.
Ferienwohnungen kamen dazu
Vor 25 Jahren war das Weingut Leininger aus der Stadtmitte mit einem Neubau in den Theilheimer Weg gezogen. Dort gibt es auch für den Jungwinzer Entwicklungsmöglichkeiten. Fünf Ferienwohnungen sind dazu gekommen – und seitdem ausgebucht. Die Bewertungen allesamt top – dank Mutter Monika Engelmann, die sich um die Gäste kümmert. Kaum ein Gast gehe ohne Wein - das gehöre zum neuen Gesamtkonzept, so Engelmann. Und: 90 Prozent der Weinkunden gelten als Stammkunden.
Verkauft wurde dafür das Stammhaus. Dort zieht unter dem Namen "Leininger" Gastronomie ein, ausgeschenkt wird natürlich der Leininger-Wein. Genau wie bei der Kooperation mit dem Imbiss an der neuen Eibelstadter Mainlände.