
Beim Aufbau von Kindergärten spielten die Kirchengemeinden früher eine herausragende Rolle. Der Kindergarten in Goßmannsdorf stand 125 Jahre lang unter kirchlicher Trägerschaft. Zum Jahreswechsel endete diese Ära. Die Stadt Ochsenfurt hat die Trägerschaft übernommen und ist nun für sieben der neun Kindergärten und Kindertagesstätten im Stadtgebiet verantwortlich. Es könnte nicht das letzte Mal sein, dass die Stadt einspringen muss, weil die kirchlichen Träger mit der Aufgabe überfordert sind.
Der Betrieb der Kindertagesstätten sei für die Stadt mit erheblichen finanziellen Aufwendungen verbunden, sagt Stadtdirektor Gerhard Englert. Die Stadt investiere in die Infrastruktur und den Betrieb, um eine stabile Versorgung mit Betreuungsplätzen sicherzustellen und damit den gesetzlichen Verpflichtungen zu genügen. Zwar gebe es Fördermöglichkeiten, insbesondere für Personal- und Betriebskosten. Ein erheblicher Anteil müsse aber über den städtischen Haushalt gedeckt werden.
Im Falle des Kindergartens in Goßmannsdorf kam es im vergangenen Jahr zu intensiven Gesprächen mit freien Trägern. Schließlich sei die Entscheidung getroffen worden, die Trägerschaft von der Kirche auf die Stadt zu übertragen. "Wenn sich kein neuer Träger findet, muss die Kommune übernehmen", erklärt Englert.
Findet sich kein freier Träger für einen Kindergarten, muss die Kommune einspringen
Der Elisabethenverein, der den Kindergarten bislang geführt hatte, sah sich nicht mehr in der Lage, die Trägerschaft fortzusetzen. Andreas Breu vom Elisabethenverein erläuterte: "Da sich kein neuer Vorstand fand und die Verbindung vieler Vorstandsmitglieder zum Kindergarten altersbedingt schwand, haben wir beschlossen, die Verantwortung in die Hände der Stadt Ochsenfurt zu legen."
Vom Ochsenfurter Stadtrat wurde die Übernahme im November einhellig begrüßt, auch deshalb, weil sich im benachbarten ehemaligen Schulgebäude bereits eine Kinderkrippe unter städtischer Trägerschaft befindet. Ab dem 1. Januar hat Elenya Hader, die bisherige Leiterin der Kinderkrippe, zusätzlich die Leitung des Kindergartens übernommen. Damit wird sie künftig für insgesamt zwei Krippengruppen und zwei Kindergartengruppen verantwortlich sein. Sie freue sich darauf, die Tradition fortzuführen und gleichzeitig die Einrichtung in eine neue Ära zu führen, sagt Hader: "Ich bin gespannt auf die neue Herausforderung und darauf, die gute alte Zeit in eine ebenso gute neue Zeit zu überführen."
Zukünftig wird es einen wachsenden Bedarf an Betreuungsplätzen geben
Die Mitarbeitenden des bisherigen Trägers werden übernommen und weiterbeschäftigt, was eine Umstrukturierung und Neuorganisation innerhalb der städtischen Verwaltung erfordere, sagt Verwaltungschef Englert. Neben dem Trägerwechsel in Goßmannsdorf sei auch der wachsende Bedarf an Betreuungsplätzen ein zentrales Thema in der Stadtverwaltung. Insbesondere in den letzten Jahren sei die Nachfrage nach Kindergarten- und Krippenplätzen in Ochsenfurt gestiegen.
"Die Eltern wünschen sich vor allem flexible Betreuungsangebote, und das erfordert eine ständige Anpassung des Angebots", so Englert. Dies betreffe vor allem die Krippenplätze, die in den letzten Jahren nicht in ausreichendem Maße vorhanden waren. Aufgrund der steigenden Zahl von Neubauten und einer wachsenden Bevölkerung müssten die Planungen für die künftige Kindergartennutzung frühzeitig angepasst werden.
Zwei der neun Ochsenfurter Kindergärten befinden sich noch in kirchlicher Trägerschaft, der Kindergarten St. Thekla im Bärenthal und der Kindergarten in Hopferstadt. In Hopferstadt werde es in Zukunft auch so bleiben, sagt Englert. Und auch für den Kindergarten St. Thekla gebe es noch keine konkreten Pläne für Veränderungen, sagt Stadtpfarrer Oswald Sternagel.
"Die Trägerschaft ist mit vielen gesetzlichen Auflagen und Vorschriften verbunden", sagt Sternagel. Bislang wird der Kindergarten einschließlich aller finanziellen und rechtlichen Aspekte von der Kirchenstiftung verwaltet - vertreten durch Sternagel und ein Mitglied der Kirchenverwaltung. Sollte zusätzlicher Bedarf an Krippenplätzen bestehen, dann werde man versuchen, gemeinsam mit der Stadt eine Lösung zu finden. "Wir sind immer offen für Gespräche, wenn sich die Situation ändert", so Sternagel
Neben den bereits in Planung befindlichen Um- und Neubauten von Kindergärten gibt es laut Englert auch Überlegungen über den möglichen Neubau eines weiteren Kindergartens, um den steigenden Bedarf langfristig zu decken. Die Stadt prüfe derzeit verschiedene Optionen, um auch für künftige Generationen von Familien ausreichende Betreuungsangebote bereitzustellen.