"Wir sind stolz auf unsere Lisa!" Und: "Das ist ein Stück Geschichte, das wir miterleben dürfen." So klingen die Sätze, die man bei der Aufstellung zum Festumzug so oder so ähnlich öfters hört. Später wird Volkmar Halbleib gar von einem "Jahrhunderttag" sprechen. Denn Carmen Stumpf war 1975 die letzte Fränkische Weinkönigin aus Frickenhausen. Da sei die Jury noch von Ort zu Ort gefahren, um mit den Kandidatinnen Interviews zu führen, erinnert sich eine Zuschauerin. Heute läuft die Wahl zur Fränkischen Weinkönigin eher wie ein Casting ab. In Aschaffenburg traten drei Kandidatinnen in den Wettstreit um das Amt, Gewinnerin: Lisa Lehritter aus Frickenhausen im Landkreis Würzburg.
In Frickenhausen wurde die Weinköniginnen-Wahl am Freitag live im Benefiziatenhaus übertragen. Und egal, wie es am Ende ausgehen sollte: eine After-Show-Party war in dem Ort auf jeden Fall geplant. Und dann gab es mit dem Sieg tatsächlich etwas zu feiern: "Wir haben Lisa abends mit Fackeln empfangen und bei ihr in der Scheune gefeiert. Eins steht fest: Wir Frickenhäuser können feiern." erzählt Valentin Reinhard, Vorsitzender des Faschingsvereins, der das Benefiziatenhaus als Vereinsdomizil nutzt.
Bürgermeister: Wir sind Fränkische Weinkönigin
Die Feierlichkeiten gingen am Samstag mit dem Empfang der 66. Fränkischen Weinkönigin im Weingut Meintzinger in Frickenhausen weiter. Bürgermeister Günther Hofmann hatte Lisa Lehritter kaum begrüßt, als das Publikum schon ihren Namen skandierte. Hofmann sagte, als Bürgermeister von Frickenhausen habe er nun schon viele Facetten des Amtes erlebt, aber Lisa Lehritter habe ihm den schönsten Tag seiner Amtszeit beschert. Der Titel des neuen Mitteilungsblatts stünde jedenfalls fest: "Wir sind Fränkische Weinkönigin".
Auch die Deutsche Weinkönigin Eva Brockmann, der Präsident des Fränkischen Weinbauverbands Artur Steinmann, der Würzburger Landrat Thomas Ebert, die Kitzinger Landrätin Tamara Bischof und der Bundestagsabgeordnete Paul Lehrieder (CSU) begrüßten die neue Fränkische Weinkönigin.
Bürgermeister Hofmann und Landrat Ebert waren am Freitag in Aschaffenburg dabei und jubelten mit als die Siegerin bekannt gegeben wurde. Sie habe die Jury mit Expertise und Charme überzeugt, sagte der Landrat. Der Würzburger Landrat lobte aber auch die beiden anderen Kandidatinnen. Es sei ein tolles Zeichen, dass die beiden anderen Kandidatinnen trotz der Enttäuschung ebenfalls an der Feier in Frickenhausen teilnahmen.
Lisa Lehritters erste Rede als Fränkische Weinkönigin
Die neue Fränkische Weinkönigin Lisa Lehritter begann ihre erste Rede überlegt: "Ich habe lange darüber nachgedacht: Was sollen meine ersten Worte als Fränkische Weinkönigin sein?" Das Leben sei ein mehrteiliger Roman, in dem jeder Einzelne entscheide, was er in den einzelnen Bändern schreibe. "Ich schreibe nun einen Band mit dem Titel "Weinkönigin der Silvanerheimat."
Sie beschrieb den Wahltag als Achterbahn der Gefühle, Freudentränen und Gänsehaut wechselten sich ab. Lisa Lehritter erzählte, sie habe auf der Fahrt nach Aschaffenburg zu ihrer Schwester gesagt, dass sie es nicht glauben könne und alles wie ein Traum sei. "Und der Traum hält an." Die neue Weinkönigin sagte, ihre Aufregung sei in dem Moment verflogen gewesen, als sie in Aschaffenburg auf dem Weg zur Bühne an ihrem Fanblock vorbeigelaufen sei. Ihre Unterstützerinnen und Unterstützer hätten dann am Ende des Abends auf der Bühne das Frickenhäuser Heimatlied angestimmt.
Und genau das wiederholte sich am Samstag auf dem offiziellen Empfang in Frickenhausen: Voller Euphorie sangen die Anwesenden Gäste das Frickenhäuser Heimatlied: "Frickahausa, meine Heimat, o wie lieb ich Dich".
Als solche ist sie jetzt auf mindestens ein Jahr für ganz Weinfranken da. Für ihre möglichst hochkarätigen Auftritte - über örtliche Weinfeste und Fasching hinaus - ist ihr zu wünschen, dass sie im Mittelpunkt stehen und nicht nur am Rande dabei sein darf - was zuletzt auch noch als "Termin" gewertet wurde. Eine stete Herausforderung an das Anspruchsniveau auch der Organisatoren. gut abzuwägen.
Es geht in erster Linie nicht um persönliche Fortentwicklung und Erlebnisse, sondern um sympathisches Auft reten und Willkommenskultur für die Region und ihre Winzerschaft.
Hohe Anerkennung gebührt auch die durchdachte Antrittsrede der neuen Weinbotschafterin in ihrer Heimatgmeinde, ebenso wie die tapfer-solidarische Anwesenheit der beiden Mitbewerberinnen.