Es gibt neue Wendungen im Fall der Missbrauchsvorwürfe gegen einen Geistlichender Diözese Würzburg. Ihm wird die Vergewaltigung von Alexandra W. aus Würzburg vorgeworfen, zudem besteht der Verdacht des sexuellen Missbrauchs eines Schutzbefohlenen, eines ehemaligen Schülers des Kilianeums Würzburg. Dieser hatte sich an die Ansprechpartner der Diözese für Opfer sexuellen Missbrauchs gewendet, im Dezember 2017 hatte die Diözese Würzburg Strafanzeige gestellt. Über beide lange zurückliegende Fälle hat diese Redaktion mehrfach berichtet, beide Fälle wurden auch von Seiten der Staatsanwaltschaft geprüft - und die Akten geschlossen, unter anderem wegen Verjährung.
Doch jetzt gibt es neue Dynamik: Denn nach unseren Recherchen soll der beschuldigte Kleriker den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs eines Internatsschülers eingeräumt haben. Dieser Hinweis kommt von einer Person, die es wissen muss. Sie ist innerhalb der katholischen Kirche an zentraler Stelle damit befasst und hat die Information des Geständnisses in einem Gespräch an den Sozialpädagogen Johannes Heibel weitergegeben. Heibel ist auch Vorsitzender der Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen und seit vielen Jahren mit Recherchen auch in der katholischen Kirche befasst.
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Bei dem Beschuldigten handelt es sich um einen Würzburger Ruhestandspriester. Diese Redaktion hat das bischöfliche Ordinariat aufgrund der neuen Erkenntnisse unter anderem gefragt: Wie geht das Bistum mit diesem Eingeständnis um? Welche Konsequenzen hat dies für den Beschuldigten? Die Diözese Würzburg bezieht jedoch "mit Blick auf die Persönlichkeitsrechte keine Stellung".
Wird das bereits abgeschlossene Verfahren wieder aufgenommen?
Ob der Geistliche auch den Vorwurf der Vergewaltigung eingeräumt hat, darüber liegen der Redaktion keine Hinweise vor. Alexandra W. aus Würzburg beschuldigt den Kleriker ab 2013 dieses schweren Vergehens. Als mutmaßlichen Tatort nennt sie das Exerzitienheim Himmelspforten, als Tatzeit das Jahr 1988. Ihr Fall wurde kirchenrechtlich untersucht und die Akte auf Empfehlung der Glaubenskongregation Ende 2015 geschlossen. Auch die staatliche Justiz prüfte den Vorwurf, stellte den Fall jedoch wegen Verjährung ein.
Alexandra W. bleibt jedoch bei ihrer Beschuldigung und gibt nicht auf. Und auch zu ihrem Fall gibt es Neuigkeiten. Auf Anfrage teilte das bischöfliche Ordinariat mit: "Unabhängig von dem juristisch bereits abgeschlossenen Fall eines ehemaligen Schülers des Kilianeums wird derzeit gemeinsam mit der Betroffenen überlegt, ob das bereits abgeschlossene Verfahren ... wieder aufgenommen werden soll."