Seit Kurzem haben viele Reisebüros wieder geöffnet oder betreuen ihre Kunden via E-Mail oder Telefon. Neben Stornierungen und Umbuchungen stehen erstmals seit Wochen wieder Buchungen mit auf der Tagesordnung. Dennoch sei vor den Pfingstferien nicht der große Andrang ausgebrochen, "dazu sind die Menschen noch zu vorsichtig, der Schock war zu groß", vermutet Karin Röder vom DER-Reisebüro in der Theaterstraße. Diejenigen, die es doch spontan in die Pfingstferien zieht, buchten meist im Inland, zum Beispiel an Deutschlands Nord- oder Ostsee.
Bei den Flugreisen warten die Kunden noch auf die Aufhebung der Reisewarnung, so Röder. Schließlich heißt es auf der Homepage des Auswärtigen Amtes, dass nach wie vor "vor nicht notwendigen, touristischen Reisen in das Ausland" gewarnt wird, "da weiterhin mit starken drastischen Einschränkungen im internationalen Luft- und Reiseverkehr, weltweiten Einreisebeschränkungen, Quarantänemaßnahmen und der Einschränkung des öffentlichen Lebens in vielen Ländern zu rechnen ist". Dies gilt vorerst bis einschließlich 14. Juni. Anfragen für Flugreisen indes gebe es schon, "da kristallisiert sich ähnlich wie im vergangenen Jahr Griechenland als ein beliebtes Reiseziel heraus".
Wunsch nach Reisen
"Der Wunsch, wieder verreisen zu können, ist bei den Menschen auf jeden Fall spürbar", sagt Helmut Zoepffel vom gleichnamigen Würzburger City-Reisebüro. Beim wie, wohin und unter welchen Voraussetzungen seien durch die Corona-Pandemie natürlich Unsicherheiten da, "da ist es die Aufgabe von uns Reisefachleuten, auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen und zu recherchieren, ob das Gewünschte möglich ist". Sein Tipp: Jeder müsse sich selbst hinterfragen, wie und mit was er sich wohlfühle: "Es macht ja keinen Sinn weit weg in den Urlaub zu fahren und dann andauernd Bedenken zu haben." Da empfiehlt es sich eher, mit einem Urlaub in Deutschland zu beginnen.
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Und selbst hier sei es für die Reisebranche momentan schwierig, immer die aktuellen Corona-Beschränkungen und Lockerungen der verschiedenen Bundesländer im Blick zu haben, erzählt Zoepffel. Im europäischen Ausland kann er sich vorstellen, dass Holland, die Benelux-Länder und Österreich gerne bereist werden. Viele Anfragen von seinen Würzburger Kunden gebe es auch für Kroatien und Griechenland. "Die Reiselust steigt. Ich habe sogar schon Anfragen für Urlaube in 2021 bekommen."
Hygienevorschriften einhalten
Anfragen fürs nächste Jahr gab es auch schon im ADAC-Reisebüro am Sternplatz. Für die Pfingst- und Sommerferien in diesem Jahr sei aber derzeit kein Andrang spürbar, heißt es aus dem Reisebüro. Die Mitarbeiter seien weniger mit Neubuchungen beschäftigt, sondern mehr mit Umbuchungen oder Stornierungen. Vielleicht ändere sich das, wenn die Reisewarnung am 15. Juni wie angekündigt für 31 europäische Länder aufgehoben wird. Laut ADAC-Reisebüro sind viele Menschen derzeit noch sehr verunsichert.
Andere wählten alternative Reisemöglichkeiten wie Campingplätze oder Ferienwohnungen - mit eigener Anreise. Darauf lasse auch der Kauf von Vignetten schließen, heißt es vom ADAC-Service Nordbayern auf Nachfrage der Redaktion. Vignetten für Österreich und Slowenien im Kombipack seien viel gefragt - ein Hinweis darauf, dass es für einige Reisende nach Kroatien geht.
Neue Hygienevorschriften vor Ort
Grundsätzlich gilt derzeit erstmal: Ob Hotel, Ferienwohnung oder Camping - Reisende müssen sich auf jeden Fall mit neuen Hygienevorschriften vor Ort auseinandersetzen. Für das Buchen einer Pauschalreise spreche, "dass der Kunde abgesicherter ist, was Stornierungen oder auch andere Probleme vor Ort angeht". Denn in der Regel gibt es einen Ansprechpartner vor Ort, so Zoepffel. Zudem könnten bei der Buchung einer Pauschalreise - durch bestimmte Kontingente - Hotels oft günstiger angeboten werden als beim Hotelier selbst.
Aus dem ADAC-Reisebüro heißt es zudem, dass momentan einige Veranstalter anbieten, dass die Kunden bis 14 Tage vor Abflug kostenfrei stornieren könnten. Das biete den Reisenden mehr Sicherheit.
Hohe Einbußen für die Reisebranche
Zoepffel ist froh, dass die Arbeit wieder los geht. Seine Branche habe große Einbußen hinnehmen müssen,"nicht nur, dass die Reisebüros und Veranstalter keine Einnahmen mehr hatten, durch die Stornierungen mussten auch Rückzahlungen geleistet werden". Er habe zum Glück schon vor der Krise begonnen, vermehrt auf Online-Business umzustellen. Ab September bleibt sein Geschäft geschlossen und sei nur noch zu vorher vereinbarten Terminen nutzbar.
Auch im First Reisebüro in der Martinstraße freut man sich über Neubuchungen, wenngleich man auch hier auf den Stichtag für Flugreisen - 15. Juni - hofft. Momentan werde sehr viel Nord- und Ostsee gebucht, auch Urlaub in den Bergen, zum Beispiel im Allgäu, stehe bei den Würzburgern hoch im Kurs, sagt Reiseverkehrskauffrau Anna Will. Auf ihrer Facebook-Seite gibt das Reisebüro zum Beispiel Tipps für einen schönen Urlaub am Bodensee.
Als europäische Ziele für die Sommerferien sieht Will Griechenland, Mallorca und auch Menorca im Kommen. Anfragen nach einem Urlaub in Italien gebe es derzeit kaum. Da sei das Vertrauen wohl noch zu erschüttert durch die hohen Coronazahlen, die es vor allem in Norditalien gab, vermutet sie.
Generell hofft man in der Branche, dass das Jahr 2021 - nach hoffentlich überstandener Pandemie - Aufschwung und einen großen Reiseboom mit sich bringen wird.
Noch gilt im Hinblick auf den Urlaub im Ausland die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes wegen Corona.