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Würzburg
So ist der Alltag des Schwimmmeisters im Dallenbergbad Würzburg
Beckenrand statt Balearen: Diesen Sommer zieht es viele Würzburger ins Freibad. Für Schwimmmeister Andreas Oehrlein heißt das: Arbeit ohne Ende. Ein Einblick.
Schwimmmeister in Zeiten von Corona: Unterwegs mit Andreas Oehrlein während seiner Schicht im Dallenbergbad in Würzburg. Täglich spritzt er das Babybecken vor Öffnung des Bades aus.
Foto: Silvia Gralla | Schwimmmeister in Zeiten von Corona: Unterwegs mit Andreas Oehrlein während seiner Schicht im Dallenbergbad in Würzburg. Täglich spritzt er das Babybecken vor Öffnung des Bades aus.
Maria Faiß
Maria Pfister
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:25 Uhr

An einem warmen Ferientag herrscht im Würzburger Dallenbergbad reger Betrieb. Denn einige Familien fahren aufgrund der Corona-Pandemie nicht in den Urlaub und viele Schüler verbringen ihre freien Tage mit Freunden am Beckenrand. Schwimmmeister Andreas Oehrlein ist seit 30 Jahren für die Technik im Bad und die Sicherheit der Besucher verantwortlich. Wie sieht sein Arbeitstag zurzeit aus?

Um 10 Uhr öffnet der Schwimmeister das Tor. Dabei richte er sich nicht nach einer normalen Uhr, sondern nach den 10-Uhr-Nachrichten im Radio. "Wenn das Tor dann zu früh oder spät aufgeht, können sich die Besucher bei Radio Gong oder Charivari beschweren", scherzt Oehrlein. 

Die Corona-Pandemie erfordert schon beim Einlass besondere Maßnahmen. Beim Kommen und Gehen werden die Besucher mit ihrem Ticket eingescannt, um Aufenthaltszeiträume im Falle einer Corona-Infektion besser eingrenzen zu können. Außerdem stehen Mitarbeiter mit "Klickern" bereit, die die Besucher zählen. Dasselbe gilt auch für die Becken – im Nichtschwimmerbecken dürfen sich maximal 300 Personen aufhalten. 

Viele Aufgaben hinter den Kulissen

Viele kleine Aufgaben des Schwimmmeister bekommen die Besucher in der Regel gar nicht mit. "Diese laufen meistens hinter den Kulissen ab oder wenn weniger Gäste im Bad sind. Trotzdem sind sie unerlässlich für den Badbetrieb", erklärt Oehrlein.

Beim Rundgang zeigt sich auch, warum das so ist. Es geht von einem dunklen Keller in den nächsten. Überall warten wichtige technische Aufgaben auf Oehrlein: Tägliches Ablesen des Wasser- und Gaszählers, Besprechung des Anrufbeantworters mit aktuellen Wetterinformationen und Öffnungszeiten. Außerdem müssen die Schlüsselbändchen an den Wertschließfächern auf Unversehrtheit überprüft und gegebenenfalls ausgetauscht werden. Und das war nur die erste Station der morgendlichen Runde.

"Die Besucher sollen ja immer mit warmem Wasser duschen können."
Andreas Oehrlein, Schwimmmeister

Nächster Stopp ist der Heizungskeller unter der Duschanlage. Dort angekommen überprüft Oehrlein die Sicherungen und Temperatur der Duschen. "Die Besucher sollen ja immer mit warmem Wasser duschen können", sagt er. 

Der Lärm der großen Anlagen

Das Herzstück des Freibads ist das Filterhaus - beim Betreten hört man schon den Lärm der großen Anlagen. Die Umwälzpumpen befördern das gesamte Wasser zweimal am Tag durch die Filteranlage. Dort wird Dreck entfernt und das Wasser mit Chlor und Schwefelsäure versetzt. Auch hier muss der Schwimmmeister überprüfen, ob alle Pumpen funktionieren, die Filter nicht verstopft sind und genug Wasser in den Becken ist. Auch der Chlor- und Ph-Wert des Wassers wird hier gemessen – auf der digitalen Anzeige und auch mit einem zusätzlichen manuellen Messgerät. Dabei ähnelt das Vorgehen des Schwimmmeisters eher dem eines Chemikers. Oehrlein hantiert mit Chemikalien, Gasen und Laborutensilien.

