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Würzburg
Junge Winzer übernehmen die Güter in einer bewegten Zeit
Die jährliche Wein-Sommerreise des Bezirkstagspräsidenten Erwin Dotzel stellte den "Strukturwandel" in den Mittelpunkt. Es verschwinden Betriebe, doch die Rebfläche bleibt.
Hoheiten mit Corona-Abstand: Bei der Wein-Sommertour des Bezirks trafen sich in Eibelstadt die dortige Weinprinzessin Andrea Engelmann und Weinkönigin Carolin Meyer im Weingut Leininger. 
Foto: Silvia Gralla | Hoheiten mit Corona-Abstand: Bei der Wein-Sommertour des Bezirks trafen sich in Eibelstadt die dortige Weinprinzessin Andrea Engelmann und Weinkönigin Carolin Meyer im Weingut Leininger. 
Folker Quack
 |  aktualisiert: 10.08.2020 02:10 Uhr

Der bevorstehende Renteneintritt der sogenannten Babyboomer-Generation hat auch Auswirkungen auf den fränkischen Weinbau. "Wir haben zwar einen hervorragenden Nachwuchs", sagt der Präsident des fränkischen Weinbauverbandes, Artur Steinmann. Der aber stehe auch vor großen Aufgaben. Viele Betrieb rüsten auf Bio-Anbau um, generell müsse man naturnaher produzieren. Der Klimawandel sorge für viele Chancen, aber eben auch Risiken wie gefährliche Spätfröste, kürzere Reifeperioden und vor allem Wasserknappheit.  

Junge Winzer vor großen Aufgaben

Grund genug für Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel, seine traditionelle Wein-Sommerreise dieses Jahr unter das Motto "Aufbruch - Struktureller Wandel in der fränkischen Weinwirtschaft" zu stellen. Dotzel selbst ist überzeugt, dass mit dem Mut der Jungen und der  Erfahrung der Alten der Generationenwechsel gut gelingen werde. 

Im Holzfasskeller des Weingut Leininger in Eibelstadt gibt Florian Engelmann Bezirkstagspräsidenten Erwin Dotzel Einblicke in die Weinverarbeitung.
Foto: Silvia Gralla | Im Holzfasskeller des Weingut Leininger in Eibelstadt gibt Florian Engelmann Bezirkstagspräsidenten Erwin Dotzel Einblicke in die Weinverarbeitung.

Die Weinreise 2020 führte in die Weingüter Leininger in Eibelstadt und Rainer Sauer in Escherndorf. Beide Güter befinden sich gerade im Übergang zur nächsten Generation. In Eibelstadt  bereitet sich Florian Engelmann auf die Übernahme des elterlichen Betriebs vor. Florian studierte gerade Betriebswirtschaft, als sich sein Vater 2015 die Ferse brach und er kurzfristig aushelfen musste. Eigentlich wollte er einen anderen Weg gehen, doch dann faszinierte ihn die Arbeit so sehr, dass er seine ersten Weißweine vinifizierte. Jetzt ist der 26-Jährige fest entschlossen, den elterlichen Betrieb in fünf Jahren zu übernehmen und von 8,5 auf zehn Hektar zu erweitern.  

Betriebe müssen wachsen oder weichen

Nicht immer klappt das so reibungslos, berichtet Herman Mengler von der Weinfachberatung des Bezirks Unterfranken. Mit dem Generationenwechsel gehe in Unterfranken ein Strukturwandel einher. Vor allem kleine Betriebe verschwinden: Von 3870 im Jahr 2005 sind 2019 nur noch 1896 übrig. Allerdings sei die bewirtschaftete Rebfläche keineswegs geschrumpft.

Für viele kleine Winzer stelle sich deshalb,  wenn ein Generationenwechsel anstehe, die Frage:  Wachsen oder Weichen? Denn kleine Nebenerwerbsbetriebe böten der nachfolgenden Generation keine Perspektive, so Mengler. Bei schätzungsweise 600 Weingütern in Unterfranken sei die Nachfolge noch nicht geregelt, sagt Artur Steinmann.

Nebenerwerbswinzer werden immer weniger

In den 70er Jahren dominierten noch Betriebe, die Acker-, Wein- und Obstbau betrieben hätten. Sie lieferten ihren Wein meist an Genossenschaften. Zwar habe die GWF, eine der sechs größten Genossenschaften in Deutschland, noch immer die größte Rebfläche und die meisten Mitglieder in Franken. Doch die Zahlen seien seit zehn Jahren rückläufig. Franken brauche weiter starke Genossenschaften. Denn nur sie kämen in ganz Deutschland mit dem Frankenwein in die Supermarktregale, so Mengler.

Generationenwechsel: 2021 wird Daniel Sauer das Weingut von seinem Vater Rainer Sauer übernehmen. 
Foto: Silvia Gralla | Generationenwechsel: 2021 wird Daniel Sauer das Weingut von seinem Vater Rainer Sauer übernehmen. 

Das Weingut Rainer Sauer in Escherndorf hingegen verkauft 95 Prozent seiner Weine an den Endverbraucher. Hier steht der Stabwechsel unmittelbar an. Rainer Sauer wird nächstes Jahr 65 und wird seinen Betrieb dann komplett seinem Sohn Daniel übergeben. Der stellt den Betrieb gerade für die Biozertifizierung um, die vielleicht schon nächstes Jahr erreicht wird. Daniel Sauer ist schon seit Jahren im Weinbau, sammelte Erfahrungen im Ausland und bekam zuhause, wie er sagt, den nötigen Freiraum. "Freiraum" nennt er dann auch bis heute seinen ersten selbst kreierten Silvaner, bei dem er auch die Weinfachberatung des Bezirks einmal nicht um Rat gefragt hätte.

Fachkompetenz der Weinberatung gewürdigt

Ansonsten aber bedeutet gerade die jungen Winzer die fachliche Beratung durch den Bezrik Unterfranken sehr viel. Denn da gehe es nicht nur um Anbau, Erziehung der Reben und Kellereitechniken, sondern auch um Vermarktung und Strategien. Ohne diese Fachkompetenz stünde der fränkische Weinbau heute nicht dort, wo er steht, sagt Artur Steinmann.

Vinophile Fachgespräche bei der Sommer-Tour des Bezirk Unterfranken im Weingut Rainer Sauer in Escherndorf. Von links: Rainer Sauer, Hermann Mengler und Erwin Dotzel. 
Foto: Silvia Gralla | Vinophile Fachgespräche bei der Sommer-Tour des Bezirk Unterfranken im Weingut Rainer Sauer in Escherndorf. Von links: Rainer Sauer, Hermann Mengler und Erwin Dotzel. 

Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel versichert, dass die Weinfachberatung weiterhin ein verlässlicher Partner bleibe. Er habe sie von zwei auf drei Fachberater aufgestockt. Der Bezirk habe viele schwierige und wichtige Aufgaben, gerade auch im sozialen Bereich. Aber die Highlights seien Kunst, Kultur und Wein. 

 
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