Fotoserie

Die Befüllung der Becken läuft ebenfalls über das Filterhaus. Im Normalfall geht das völlig automatisch, aber der Schwimmmeister kann bei Bedarf auch manuell Wasser nachfüllen. "Die Pumpen schaffen es, 30 Liter Wasser pro Sekunde in die Becken zu füllen", so Oehrlein.

Draußen hört die Arbeit natürlich nicht auf. An den Becken und der großen Wasserrutsche gibt es eingebaute Siebe, die jeden Tag von Blättern und sonstigen Hinterlassenschaften befreit werden müssen – darunter auch häufig Schmuck, Münzen und Zopfgummis. Für manch ein Sieb muss Oehrlein ziemliche Verrenkungen anstellen oder auch in ein Loch im Boden klettern.

Die Reinigung der Becken gibt er dann allerdings an die Technik ab. Dafür stehen dem Schwimmmeister zwei Schweizer Unterwassersauger zur Verfügung. Sie erinnern ein wenig an den Disney-Roboter "Wall-e". Langsam rollen sie auf das Becken zu und tauchen ab ins kühle Nass. Diesen Vorgang steuert Oehrlein mit einer Fernbedienung. Danach schwimmen sie automatisch am Boden und entfernen Dreck, Haare und Algen. Und das jeden Tag für mehrere Stunden. Im großen Schwimmerbecken brauchen die Roboter bis zu vier Stunden für die Reinigung. 

Anzeige für den Anbieter Facebook Video über den Consent-Anbieter verweigert

Das Kinder-Planschbecken erfährt wegen Corona eine Sonderbehandlung. Dieses wird täglich abgelassen und gereinigt – auch die Deko-Tiere im Becken bekommen eine Dusche vom Schwimmmeister. Am nächsten morgen wird es dann wieder befüllt.

Sicherheit spielt eine wichtige Rolle

Die Sicherheit der Badegäste ist neben den technischen Arbeiten die wichtigste Aufgabe des Schwimmmeisters. Deswegen geht Oehrlein auch jeden Morgen der Verkehrssicherungspflicht nach. Dabei kontrolliert er die Besucherbereiche auf mögliche Gefahrenstellen. Diese müssen dann beseitigt oder abgesperrt werden.

Ansonsten kümmert sich der Schwimmmeister den gesamten Tag um die Aufsicht im Bad und die Befindlichkeiten der Badegäste. Darunter fällt auch die erste Hilfe bei kleineren Verletzungen, Sonnen- und Insektenstichen. "Eiswürfel und Pflaster sind deswegen immer auf Vorrat", sagt Oehrlein. Probleme mit Spinden und Schlüsseln gehören ebenfalls dazu. Schwieriger wird es bei Unfällen oder Delikten wie Diebstahl. "Die meisten Unfälle passieren auf den Rutschen und Sprungtürmen, da müssen wir dann auch mal den Krankenwagen rufen", sagt er. 

"Ansonsten haben wir hier Kiliani und Ischgl auf einmal."
Andreas Oehrlein, über Kontrollen der Regeln

Die Zahl der Gäste habe deutlich abgenommen und das nicht nur aufgrund von Corona. 2003 waren es an Spitzentagen noch 12 000 Besucher, 2019 nur 7 000 und in diesem Jahr sind es bedingt durch Corona bisher gerade einmal 2 700. "Viele stört die verpflichtende Anmeldung oder das Warten am Eingang und den Becken, deswegen haben einige Stammgäste auch schon kapituliert und kommen nicht mehr", bedauert Oehrlein. 

Zusätzliches Security-Personal am Eingang achtet auf die Einhaltung der Hygienemaßnahmen und Maskenpflicht. "Wir weisen Besucher auch immer wieder auf die Regeln hin - einige motzen dann schon mal, aber es wird trotzdem gemacht", sagt Oehrlein. Auch die Zwei-Personen-Regelung auf den Sprungtürmen werde hin und wieder missachtet, sodass Oehrlein eingreifen muss: "Ansonsten haben wir hier Kiliani und Ischgl auf einmal."

 
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